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Spiegelblut

Spiegelblut

Titel: Spiegelblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta Maier
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Angst. Bei jedem Geräusch kreiselte ich herum, wusste, dass er mich beobachtete. Mein Puls raste, mein Blut zuckte in den Adern.
    Da sah ich ihn plötzlich. Er streifte wie gedankenverloren durch das Gehölz, zupfte hier und dort singend an einem der Sträucher wie eine Erscheinung. Draca . Er war ganz in Schwarz gekleidet, nur seine helle Haut und das Haar hoben sich von der Nacht ab. Ich war wie erstarrt. Er wusste, ich hatte ihn gesehen. Er hatte sich mir gezeigt. Trotzdem rannte ich in die andere Richtung los. Bis er dort vor mir herumgeisterte, sich inszenierte und ich wieder kehrtmachte. Er jagte mich, ohne mich zu verfolgen, allein dadurch, dass er sich zeigte, trieb er mich an den Rand der Erschöpfung. Aber ich konnte nicht aufhören zu fliehen. Die idiotische Hoffnung, ich könnte ihm entkommen, ließ mich jedes Mal aufs Neue laufen. Irgendwann sackte ich kraftlos auf die Knie.
    Als ich aufsah, beugte er sich über mich. Ich hatte ihn nicht gehört und fuhr so scharf zurück, dass mein Kopf an den Baumstamm hinter mir prallte.
    »Guten Abend, mein kleiner Engel.« Er lächelte mit blassen Lippen. Ich kroch innerlich in mich zusammen, als er mich aus seinen rubinroten Augen anstarrte. »Was meinst du? Wollen wir beide die Blumen erblühen lassen? Es ist so lange her, dass ich den Frühling geschmeckt habe, mein Herz.«

28. Kapitel
    »Ich fürchte mich so sehr … gib mir die Kraft, gut zu sterben!«
    AUS BRAVEHEART
    Jemand muss mich finden! Wie hatte ich nur so dumm sein können, einem Phantom nachzulaufen?
    Ich muss mit ihm reden!
    »Wieso Finan?« Zwei Wörter, so schwierig auszusprechen, wenn der Verstand sich gegen die Möglichkeit des Todes wehrt.
    »Er war die Maßnahme, die nötig war, um dich wegzulocken.« Draca kauerte in Lauerstellung vor mir. Ein Knie auf dem Boden, den Fuß des anderen Beines aufgestellt. Sein Oberkörper neigte sich über mich, ich lag mehr, als dass ich saß. Jederzeit konnte er sich auf mich stürzen, um mich zu töten.
    »Hat dir die Illusion nicht gefallen?« Seine Lippen öffneten sich leicht .
    Lass ihn nicht mehr singen! Bitte, lass ihn nie wieder singen.
    »Wie war das möglich?«, flüsterte ich.
    »Ich habe mir einen Illusionisten geborgt. Er war gut, nicht wahr?«
    »War?« Alles in mir erzitterte.
    Draca ließ sein weizengelbes Haar nach vorne fallen, spielerisch und neckend. »Ein Ursprünglicher, dem ich versprochen hatte, ihn zu Faylin zu bringen, damit er ihn töten kann. Leichtgläubige, naive Menschen.« Er lachte tief und dunkel. »Jetzt ist er tot. Sein Blut war unabdingbar, um dich länger am Leben zu lassen, mein Herz. So kann ich dir besser widerstehen. Sei ihm dankbar! Außerdem hat er mir auch kurzfristig seine Eigenschaft übertragen.« Er senkte den Kopf zu mir nach unten, seine Zähne glänzten wie Elfenbein. Und mein Gott, sie waren lang! Mindestens fünf Zentimeter. Er würde mir die Kehle komplett aufreißen. Frisches, hellrotes Blut tropfte von den Spitzen.
    Ich wich automatisch zurück, als er näher kam, schob mich auf den Unterarmen nach hinten, an dem Baum vorbei. Plötzlich hing er über mir, auf allen vieren wie ein Raubtier, das seine Beute gleich am Hals packen würde. Mein Kopf sank auf den Waldboden. Sein lodernder Blick erstickte meinen Wunsch, mich zu widersetzen.
    Es ist sinnlos. Rede mit ihm! Rede …
    »Aber mein Bruder war so real. Er hat mit seiner Stimme gesprochen …« Bei der Erinnerung an sein »Coco« zog sich mein Magen schmerzhaft zusammen.
    Dracas Augen leuchteten wie rote Sterne. »Ich habe Finans Blut getrunken. Ich trage ihn in mir. Alles von ihm. Ich habe es dem Illusionisten aufgezwungen, es war ganz leicht.« Mit seinem langen, offenen Haar liebkoste er mein Gesicht, ließ es darübergleiten, als wollte er mich kitzeln. Ich drehte ausweichend den Kopf zur Seite, meine Augen füllten sich mit Tränen. Er hatte mit meinen Sehnsüchten und tiefsten Abgründen ebenso gespielt wie mit meinen Ängsten.
    Wo sind Ashlynn und die Vampire?
    »Es wird keiner kommen, um dich zu retten.« Seine Haare fielen über mein Ohr.
    »Wir haben ihnen ebenfalls eine Illusion geschickt. Eine zweite Coco. Sie war nicht ganz so real wie Finan, aber sie war ja auch weiter weg. Sie haben es nicht sofort gemerkt.«
    Die braunhaarige Lichtträgerin auf den Klippen. Das war mein Ebenbild gewesen. »Zum Glück hast du dich weit genug von deiner Gruppe entfernt. Renitenz wird eben immer bestraft.«
    Irgendetwas ließ meine Alarmglocken noch

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