Spiegel E-Book - Nelson Mandela 1918-2013
um die Anschaffung von Rüstungsgerät verstrickt. Ein Verfahren gegen Zuma selbst wurde erst kurz vor seiner Wahl 2009 niedergeschlagen.
Dabei gehört Zuma zur alten Riege der Befreiungskämpfer. Wie Mandela saß er auf Robben Island, der Gefängnisinsel vor Kapstadt, ein. Zuma, ein junger Heißsporn, soll damals von den älteren Gefangenen überhaupt erst richtig lesen gelernt haben. Es war jene Zeit, als noch nicht abzusehen war, dass das eiserne Regime der Weißen über Südafrika jemals zusammenbrechen würde.
Der Aufstieg des Unruhestifters
Mandela, geboren 1918, ist in einem System aufgewachsen, in dem eine kleine weiße Minderheit die schwarze Mehrheit unterdrückte. Die totale Trennung der Menschen nach Hautfarben durchdrang alle Lebensbereiche. Die Weißen hatten sich zu Herren aufgeschwungen, die die Schwarzen in bestimmte Viertel verbannten, sie in Armut und Unwissenheit hielt und ihnen jede Aufstiegsmöglichkeit versagten. Mandela, Sohn eines Tembu-Häuptlings in der Transkei, hieß in der Stammessprache Rolihlahla, was umgangssprachlich „Unruhestifter“ bedeutet - ein Name, dem er gerecht werden sollte.
Als einer der wenigen mit seiner Hautfarbe ergatterte er eine höhere Bildung, studierte zunächst an der einzigen Schwarzen erlaubten Universität in Fort Hare. Mandela geht nach Johannesburg, wird Praktikant in einer Anwaltskanzlei, studiert Jura und gründet später mit seinem Freund Oliver Tambo die erste schwarze Anwaltssozietät.
Und er kostet das Stadtleben aus: „Er war ein Township-Held, ein Mann der Frauen, ein Tänzer und ein Boxer“, schreibt sein Biograf Anthony Sampson. Die Politik interessiert ihn erst allmählich, dank dem Einfluss seines langjährigen Freundes Walter Sisulu. Dafür ist Mandela ein Leben lang dankbar: „Von der Herkunft war ich zum Herrscher geboren, aber Sisulu half mir zu begreifen, dass meine wahre Berufung war, dem Volk zu dienen.“
1944 gründen Mandela, Tambo und Sisulu die Jugendliga des ANC. Dessen Ziel ist, ein Südafrika zu schaffen, in dem die Hautfarbe keine Rolle spielt, nicht ein multirassistischer, sondern ein nicht-rassistischer Staat - der ANC will die Weißen ausdrücklich nicht ins Meer treiben.
Die schwarze Bewegung radikalisiert sich nach dem Massaker von Sharpeville. Mandela wird Befehlshaber der neu gegründeten Kampforganisation des ANC, „Umkhonto we Sizwe“ (Speer der Nation). Er war nie ein Pazifist, neben die Strategie des zivilen Ungehorsams gegen das Regime, traten Attentate, nicht gegen Menschen, sondern gegen symbolische Gebäude, auf die Infrastruktur der Weißen.
Selbst den ärgsten Feind mit Würde behandeln
Im Spätsommer 1962 wird Mandela festgenommen und unter anderem wegen Protestaktionen zu fünf Jahren verurteilt. Ein Jahr später steht er mit weiteren Mitangeklagten erneut vor Gericht, im berühmten Rivonia-Prozess. Als Hauptangeklagtem wird ihm die Verantwortung für zahlreiche Sabotageakte zur Last gelegt. Der Staatsanwalt fordert die Todesstrafe. Mehr als 30 Jahre später, als Präsident, lud Mandela ihn zum Essen ein. Es ist dieses Bemühen, selbst den ärgsten Feind mit Würde zu behandeln und verstehen zu wollen, das Mandelas Glaubwürdigkeit ausmacht.
Der Richter folgt dem Staatsanwalt nicht, sondern verhängt lebenslänglich: Die Angeklagten jubeln wie nach einem Freispruch, hatten sie doch untereinander vereinbart, gegen ein Todesurteil keine Berufung einzulegen, sondern sich dem Henker zu überantworten. „Wir würden in einer Wolke des Ruhms verschwinden. Das ist der Dienst, den wir unserer Organisation und unserem Volk erweisen können“, erklärte Mandela damals einem Freund.
Für 27 Jahre sollte Mandela im Gefängnis verschwinden: Auf Robben Island ist er den Schikanen der Wärter ausgesetzt. Er leidet aber am meisten darunter, nicht bei seiner Frau Winnie und seinen fünf Kindern sein zu können. Er schuftet im Steinbruch der Insel, als einer seiner Söhne bei einem Autounfall ums Leben kommt. Systematisch versucht die Lagerführung, die schwarzen Gefangenen zu brechen. Zu Anfang dürfen sie nicht einmal lange Hosen tragen, Shorts sollen auch äußerlich klarmachen: Schwarze und schon gar schwarze Gefangene sind keine vollwertigen Menschen, eher ungezogene Schuljungen.
Mandela protestiert so lange, bis ihm ein Wächter eine alte Khakihose hinwirft. Mandela wäre nie Madiba geworden, wenn er sich damit zufriedengegeben hätte. Er legt das Geschenk nicht an, bis allen seinen Mitgefangenen lange
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