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Spiegel E-Book - Nelson Mandela 1918-2013

Spiegel E-Book - Nelson Mandela 1918-2013

Titel: Spiegel E-Book - Nelson Mandela 1918-2013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Puhl (Vorwort)
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nicht nur als Minister, sondern als Vizepräsidenten zu akzeptieren, falls seine Nationale Partei mindestens 20 Prozent der Stimmen gewinnt. Heißt das: Wenn Südafrikas erster schwarzer Präsident Nelson Mandela ausfällt oder im Ausland weilt, übernimmt wieder de Klerk die Regierungsgeschäfte?
    Mandela: Nein. Es wird zwei Vizepräsidenten geben - einen stellt die stärkste, den anderen die zweitstärkste Partei. Es spricht also vieles dafür, daß der Vizepräsident der stärksten Partei den Präsidenten vertritt.
    SPIEGEL: Ist es denn sicher, daß der ANC die Wahl gewinnen wird?
    Mandela: Die Umfragen zeigen deutlich: Der Afrikanische Nationalkongreß war noch nie populärer, seine Führer liegen in der Gunst der Wähler meilenweit vor den Politikern anderer Parteien.
    SPIEGEL: Immer wieder haben Sie behauptet, für die Gewalt in Südafrika sei letztlich Präsident de Klerk selbst verantwortlich, er habe keinen Respekt vor schwarzem Menschenleben. Warum sind Sie dennoch bereit, den Friedensnobelpreis mit ihm zu teilen?
    Mandela: Ich bin bereit, den Teil des Preises, der mir angeboten wurde, zu akzeptieren. Das Nobelpreis-Komitee hat entschieden, den Preis zu teilen. Ich habe keinen Grund, dies zu kritisieren. Das wäre eine Brüskierung des Komitees eines Landes, das unseren Befreiungskampf schon unterstützt hat, als sich alle Welt noch von uns abwandte.
    SPIEGEL: Trotz der Erfolge bei den Verhandlungen über ein neues, demokratisches Südafrika ist die Zahl der politischen Gewalttaten erschreckend gestiegen. Seit Anfang 1990 gab es über 10 000 Tote, fast ausschließlich Schwarze. Warum konnte der Terror nicht eingedämmt werden?
    Mandela: In keinem Land der Welt würde ein Staatschef nach einer solchen Welle politisch motivierter Gewalt sagen: Ich kann nichts tun, die Führer der Parteien sollen sich treffen und miteinander beraten. De Klerk aber verhält sich so. Seine Polizei ist meist nicht in der Lage, die Täter festzunehmen. Entweder hat de Klerk die Kontrolle über die Sicherheitskräfte verloren, oder die Sicherheitskräfte handeln gemäß seinen Anordnungen . . .
    SPIEGEL: . . . dann würde er die Gewalt aus politischem Kalkül billigen. Welches Interesse sollte de Klerk an solchen politischen Verbrechen haben?
    Mandela: Wir werfen ihm vor, daß er seine Möglichkeiten nicht nutzt, die Gewalt einzudämmen. Wir meinen, de Klerk ist Teil der Gewalt, denn sie trifft fast ausschließlich die schwarze Bevölkerungsmehrheit. Angst und Einschüchterung könnten dazu führen, daß viele Schwarze nicht zur Wahl gehen. Und dann hätte die Nationale Partei doch noch eine Chance, die Macht zu behalten.
    SPIEGEL: Sie haben mehrmals Gespräche mit ultrarechten weißen Politikern geführt, die einen eigenen Volksstaat für die Buren fordern. Wie viele Zugeständnisse wollen Sie machen, um auch solche Gruppen in eine politische Lösung einzubinden?
    Mandela: Zwei unserer fähigsten Leute, der nationale Vorsitzende des ANC, Thabo Mbeki, und der stellvertretende Generalsekretär der Organisation, Jacob Zuma, sind mit diesen Verhandlungen betraut worden. Wir werden den Rechten entgegenkommen und versuchen, ihr Mißtrauen zu überwinden.
    SPIEGEL: Und ihnen ein weißes Homeland schaffen?
    Mandela: Wir werden niemals einem Afrikaaner-Volksstaat zustimmen, in dem eine Rasse sich vom Rest des Landes trennt. Wir haben die Politik, die auf ethnischer Teilung beruht - die Apartheid -, für immer besiegt. Aber wir nehmen die Sorgen und Ängste der Afrikaaner ernst und hoffen auf eine Lösung, zum Beispiel im Rahmen regionaler Autonomie.
    SPIEGEL: Auch die Schwarzen sind über die Zukunft Südafrikas zerstritten. Die von den Zulus beherrschte Inkatha-Freiheitspartei hat die Verfassungskonferenz im Juli verlassen. Ihr Führer Mangosuthu Buthelezi droht gar mit Bürgerkrieg, falls Sie die Macht übernähmen. Was wird der ANC tun, um diesen Alptraum für Südafrika zu verhindern?
    Mandela: Wir glauben nicht, daß Probleme mit Gewalt gelöst werden können, und wir werden uns bemühen, alle politischen Kräfte vom friedlichen Weg zu überzeugen. Aber natürlich behalten wir uns auch das Recht vor, andere Maßnahmen zu ergreifen . . .
    SPIEGEL: . . . also Zwang anzuwenden, notfalls den Ausnahmezustand zu verhängen?
    Mandela: Wenn alle Überzeugungsversuche fehlschlagen, dann werden wir - in Absprache mit anderen politischen Parteien - entsprechend reagieren.
    SPIEGEL: ANC und Inkatha haben vor Monaten beschlossen, in Natal

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