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Spiegel E-Book - Nelson Mandela 1918-2013

Spiegel E-Book - Nelson Mandela 1918-2013

Titel: Spiegel E-Book - Nelson Mandela 1918-2013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Puhl (Vorwort)
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Beinkleider erlaubt werden.
    Die Zeit des Wandels
    Gegen die Tristesse hält er sich mit Sportübungen fit, im Gefängnisgarten zieht er Gemüse - manchmal gibt er sogar den Wächtern etwas ab. Mandela organisiert beharrlich den passiven Widerstand gegen die Willkür. Doch persönlich bringt er keinen Hass gegen die Handlanger des Rassistenregimes auf. Einer der Wächter wird gar sein Freund.
    Ab Anfang der achtziger Jahre liegt Wandel in der Luft. Mandela verlässt die Insel, wird im Pollsmoor- und ab 1988 im Victor-Verster-Gefängnis inhaftiert. Er genießt Privilegien, bewohnt einen eigenen kleinen Bungalow mit Swimmingpool.
    Das Regime biedert sich beim Staatsfeind Nummer eins an. Und Mandela erkennt dessen Schwäche: Der Sowjetblock wankt, die kommunistische Bedrohung verblasst, die immer als Legitimation für das Apartheid-Regime hatte herhalten müssen. Die Machthaber sind isoliert, internationale Wirtschaftssanktionen treiben sie weiter in die Enge.
    Mandela darf jetzt manchmal Ausflüge machen. Seine Bewacher lassen ihn gar unbewacht. Doch er flieht nicht, er weiß, die Zeit arbeitet für ihn und die Sache der Schwarzen.
    Es gehört zu seinen größten politischen Leistungen, die Avancen des Regimes nicht ausgeschlagen zu haben. Auf sich allein gestellt, ohne sich mit den Getreuen aus dem ANC beraten zu können, führt er vorsichtig „Gespräche über Gespräche“. Schließlich macht Präsident Pieter Willem Botha 1985 das Angebot, Mandela freizulassen unter der Bedingung, er möge der Gewalt abschwören. Der Gefangene ist aber nicht bestechlich. „Ich kann mein angeborenes Recht nicht verkaufen. Nur freie Menschen können verhandeln“, entgegnet Mandela.
    1990 gesteht das Regime seine Niederlage ein: Der neue Präsident, Frederik Willem de Klerk, läutet am 2. Februar das Ende der Apartheid ein und hebt das Verbot des ANC auf. 150 Millionen Menschen verfolgen an den Bildschirmen wie Mandela wenige Tage später das Gefängnis verlässt, die Faust kämpferisch in die Höhe gestreckt. Mandela verhandelt den sanften Übergang der Macht herbei. De Klerk und er erhalten dafür den Friedensnobelpreis.
    Das Blutbad bleibt aus
    1993, vor den ersten freien Wahlen, steht das Land vor einem Bürgerkrieg. Bewaffnete weiße Rechtsextremisten, Zulu-Separatisten und ANC-Kämpfer liefern sich Schießereien. Es gibt Tote jeden Tag. Da erschießt ein weißer Fanatiker den charismatischen Kommunisten Chris Hani. Madiba legt sein ganzes moralisches Gewicht und sein Charisma in eine Rundfunkrede, die eine Explosion der Gewalt verhindern soll: „Heute Abend wende ich mich tief bewegt an jeden einzelnen Südafrikaner, schwarz oder weiß. Ein weißer Mann voller Vorurteile und Hass beging eine abscheuliche Tat, dass unsere ganze Nation am Rande eines Desasters dahinschwankt“, sagt er und lobt aber auch eine „weiße Frau burischer Abkunft“, die geholfen hat, den Mörder zu finden. Das Blutbad bleibt aus.
    1994 bildet Mandela mit de Klerk eine Regierung der nationalen Einheit. Die Schwarzen übernehmen einen ineffizienten, bürokratischen Staat, wirtschaftlich ruiniert, mit gewaltigen sozialen Unterschieden zwischen den Hautfarben.
    Nach fünf Jahren tritt Mandela freiwillig als Präsident zurück - auch darin ist er ein unerreichtes Vorbild für viele afrikanischen Führer.
    Privat hat er sich von der machtgierigen, in Skandale verwickelten Winnie Mandela getrennt, er heiratet Graça Machel, die Witwe des früheren Präsidenten von Mosambik. Seine öffentlichen Auftritte werden immer seltener. Madiba, der gerne im Jubel der Mengen schwelgte, möchte sich nicht mal zur Eröffnungsfeier der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 beklatschen lassen. Dass die Spiele am Kap stattfinden, ist auch ein Verdienst des fußballverrückten Greises. Doch kurz vorher kommt seine Urenkelin auf dem Rückweg vom Eröffnungskonzert in Johannesburg bei einem Verkehrsunfall ums Leben.
    Sein Leben lang hatte seine Familie auf ihn verzichten müssen. Seine Kinder haben ihn erst nach der Haftentlassung wirklich kennengelernt. Das hatte Mandela mehr geschmerzt als Gefangenschaft und Erniedrigung. Jetzt will er ein bisschen aufholen. Bis zum Ende ist er nie mehr allein. So auch in seinen letzten Stunden, als sich seine Familie im Haus in Johannesburg versammelt - und Abschied nimmt.
Jan Puhl

SPIEGEL-TITEL 50/2013

Madibas Magie
Er befreite die Schwarzen, einte sein Land, wurde zum Idol für Millionen in aller Welt, zu einem Superstar. Nelson Mandelas

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