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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Leben auf der Erde noch so stark ist, dass die Grenze zwischen Lebenden und Toten dann und wann verwischt.
    » Gregs Eltern leben, Björn.«
    » Ich weiß. Ja. Ich weiß.«
    » Wo ist Maxim?«, wechselte Romy behutsam das Thema.
    » Er ist erkältet und hat Fieber. Diese Infektion ist ziemlich komisch. Sie scheint in Schüben zu verlaufen. Mal geht es ihm richtig gut, und er könnte Bäume ausreißen, dann wieder klappt er förmlich zusammen. Es würde mich nicht wundern, wenn er anfängt zu halluzinieren.«
    » Maxim hat Wahnvorstellungen?«
    » Er wird von eigenartigen Träumen geplagt, in denen er den Mörder auf sich zukommen sieht.«
    » Dann kann er uns ja sagen, wer es ist«, sagte Romy in dem vergeblichen Versuch, Björn zum Lachen zu bringen.
    » Er sieht ihn nur unscharf. Aber jedes Mal wird das Bild deutlicher. Vielleicht erkennt er ihn wirklich irgendwann.«
    » Es ist immer derselbe Traum?«
    » Er ändert sich von Mal zu Mal, nur der Mörder bleibt derselbe.«
    » Unheimlich. Wie geht Maxim damit um?«
    » Maxim? Spielt den starken Mann. Du kennst ihn doch. Er ist der große Beschützer, in dessen Nähe mir nichts passieren kann.«
    » Ich bin froh, dass er bei dir ist.«
    » Wenn diese ganze Tragödie etwas Gutes hat, dann eure Annäherung«, sagte Björn. » Aber lieber wär mir, ihr wärt euch weiterhin spinnefeind, und meine Freunde würden noch leben.« Er stockte. » Entschuldige, Romy, das mein ich nicht böse.«
    » Weiß ich doch, Blödmann.«
    » Und wie läuft es mit Ingo? Schon mit den Nerven runter?«
    Romy schmunzelte. Björn hatte die Fähigkeit, Sachen auf den Punkt zu bringen.
    » Hallo? Romy?«
    » Ich…« Wie schwer es war, in Worte zu fassen, wie sie sich mit Ingo fühlte. » Er ist gar nicht… ich meine…«
    Eine kleine Ewigkeit verging, bevor Björn das Schweigen brach.
    » Ingo?«
    » Ich… äh…«
    » Ist er nicht ein bisschen zu alt für dich?«
    Doch da lachte er schon, fröhlich, beinah ausgelassen. Und in diesem Lachen lag alles, was Romy an ihm so liebte. Und noch viel mehr.
    Björn hatte etwas erkannt, bevor es ihr selbst bewusst geworden war. Und das machte sie glücklich und erschreckte sie gleichzeitig so, dass sie ungläubig nach Luft schnappen musste.

30
    Schmuddelbuch, Donnerstag, 10. März, vierzehn Uhr fünfzehn, Diktafon
    Auf dem Weg nach Bonn. Einem Bonn ohne Björn. Seltsam.
    Habe einen Termin mit Kerim Yilmaz ausgemacht, dem Typen, der neben seinem Studium in der Unibibliothek jobbt. Danach werde ich Ted Maurer treffen, obwohl seine Mails darauf schließen lassen, dass Björn mit seiner Einschätzung richtiglag und unser Gespräch mich nicht weiterbringen wird. Als Nächstes werde ich Kalle Wisius in der Mensa aufsuchen. Und zum Schluss beim Kiosk in Buschdorf vorbeischauen, um mich mit Will Becker zu unterhalten.
    Da ist es vielleicht doch ganz günstig, dass Björn nicht in Bonn ist. Ihm würde meine Recherche ganz und gar nicht gefallen.
    » Und du glaubst, das bringt uns weiter?«, hat Ingo mich gefragt.
    Wie selbstverständlich er das Wort uns verwendet hat.
    » Du darfst dich gern mit eigenen Erfolgen beteiligen«, habe ich geantwortet.
    Noch vor einiger Zeit hätte mir das eine scharfe Erwiderung eingebracht, doch diesmal hat Ingo nur gegrinst.
    Auf was lasse ich mich da ein?
    Lasse ich mich auf etwas ein?
    Wer bist du, Ingo?
    Warum hast du dich bis jetzt immer so gut vor mir und allen andern versteckt?
    Die Stimme tobte. Sie überschlug sich beinahe.
    Und schoss Worte wie Pfeile.
    Ein Mann liebt keinen Mann!
    Das ist widernatürlich!
    Du weißt es und TUST NICHTS !
    Jeder Pfeil traf und bohrte sich ihm ins Fleisch. Hatte sie vergessen, was er alles getan hatte?
    » Was willst du denn noch«, fragte er sie. » Wie weit willst du gehen?«
    Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig!
    Fast klang die Stimme schon wie sein Vater. In Gedanken sah er die Faust des Vaters, die im Takt zu ihren Worten auf den Tisch hämmerte.
    Du. Maßt. Dir. An. Mich. Zu. Kritisieren?
    Du. Bist. Nichts.
    Doch das stimmte nicht, dass er ein Nichts war. Er war er selbst. Ein Lebewesen mit Verstand. Und Gefühlen.
    Verstand. Mach dich nicht lächerlich.
    Über Gefühl verlor die Stimme gar nicht erst ein Wort.
    » Ich habe vier von ihnen getötet«, verteidigte er sich. » Ich kann weitere töten. Aber nicht jetzt. Ich bin … so erschöpft.«
    Erschöpft!
    Die Stimme hatte sich mit Verachtung vollgesogen.
    Ich bin es doch, die plant und denkt und dich führt. Und du redest von

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