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Spiegelblut

Spiegelblut

Titel: Spiegelblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta Maier
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zurück, mied die Fenster.
    »Ich habe nachgedacht«, fing er dann an, als ich ihm folgte und mich auf das Schaffell sinken ließ. Ob er wusste, was ich alles gehört hatte? Ich hatte einfach so getan, als wäre ich zu dem Zeitpunkt aus der Bewusstlosigkeit erwacht, als er mich zum Auto getragen hatte.
    »Ich werde dich dem Spiegelbluttest unterziehen.«
    Mein Mund klappte auf, doch es kam trotzdem kein Laut heraus. Ich war fast so erschüttert darüber wie damals, als er mir seine Obhutregeln verkündet hatte. Spätestens jetzt wäre es an der Zeit gewesen, ihm zu sagen, dass die Reflexionskraft in mir gespielt hatte wie ein Fanfarenzug, aber meine Angst, damit meine Freiheit für immer zu verlieren, war zu groß.
    »Das ist ein schrecklicher, unmenschlicher Test«, erwiderte ich daher nur und stand auf, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Nenn mir einen Grund, warum du mir das antun willst!«
    Wollte er mich dadurch von sich fernhalten? Machte es das für ihn leichter, mich ebenfalls nicht gern zu haben? Hatte er mich deshalb von Anfang an so schlecht behandelt? Wieso sollte ich ihn hassen? Hing es mit Remo zusammen? Sollte Remo nicht spüren, wie sehr Damontez mich mochte? Wie gefährlich war es für mich, wenn Damontez mich liebte?
    »Faylin wird keine Ruhe geben. Ich möchte einfach wissen, was du bist. Und solltest du ein Spiegelblut sein, brauchst du deine Kräfte – schneller als wir alle gedacht haben. Der Test würde sie dir schenken.«
    »Ist das auch wieder eine deiner tollen Schutzmaßnahmen?«, würgte ich hervor. »Wenn ja, ich verzichte dankend.«
    »Du wirst keine Wahl haben.« Damontez musterte mich ernst.
    »Du willst mich zwingen, so wie Faylin?« Der Kloß in meiner Kehle wurde immer größer. Die Vorstellung, er würde mich mit Stricken zusammenschnüren, mich taub und blind machen, erstickte mich fast, aufkommendes Vertrauen hin oder her.
    »Wenn du mir keine andere Möglichkeit lässt, ja.«
    Er tat unbarmherzig, ruhig und gefasst, als wäre es ihm gleichgültig, welche Ängste ich dabei ausstehen würde. Doch das entsprach nicht der Wahrheit. Ich wusste es jetzt besser. Aber ich konnte trotzdem nicht sagen, wie weit er bei dem Versuch, mich auf Abstand zu halten, gehen würde.
    Ich schüttelte nur fassungslos den Kopf, lief zurück zu den Fenstern und flüchtete in den Spalt Tageslicht, der mir garantierte, ihn von mir fernhalten zu können. Ich stützte meine Hände gegen die Scheiben und atmete ein paar Mal tief ein und aus.
    »Coco …« Ich hörte seine Schritte.
    »Bleib weg von mir oder ich reiße den Vorhang zurück!«, rief ich ihm zu.
    »Vampire sterben nicht durch ein bisschen Licht. Dazu braucht es schon mehrere Minuten oder Stunden, je nach Alter und Konstitution.« Er klang fast amüsiert und es ärgerte mich, dass er sich über mein Unwissen lustig machte. Vor allem, weil er eben noch so unerbittlich getan hatte. Wusste er überhaupt, was er wollte?
    »Ach ja?«, fragte ich. »Und was passiert dann mit euch? Zerrieselt ihr wirklich zu Asche oder erzählen das nur die dummen, naiven Menschen?«
    Ich ruckte jäh an dem Vorhang, als wäre er schuld an meiner ganzen Misere. Im nächsten Moment krachte die bleischwere Gardinenstange samt Stoff herunter. Damontez riss mich gerade noch zur Seite, bevor die Stange auf meinen Kopf knallte. Tageslicht ergoss sich wie eine Flut in das düstere Zimmer und badete mich in Licht. Welche Ironie, nach dieser Nacht am Ende von einer Vorhangstange erschlagen zu werden.
    »Damontez, der Test …« Mein Herzschlag geriet ins Stolpern, als ich ihn neben dem Fenster knien sah. Das starre Gesicht war ein einziger Ausdruck des Schmerzes, obwohl er nur in seinen Augen tobte. Seine Fingernägel krallten sich so tief in das Kassettenmosaik des Parketts, dass einzelne Holzteilchen bereits heraussplitterten.
    »Damontez?«, rief ich erschrocken aus. »Was ist los? Ist es das Licht?« Ratlos sah ich mich um, er saß im Schatten, hatte keinen Kontakt zu der Helligkeit, die in dem Saal wie ein Fremdkörper wirkte. Seine Nägel gruben sich unter das splitternde Holz, seine Finger brachen die geleimten Holzteile heraus. Vielleicht stimmte es gar nicht, was er gesagt hatte. Vielleicht tötete ihn das Sonnenlicht ja doch!
    »Was soll ich tun?«, schrie ich ihn an. Ich stürzte wie eine Idiotin vor das helle Fenster und versuchte, mit meinem Körper das Licht abzuschirmen. »Sag es mir!«
    Seine Kehle schwoll an, als würde er krampfhaft einen Schrei

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