Spiegelschatten (German Edition)
ist«, warf Bert ein.
» Es ist eine andere Art von Geräuschkulisse. Für manche ist sie durchaus inspirierend.«
» Wo noch?«, fragte Rick.
» In…«, Gregory Chaucer hob die Hände, » …einem Park vielleicht, in diesem Konferenzraum hier oder an einem See– da müssen sie die Einzelnen fragen.«
» Wow!«, sagte Rick, nicht ganz ohne Neid. » Ist das im Zeitungsgeschäft so üblich?«
Gregory Chaucer schüttelte lächelnd den Kopf. » Wie Sie wissen, erscheint das KölnJournal zweiwöchentlich. Das erlaubt uns Freiheiten, die bei einer Tageszeitung undenkbar wären.«
Bert sah Rick förmlich an, wie er das, was Gregory Chaucer ihnen da erzählte, auf die Polizeiarbeit zu übertragen versuchte. Es schien ihm nicht zu gelingen.
» Gestatten Sie mir eine Frage?« Gregory Chaucer wartete, bis Bert ihm mit einem Nicken zu verstehen gab, dass sie ihm zuhörten. » Haben ihre bisherigen Gespräche mit meinen Mitarbeitern den Verdacht erhärtet, einer von ihnen könne mit dem Drohbrief an Romy und dem nächtlichen Eindringen in ihre Wohnung zu tun haben?«
» Die Frage dürfen wir Ihnen nicht beantworten, um den Gang der Ermittlungen nicht zu gefährden«, sagte Bert.
» Sie halten denjenigen, der Romy und ihren Bruder bedroht hat, für den Mörder«, stellte Gregory Chaucer ruhig fest und versuchte in Berts und Ricks Gesichtern zu lesen.
» Bitte, Herr Chaucer…«
Rick hatte sein Pokerface aufgesetzt. Auch Bert erwiderte den Blick des Chefredakteurs, ohne eine Regung zu zeigen.
» Verstehe«, sagte Gregory Chaucer. » Aber ich hätte noch eine Frage: Wie gefährlich ist es für Romy, allein unterwegs zu sein?«
» Sie wird sich nicht einsperren lassen«, vermutete Rick.
» Genau das bereitet mir Sorgen.« Gregory Chaucer schüttelte nachdenklich den Kopf. » Ich hatte sie zu Schreibtischarbeit verdonnert, aber es war unmöglich, das durchzusetzen. Sie ist ein verdammter Dickschädel. Aber zumindest war sie einverstanden, für eine gewisse Zeit aus ihrer Wohnung auszuziehen.«
» Sie hat Ihnen davon erzählt?«
» Selbstverständlich.«
Keine Sekunde lang hatte Bert diesen Mann verdächtigt, hinter den Drohbriefen zu stecken, und erst recht nicht, der Täter zu sein. Anscheinend vertraute Romy Berner ihrem Chef zu recht. Immerhin hatte er Björn Berner und Maxim Winter das Haus seiner Eltern als Unterschlupf überlassen.
Es ergab auch keinen Sinn, ihm zu unterstellen, er habe Romy Berner zuerst den Auftrag gegeben, die Morde zu recherchieren, und dann versucht, sie mit der Androhung von Gewalt daran zu hindern.
Die Redaktionssekretärin öffnete die Tür einen Spaltbreit. » Der Nächste wäre jetzt da«, sagte sie.
» Sind wir dann fertig?«, fragte Gregory Chaucer.
Bert nickte und Romys Chef erhob sich mit einem leisen Seufzen und verließ den Raum. Hier, dachte Bert, war Romy Berner tagsüber gut aufgehoben. Gregory Chaucer würde ein Auge auf sie haben.
Falls sie sich in der Redaktion aufhielt und nicht Ermittlerin spielte. Vielleicht sollten sie ihr doch noch einmal ins Gewissen reden.
Der angekündigte Redakteur trat ein, befangen und ein wenig nervös, ebenso wie die Kollegen und Kolleginnen, die vor ihm an der Reihe gewesen waren. Rick stellte die erste Frage, und Bert schob seine Überlegungen beiseite und versuchte, sich auf das Gespräch zu konzentrieren.
*
Maxim wurde den Traum nicht los. Vor lauter Angst, ihn weiterzuträumen, stand er schließlich auf und flüchtete in die Küche, wo Björn damit beschäftigt war, irgendetwas Undefinierbares zu kochen. Es roch nach vielem, doch kein einzelner Duft war klar herauszufiltern.
» Was wird das?«, fragte Maxim und schaute Björn über die Schulter.
» Ich zaubere uns was Feines.« Björn musterte ihn besorgt. » Wieso liegst du nicht auf dem Sofa? Du siehst aus wie Buttermilch mit Spucke.«
» Kann nicht schlafen«, wich Maxim aus. Das Wort zaubern in Zusammenhang mit Björns Kochkünsten machte ihn misstrauisch. Außerdem hatte er überhaupt keinen Hunger. Er fühlte sich kraftlos und matt.
» Das hier«, versprach Björn, » wird dich wieder auf die Beine bringen. Gemüse und Reis mit Tofu und…«
» Tofu?«
» Soll sehr gesund sein.«
» Hast du das schon mal gekocht?«
» Nein. Warum?«
» Nur so«, sagte Maxim und ergab sich in sein Schicksal. » Brauchst du Hilfe?«
Als Björn den Kopf schüttelte, zog Maxim sich erleichtert einen Stuhl heran und sackte ächzend darauf nieder. Björn beim Kochen zuzugucken,
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