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Spiegelkind (German Edition)

Spiegelkind (German Edition)

Titel: Spiegelkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alina Bronsky
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düstere Vergangenheit hätte.«
    Ich lausche in mich hinein. Der Hass, den ich spüre, brennt in der Tat. Es dauert nicht mehr lange und er wird meine Eingeweide langsam geröstet haben.
    »Ich meine nicht dich«, sagt meine Mutter. »Dass du jetzt hasst, ist ganz normal. Du bist so jung und der Schock ist so groß. Das wird sich noch ändern.«
    »Glaub ich nicht«, sage ich und wende mich von ihr ab.
    »Ich muss wieder zurück«, sagt Ksü und sieht mir in die Augen.
    Mir ist klar, wieso. Und ich werde sie nicht allein lassen. Ich schäme mich dafür, dass ich vor Kurzem noch allzu bereit dazu war. »Ich komme mit.«
    »Bleib hier«, antwortet Ksü.
    »Nein. Jetzt, wo ich weiß, dass meine Mutter in Sicherheit ist, habe ich keine Angst mehr.«
    Ksü hebt den Kopf und schaut mich an. Ich sehe die Hoffnung in ihren Augen aufblitzen und wieder verschwinden.
    »Ich lass dich nicht im Stich«, sage ich.
    Wir sitzen auf der Veranda und lassen die Beine baumeln. Auf den Holzdielen zwischen uns steht ein Tonteller mit winzigen duftenden Erdbeeren, die wir an diesem Morgen im Wald gepflückt haben. Meine Mutter hat uns die Wiese gezeigt und wir sind sofort in die Knie gegangen, um herumzukriechen auf der Suche nach den Beeren, die wie Blutstropfen zwischen den Blättern leuchten. Ich lege sie einzeln auf die Zunge und drücke sie gegen den Gaumen und ihre aromatische Süße breitet sich in meinem Mund aus.
    Ich weiß nicht, was meine Mutter sagen wird, wenn ich ihr nun eröffne, dass ich wieder gehen will. Nicht nur wegen meiner Geschwister, sondern erst mal wegen Ksü.
    Ich höre meine Mutter aus dem Haus auf die Veranda treten, die nackten Füße auf den Dielen.
    »Ich muss wieder weg«, sage ich, ohne mich zu ihr umzudrehen. Ich habe Angst – nicht vor einem Verbot, aber vor ihrer Traurigkeit. »Mit Ksü.«
    Meine Mutter kommt näher und umarmt uns.
    Ksü schaut zu ihr auf.
    »Mein Bruder, verstehen Sie«, sagt sie.
    »Ich verstehe«, sagt meine Mutter. »Natürlich. Du musst zu ihm.«
    »Sie kennen es ja«, sagt Ksü.
    »Ich kenne es«, bestätigt meine Mutter.
    »Und Kassie und Jaro.« Ich stehe auf, bin jetzt auf Augenhöhe mit Laura. »Ich muss sie hierherbringen.«
    »Ja«, sagt meine Mutter. »Es ist Zeit.«
    Der Quadrumrahmen ist ein Tor. Immer, wenn ich eins sehe, muss ich aufpassen, sagt Laura. Niemand kann wissen, was er hier erleben wird, und es gibt Menschen, die einen Rahmen passiert und ihren Verstand für immer zurückgelassen haben.
    »Das Wichtigste ist, dass ihr zusammenbleibt«, sagt meine Mutter. »Jede für euch allein ist schwach, aber zusammen kriegen sie euch nicht so schnell. Wenn wir Pheen etwas besser zusammenhalten würden, wären all die schrecklichen Dinge nicht passiert.«
    »Warum haltet ihr dann nicht zusammen? Könnt ihr euch untereinander nicht leiden?«
    »Nein, so etwas ist uns fremd. Wir sind eher gleichgültig«, sagt meine Mutter. »Einer Phee ist einfach niemals langweilig. Sie ist am liebsten für sich allein.« Sie drückt Ksü an sich. »Das können wir wirklich von euch lernen.«
    »Was?«, fragt Ksü verlegen.
    »Eure Hilfsbereitschaft, euren Mut. Ihr setzt euch für andere ein, obwohl es für euch gefährlich ist. Ohne euch gäbe es uns Pheen überhaupt nicht mehr. Wir sind eine undankbare Art.«
    »Und mich würde es nicht ohne Sie geben«, sagt Ksü und ihre Augen füllen sich wieder mit Tränen.
    Ich weiß nicht, wovon sie genau spricht, aber ich weiß, dass Ksü sich jetzt wieder erinnert. Meine Mutter weint auch, aber sie braucht sich nicht zu erinnern. Sie hat es keinen Augenblick lang vergessen.
    »Ich schäme mich so, dass ich sie nicht retten konnte«, sagt sie. »Ich habe sie verloren, weil wir Einzelgänger sind. Hätten Pheen zusammengehalten, wären unsere Möglichkeiten viel größer gewesen.«
    »Aber Sie haben mich gerettet.«
    »Ich konnte nicht genug tun«, sagt meine Mutter bitter, die Tränen rollen ihre Wangen herunter. »Ich bin schuld, weil es immer um meine gottverdammten Quadren geht. Ich hatte deinen Eltern so oft gesagt, dass sie die nicht so wichtig nehmen sollen. Ein paar vernichtete Quadren sind kein Drama. Ich hätte neue gemalt. Ich wollte kein Blut und keinen Tod. Ich wollte einfach in Frieden leben und meine Kinder großziehen. Aber sie sahen es anders.«
    »Es ist nicht Ihre Schuld. Ihre Kunst war für meine Eltern stärker als das Leben.«
    »Und du sagst, ich bin nicht schuld?« Meine Mutter ist bestürzt. »Nicht schuld, wenn ich etwas

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