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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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auf dem Laufenden zu halten.
    Ricks Stimme klang so erkältet, dass Bert sie nicht erkannt hätte, wenn er nicht gewusst hätte, dass er mit seinem Kollegen verbunden war. Er berichtete knapp von seinen Gesprächen, immer wieder unterbrochen von Ricks Hustenanfällen.
    » Jetzt fahre ich noch nach Bonn«, sagte er, » dann mache ich auch für heute Schluss.«
    Im Wagen schaltete er das Radio an und klickte durch die Sender, bis er bei einem Chanson hängen blieb, das man in letzter Zeit überall hörte. Die Sängerin war ihm schon vor Wochen im Fernsehen aufgefallen, eine junge, temperamentvolle Französin, die wie ein Wirbelwind über die Bühne fegte, ohne auch nur einen Bruchteil ihrer Stimmgewalt einzubüßen.
    Es gelang ihr, ihn abzulenken und dem schäbigen Grau dieses späten Nachmittags ein wenig Farbe zu verleihen. Bert war ihr dankbar dafür.
    *
    Björn merkte selbst, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. Schon als er den Kommissar auf der Treppe erblickte, schien eine große Faust sein Herz zu umklammern. Er fühlte einen kurzen Schwindel und musste für einen Moment am Türrahmen Halt suchen.
    Der Kommissar war allein gekommen, ohne seinen Kollegen, und Björn überlegte, ob das etwas zu bedeuten hatte. Beklommen führte er ihn in die Küche.
    » Ich wollte persönlich mit Ihnen sprechen«, sagte der Kommissar und sah ihm forschend ins Gesicht. » Geht es Ihnen nicht gut?«
    War das ein Wunder? Jedes Mal, wenn der Kommissar hier auftauchte, brachte er schlimme Nachrichten.
    Todesbote, dachte Björn.
    Er hatte schreckliche Angst vor dem, was er diesmal erfahren würde.
    Nicht Maxim! Bitte, bitte, oh bitte! Nicht Maxim!
    Wieso war er nicht nach Hause gekommen? Und hatte er am Telefon nicht irgendwie merkwürdig geklungen? Als ob er etwas auf dem Herzen hätte?
    Nicht Maxim! Bitte!
    » Was ist passiert?«, fragte er, als er das Warten nicht mehr aushielt.
    » Setzen wir uns doch«, sagte der Kommissar und zog sich einen Stuhl heran.
    In der Küche sah es aus wie in der Zentrale einer konspirativen Vereinigung. Auf dem Tisch war ein Stück Bettlaken ausgebreitet, aus dem eines der Transparente entstehen sollte. Pinsel, Farbe, Hammer und Nägel lagen zwischen Familienpackungen von Teelichtern und Einwegfeuerzeugen auf der Arbeitsplatte. Am Schrank lehnten die Holzlatten, an denen das beschriftete Laken befestigt werden sollte.
    Der Kommissar gab nicht zu erkennen, ob das Durcheinander ihn verwunderte. Er schien sich Sorgen zu machen.
    Björn erinnerte sich mit Schaudern daran, wie er sich bei der Nachricht von Sammys Tod übergeben hatte. Seine Hände waren eiskalt. Hinter seinen Schläfen lagen Kopfschmerzen auf der Lauer. Er vergaß Luft zu holen.
    » Tobias Sattelkamp…«
    Björn atmete hörbar aus. Die wilde Freude, die er empfand, war unanständig, und er schämte sich im selben Moment dafür. Aber er konnte sie nicht unterdrücken.
    Nicht Maxim! Danke, lieber Gott! DankeDankeDanke!
    Wie durch eine Watteschicht hatte er den Kommissar weitersprechen hören und kein Wort verstanden. Er nahm sich zusammen.
    » …auf dieselbe Art und Weise gestorben…«
    Tobias.
    Er war ursprünglich ein Freund von Josch gewesen, der seinen Zivildienst bei den Maltesern geleistet hatte und neben dem Studium weiterhin ehrenamtlich dort arbeitete. Während einer Schulung hatten sie sich kennengelernt und Josch hatte Tobias bald den anderen vorgestellt.
    So war Tobias auch in Björns Leben getreten.
    » …erfahren, dass er homosexuell gewesen ist…«
    Ja. Ja. JA !
    Kam das jetzt einem Todesurteil gleich? Musste neuerdings jeder, der schwul war, nach Anbruch der Dunkelheit zu Hause bleiben?
    » Es ist heute gegen Mittag passiert.«
    Oder überhaupt darauf verzichten, das Haus zu verlassen? Musste er bei jedem Geräusch zusammenzucken, bei jedem Menschen, der ihm zu nah kam, auf der Hut sein?
    » Ist Ihnen in letzter Zeit irgendetwas Ungewöhnliches an Tobias Sattelkamp aufgefallen?«
    Björn schüttelte den Kopf.
    » Haben Sie in Verbindung mit ihm etwas beobachtet, das Ihnen seltsam erschienen ist?«
    » Nein. Nichts.«
    Dabei hätte er alles getan, um den Wahnsinnigen ans Messer zu liefern, der seinen Freundeskreis ausradierte.
    » Hören Sie, Björn«, sagte der Kommissar, und dass er Björns Vornamen benutzte, war ein bisschen so, als würde er Verantwortung für ihn übernehmen. Was er natürlich nicht wirklich tat. Dennoch empfand Björn es so. » Ich möchte Sie bitten, die Augen offen zu halten– und selbst sehr

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