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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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    Bald.
    *
    » Sie hätten sich sofort bei uns melden müssen«, sagte Bert. » Dann hätten die Kollegen von der Streife ihn vielleicht noch gesehen. Oder sogar auf frischer Tat ertappen können.«
    Bei den Worten auf frischer Tat zuckte Romy Berner zusammen. Doch sie hatte sich rasch wieder im Griff. » Möchten Sie was trinken?«, fragte sie höflich.
    Bert und Rick lehnten dankend ab.
    » Und du?«, wandte sie sich an ihren Kollegen Ingo Pangold.
    » Ich könnte einen Kaffee brauchen«, antwortete er, und das sah man ihm auch an. Er schien unter Strom zu stehen, war übernächtigt und unrasiert.
    Wieso, fragte sich Bert, war er hier? Um diese Uhrzeit, noch keine neun am Morgen. Hatten die beiden was miteinander?
    » Ich hab es nicht ausgehalten, allein zu sein«, erklärte Romy Berner unaufgefordert. Wieder blickte sie sich verstohlen um.
    Das, wusste Bert, würde eine ganze Weile so bleiben. Noch Monate später würde sie bei jedem Geräusch aus dem Schlaf schrecken und bei jedem Nachhausekommen zuerst einen Kontrollgang durch sämtliche Zimmer machen.
    Der Einbruch hatte ihr Leben schon jetzt verändert.
    » Sie sind sicher, dass nichts fehlt?«, fragte er.
    » Ja.« Romy Berner nickte. » Wir haben überall nachgeschaut. Laptop, Fernseher, Geld, alles noch da.«
    » Das war kein normaler Einbruch«, mischte Ingo Pangold sich ein.
    » Und Sie sind sich auch sicher, dass Ihnen das Buch nicht gehört?«, überging Rick seinen Einwand.
    » Hundertprozentig. Wenn man wenig verdient, überlegt man genau, welche Bücher man sich anschafft. So ein Sachbuch würde ich mir nicht kaufen. Das würde ich, wenn überhaupt, in der Stadtbücherei ausleihen.«
    » Sie bevorzugen Romane«, sagte Rick, der sich mit dem Inhalt ihrer Regale beschäftigt hatte.
    » Stimmt.« Romy Berner verschwand in der Küche und kam mit einer Tasse Kaffee zurück, die sie ihrem Kollegen reichte. Sie setzte sich wieder zu ihm aufs Sofa. » Das da«, sie zeigte auf das Buch, das Rick in eine Plastikhülle gesteckt und auf den Tisch gelegt hatte, » habe ich heute Nacht zum ersten Mal gesehen.«
    » Wir werden es auf Fingerabdrücke untersuchen lassen«, sagte Bert.
    » Und natürlich keine finden.« Ingo Pangold nahm einen vorsichtigen Schluck. » Ebenso wenig, wie Sie Einbruchspuren finden konnten.«
    In der Tat gab es nirgendwo Zeichen von Gewaltanwendung.
    » Wer besitzt einen Schlüssel zu Ihrer Wohnung?«, fragte Bert.
    » Außer mir nur meine Freundin Helen, die im zweiten Stock wohnt«, antwortete Romy Berner. » Das heißt, eigentlich die ganze WG . Für den Notfall, wissen Sie?«
    » Wie viele Personen gehören zu der WG ?«, erkundigte sich Rick.
    » Drei. Helen, Tonja und… Cal.«
    An den Namen Cal erinnerte Bert sich. Auch an den jungen Mann, dem er gehörte. Er hatte ihn kennengelernt, als Romy Berner sich in den Händen eines gefährlichen Psychopathen befunden hatte. Es kam ihm vor, als wäre es gestern gewesen.
    Das Stocken des Mädchens verriet ihm den Rest. Wieder eine Liebe, die an ihre Grenzen gestoßen war.
    » Sonst haben Sie niemandem einen Schlüssel anvertraut?«, fragte er.
    » Nein.« Romy Berner schüttelte den Kopf. » Es existieren nur zwei Exemplare.«
    » Gibt es jemanden in der WG , der einen Anlass hätte, Sie zu bedrohen?«, fragte Rick. » Eifersucht. Neid. Missgunst. Liebeskummer. Zum Beispiel.«
    Ihr Nein kam zu schnell. Als wollte sie sich damit selbst beschwichtigen.
    Ingo Pangold ließ sie nicht aus den Augen.
    » Nein«, wiederholte sie und erwiderte den Blick ihres Kollegen fest. » Auch wenn Cal und ich uns getrennt haben– er würde mir nie etwas antun.«
    » Getrennt?« Rick kniff alarmiert die Augen zusammen. » Wie lange ist das her?«
    » Es ist noch… in der Schwebe.«
    » Wer hat Schluss gemacht?«
    » Das war ich.« Sie zögerte. » Eigentlich aber auch Cal.«
    » Aus welchem Anlass?«
    Jede Frage trieb das Mädchen weiter in die Enge, doch es war nötig, die Fragen zu stellen, um herauszufinden, ob es sich bei dem nächtlichen Besucher um einen enttäuschten Liebhaber handelte oder um den Täter, den sie suchten.
    » Cal hat sich… verliebt.«
    Das war Grund genug, sich den jungen Mann einmal vorzuknöpfen.
    *
    Mit der Polizei hatte Calypso nicht gerechnet, sonst hätte er sich was angezogen. Sie hatten ihn aus dem Bett geklingelt, und er war in Boxershorts und T-Shirt zur Tür getappt und stand jetzt verlegen vor ihnen.
    » Wir würden Sie gern sprechen«, sagte der Kommissar in

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