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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Leben gekostet hat?«
    » Björn…«, fingen Maxim und ich gleichzeitig an, was uns alle zum Lachen brachte, selbst Björn.
    Maxim und ich.
    Das hört sich so falsch an, dass es beinah schon wieder richtig klingt.
    Calypso litt wie ein Tier. Lusina hatte alles versucht, um ihn aufzuheitern, doch dann hatte sie aufgegeben und sich zurückgez og en. Jetzt saß er zwischen allen Stühlen und wusste nicht weiter.
    Er fragte sich, wieso er die Dummheit begangen hatte, Romy gestern Abend die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Woher dieser ständige Wechsel seiner Gefühle kam. Mal war er ihr ganz nah, dann wieder erschien sie ihm wie eine Fremde. Mal war er wie f risch verliebt in sie, dann wieder reizte sie ihn bis aufs Blut.
    Die Gefühle Lusina gegenüber waren anders, doch auch sie änderten sich von Stunde zu Stunde. Sie verzauberte und erregte ihn, löschte mit einem einzigen Blick jede Empfindung aus, die ihn mit der übrigen Welt verband. Aber wenn sie sich ihm entzog, nahm sie alle Freude mit und ließ ihn in seinem ausweglosen Zwiespalt zurück.
    Er hätte zu der Trauerfeier nach Bonn fahren sollen, obwohl Romy ihm schmerzlich klar signalisiert hatte, dass es einzig und allein seine eigene Entscheidung war, mit der sie nichts zu tun haben wollte. Doch dann hatte Lusina ihn spontan zu einem Geburtstagsfrühstück bei Freunden eingeladen und er hatte eine Auseinandersetzung mit ihr gescheut.
    Calypso ahnte, dass es nicht mehr darum ging, sich zu entscheiden. Dass er Romy bereits verloren hatte und das endgültig. Mit ihr konnte er nur ganz oder gar nicht zusammen sein. Sie war nicht der Mensch für Kompromisse, erst recht nicht, wenn es um Liebe ging.
    Er wusste, dass sie jetzt zu Hause war. Er hatte sie in der Nacht die Treppe hochsteigen hören. Und sich gefragt, wo sie so lange gewesen sein mochte.
    Und mit wem.
    Hellwach hatte er sich im Bett herumgewälzt und die Bilder nicht aus dem Kopf gekriegt.
    Romy mit einem andern.
    Die Augen geschlossen.
    Den Kopf zurückgelegt.
    Wie sie lachte, als seine Zungenspitze an ihrem Ohrläppchen spielte…
    Irgendwann war Calypso eingeschlafen und hatte die Bilder mit in seine Träume genommen, wo sie ihn weiter quälten.
    Wie zerschlagen war er im Morgengrauen aufgewacht, reglos liegen geblieben und hatte in den Himmel gestarrt, der sich unendlich langsam aufgehellt hatte.
    Ein neuer Tag.
    Gegen elf war es ihm gelungen, sich aufzurappeln. Er duschte, zog sich an und versuchte, etwas zu essen. Doch Helen und Tonja waren ausgeflogen, in der Küche war es still wie auf einem Friedhof und der Bissen blieb ihm im Hals stecken.
    Ohne sein Zutun befand er sich plötzlich auf dem Weg nach oben, zu Romy. Er klingelte, dann klopfte er. Ungeduldig. Als hinge sein Leben davon ab.
    Als sie ihm aufmachte und ihn ansah, hatte er einen Kloß im Hals. » Darf ich reinkommen?«, fragte er mit einem verräterischen Krächzen in der Stimme.
    Romy ließ ihn herein, ein Wunder, mit dem er nicht gerechnet hatte. Sie setzte sich an den Küchentisch und er ließ sich auf den anderen Stuhl fallen. Seine Glieder waren so schwer, dass er froh war, sitzen zu können.
    Sie wartete ab, und er überlegte, was er ihr sagen wollte. Doch das hatte er vergessen, falls er es überhaupt gewusst hatte. Er versuchte, einen der Gedanken zu fassen, die ihm durch den Kopf irrten, doch selbst dazu war er zu träge.
    Vielleicht hatte er etwas sagen wollen wie: Komm zu mir zurück. Meine Liebe zu dir hat nicht aufgehört, nur weil ich ein anderes Mädchen getroffen habe. Aber vor seinen Augen tauchte das Gesicht von Lusina auf, wie er es zuletzt gesehen hatte, verletzt, traurig und hoffnungslos.
    » Es tut mir so leid«, sagte er schließlich mit schwerer Zunge, erhob sich mühsam von seinem Stuhl und ging wieder nach unten.
    Romy hielt ihn nicht auf.
    *
    Er war kaum die Treppe runter, als Romy ihm am liebsten nachgelaufen wäre, um ihn zurückzuholen. Doch das war unmöglich.
    Cal hatte sich entschieden.
    Er wusste es bloß noch nicht.
    Seufzend kehrte sie an den Schreibtisch zurück. Arbeit war das beste Mittel gegen den Schmerz, der in ihr rumorte, sooft sie an Cal dachte – und die Gedanken an ihn lauerten nur darauf, sie überfallen zu können. Sie war dankbar dafür, dass ihr Artikel sie ablenkte.
    Das Schreiben ging ihr leicht von der Hand. Sie brauchte sich nur an gestern zu erinnern, und alle Empfindungen, alle Bilder waren wieder da.
    Während sie sah, wie auf dem Monitor der Text anwuchs, wurde ihr bewusst,

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