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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Oh«, sagte Maxim und fragte nicht weiter.
    Bis kurz vor drei hatte es gedauert, bis die Lichter heruntergebrannt waren. Danach hatte sich eine bedrückte Stimmung zwischen ihnen ausgebreitet. Selbst Josch, der sonst nie um Worte verlegen war, hatte stumm dagesessen und in seine Tasse gestarrt.
    Es war gewesen, als hätten sie ihre Freunde nun endgültig verloren.
    Björn gab Gas. Er überholte riskant, schnitt die Kurve.
    » Willst du dem Mörder die Arbeit abnehmen?«, fragte Maxim scharf.
    » Entschuldige.« Björn wurde wieder langsamer. » Ich fühl mich nur…«
    » …wie eine Ratte im Käfig«, beendete Maxim den Satz für ihn.
    Björn warf ihm einen überraschten Blick zu. » Woher weißt du…«
    » Weil ich mich genauso fühle. Als hätte jemand ein Experiment vorbereitet und jedem von uns seine Rolle darin zugeteilt.«
    » So ungefähr.«
    Manchmal gab es diese seltenen Momente vollkommener Übereinstimmung zwischen ihnen. Nicht oft, wenn Björn es recht bedachte. Eigentlich viel zu selten.
    » Gibt es Ratten, die sich wehren?«, fragte Maxim.
    » Wohl kaum.« Björn sah ihn von der Seite an. » Aber wir sind keine Ratten, Maxim. Wir können uns wehren.«
    » Wie denn, wenn man nicht ahnt, aus welcher Richtung der nächste Angriff kommt?«
    Zwischen Björns Augenbrauen spannte sich ein Schmerz, der bald seine gesamte Stirn überziehen würde. Er fühlte sich ausgepowert und hatte nur noch ein Bedürfnis: sich ins Bett zu legen und zu schlafen.
    » Indem man nicht alles mit sich allein ausmacht, Maxim. Indem man den Menschen, die man liebt, Offenheit entgegenbringt.«
    Björn hörte selbst, wie die Enttäuschung in seinen Worten mitklang. Es war ihm peinlich, aber er konnte es nicht ändern, und als er Maxim neben sich gereizt aufstöhnen hörte, packte ihn die Wut. Er schlug mit der flachen Hand auf das Lenkrad.
    » Warum hast du nicht mit mir geredet, Maxim? Kannst du mir das verraten?«
    » Geht das auch ein bisschen leiser?«
    Es war Björn gar nicht aufgefallen, dass er Maxim angebrüllt hatte. Er dämpfte die Stimme. » Vertraust du mir nicht? Spielst du den starken Macker? Oder was geht in dir vor?«
    Obwohl er sich eben noch dagegen gewehrt hatte, angeschrien zu werden, wurde Maxim nun selbst laut: » ICH WOLLTE DIR KEINE ANGST EINJAGEN , MANN !«
    Björn fuhr an den Straßenrand und schaltete den Motor aus. » Ich brauch keinen Schutzengel, Maxim. Ich brauche dich.«
    Er starrte auf die Straße, über die ein Windstoß vergessene Winterblätter trieb.
    » Und wenn der Irre sich dich als Nächsten ausgesucht haben sollte, Maxim, dann musst du darüber sprechen, verdammt! Geht das in deinen Schädel?«
    Es war, als hätte Maxim ihn überhaupt nicht gehört. Sein Gesicht nahm einen harten, grimmigen Ausdruck an.
    » Wir werden die ersten Ratten sein, die sich wehren«, sagte er. » Wir werden nicht stillhalten und auf den Mörder warten. Wir drehen den Spieß um.«
    » Was meinst du damit?«
    Endlich erwiderte Maxim Björns Blick. Seine Augen glänzten wie im Fieber.
    » Wir werden ihn suchen.«
    » Du bist verrückt.«
    » Es ist unsere einzige Chance. Jeder Tag, der vergeht, ohne dass die Bullen ihn aufgespürt haben, kann das Todesurteil für einen von uns sein.«
    » Aber… wo willst du ihn denn suchen, Maxim? Wir wissen nicht das Geringste über ihn. Selbst die Polizei tappt im Dunkeln. Dabei haben die jede Menge Möglichkeiten. Im Gegensatz zu uns.«
    » Wir müssen unseren Kopf benutzen. Beobachten. Fragen stellen. Mit den Augen des Mörders sehen.«
    » Mit den Augen des Mörders? Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass wir uns auch nur annähernd in ihn hineinversetzen können.«
    » Aber genau so arbeiten die Bullen, Björn. Genau so. Sie versuchen, in den Kopf des Täters zu schlüpfen.«
    » Das hier ist kein Film, Maxim.« Björn kam sich allmählich vor wie ein Vater, der sein hyperaktives Kind zu bremsen versucht. » Wir verstehen nichts von Mördern und Mord. Ich kann mir nicht mal vorstellen, wie das ist, jemanden zu erschlagen. Noch weniger kann ich mir erklären, warum jemand so was tut. Wie soll ich denn da mit seinen Augen sehen?«
    » Willst du lieber abwarten?« Maxim fuhr zu Björn herum. Er war so erregt, dass er zitterte. Das Zittern erfasste seinen ganzen Körper. Seine Zähne klapperten aufeinander. » Willst du abwarten, bis er kommt? Und ihm sogar höflich das Messer reichen? Willst du das? Ja?«
    » Jetzt komm mal wieder runter, Maxim. Natürlich dürfen wir uns ihm

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