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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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hinterher und wagte sich aus dem Schutz des Kräuterstands hervor. » Ich bin ein paar Mal in schlimme Sachen geraten.« Sie winkte ab. » Lass uns ein andermal darüber reden, ja?«
    » Er hat mir das Leben gerettet«, vertraute Romy ihr an. » Das vergesse ich ihm nie.«
    » Mir auch. Mehrmals sogar.«
    Mehrmals? Was für ein merkwürdiges Mädchen war Romy da über den Weg gelaufen?
    Jette drehte sich wieder zu ihr um. »Danke, dass du mir eine Mail geschickt hast. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass dir auch persönlich viel an dieser Trauerfeier liegt.«
    » Stimmt, und ich zeig dir gern, warum das so ist.«
    Romy führte Jette quer über den Marktplatz zu der kleinen Gruppe, die am Fuß der Rathaustreppe neben den flackernden Teelichtern Wache hielt.
    » Das ist Björn«, sagte sie, » mein Zwillingsbruder. Die Toten waren seine Freunde. Björn, das ist Jette.«
    Während Jette allen die Hand schüttelte, fragte Romy sich, in was dieses Mädchen hineingeraten sein mochte. Und warum sie dem Kommissar auswich.
    Sie selbst war auch nicht unbedingt scharf darauf, ihm zu begegnen, denn er hatte das Gedächtnis eines Elefanten und verzieh nicht, wenn man sich in seine Angelegenheiten einmischte, wie sie das schon einmal getan hatte.
    Man wurde jedoch keine gute Journalistin, wenn man sich mit den Informationsbröckchen zufrieden gab, die auf den Pressekonferenzen der Polizei abfielen. Das hatte sie früh gelernt.
    Ingo. Romy verrenkte sich den Hals nach ihm. Wohin war er verschwunden? Nachdem sie Jette begegnet war, hatte sie ihn nicht mehr gesehen.
    » Wenn du mich suchst«, hörte sie da seine Stimme hinter sich, » ich bin hier.«
    Sonderbarerweise war sie plötzlich beruhigt, und das gefiel ihr gar nicht. » Wieso sollte ich dich suchen?«, fragte sie patzig.
    » Das solltest du unbedingt herausfinden«, entgegnete er grinsend.
    Josch machte den Vorschlag, in die Teestube zu gehen, und alle waren damit einverstanden. Von dort aus hatten sie die Rathaustreppe im Blick. Sollte irgendwer mit den Blumen und den Teelichtern Unfug treiben, würde es ihnen nicht entgehen.
    Jette trug den Rosa Winkel, das bemerkte Romy erst jetzt.
    Als wäre sie eine von ihnen.
    Sie hatten Glück. Die beiden Tische am Fenster waren eben frei geworden. Ein Wunder, denn es war brechend voll. Fröhlich. Bunt. Und laut. Die exakte Gegenwelt zu der, die sie gerade erlebt hatten. Es dauerte eine Weile, bis sie richtig angekommen waren.
    Ingo hörte den Gesprächen ruhig zu. Hin und wieder begegnete Romy seinem Blick. Nach einer halben Stunde fiel ihr auf, dass sie noch gar nicht versucht hatte, ihm irgendwelche Informationen zu entlocken. Das verwirrte sie.
    Cal war nicht zu der Abschiedsfeier gekommen, obwohl er Sammy gekannt hatte, und auch wenn Romy ihn nicht eigens dazu eingeladen hatte, hätte er doch selbst das Bedürfnis haben müssen, teilzunehmen. Romy war traurig darüber und gleichzeitig erleichtert.
    War das so, wenn eine Liebe starb?
    Verdorrte sie wie eine Pflanze ohne Wasser?
    Was würde übrig bleiben?
    Ein Mosaik an Erinnerungen, in dem immer mehr Steinchen fehlten? Gefühle, zwischen denen man hin- und hertaumelte, ohne Halt zu finden? Würde Cal wieder zu einem Fremden werden, den Romy nicht verstand?
    Die Bedienung stellte einen frischen Kakao vor sie hin, dabei hatte Romy den ersten kaum ausgetrunken.
    » Ich lade dich ein«, sagte Ingo.
    Wir werden beide über den Abschied von Leonard, Sammy und Tobias schreiben, dachte sie, und zum ersten Mal, seit sie Ingo kannte, spielte bei diesem Gedanken Konkurrenz keine Rolle. Ingo war hier und das war gut.
    » Danke«, sagte sie und meinte damit viel mehr als den Kakao.
    Über den Rand seiner Tasse hinweg zwinkerte er ihr zu. Romy lächelte und merkte, wie sie sich allmählich entspannte.
    *
    Sie hatten die Rosen und die leer gebrannten kleinen Aluminiumbecher aufgesammelt und entsorgt. Dann hatten sie sich von den andern verabschiedet und waren nun auf dem Weg nach Hause.
    » Ich hab Romy noch zu uns eingeladen«, sagte Björn. » Vielleicht können wir uns eine Pizza bestellen.«
    » Das Mädchen auch?«, fragte Maxim.
    » Wen meinst du? Jette?«
    Maxim nickte.
    » Das wollte ich gerne, ich hatte nämlich den Eindruck, dass sie sich gut mit Romy versteht. Sie hatte aber keine Zeit.«
    Maxim verfiel wieder in müdes Schweigen. » Was ist eigentlich mit Cal?«, fragte er nach einer Weile.
    » Sie haben sich getrennt. Mehr oder weniger.«
    » Was?«
    » Er hat eine andere.«
    »

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