Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
Wie reagierte er? Seine Gesichtszüge waren angespannt, die Waffe direkt auf sie gerichtet. Er war eindeutig in Kampfbereitschaft. Wie schnell auch immer sie sein mochte, sie würde keine Möglichkeit haben, ihn zu erwischen, bevor er eine oder vielleicht sogar zwei Kugeln in ihren Körper jagte. Die Sicherheit, die Sam eben noch verspürt hatte, war plötzlich verflogen. Irgendwie musste sie noch mehr Zeit gewinnen. Wenn sie selbst keine Chance hatte, sollte sie dafür sorgen, dass Gregor die Möglichkeit bekam, sich etwas einfallen zu lassen.
Der Mann schien eine Weile über ihren Vorschlag nachgedacht zu haben, bevor er sagte: „Vergiss es, darauf falle ich nicht herein. Mit euch als Geiseln werde ich hier herauskommen. Den größten Teil unseres Geldes haben wir ohnehin schon in Brasilien. Es war sehr lukrativ, unser kleines Studio hier. Du kannst dich darauf verlassen, dass man mich drüben nicht aufspüren wird. Dort werde ich als ein ganz Anderer weiterleben.“
Wenn nicht bald etwas geschah, würde es vorbei sein. Was konnte sie noch sagen, um ihn hinzuhalten?
Sie musste nicht weiter überlegen. Fast zeitgleich mit dem krachenden Schuss wurde Herbert nach vorne geschleudert. Er verlor die Waffe und blieb stöhnend liegen.
Sam sah, wie Gregor, noch immer in der Tür stehend, seine Waffe herunter nahm. Dann ging er schnellen Schrittes zu Herbert und fesselte ihm mit seinen Handschellen die Hände auf den Rücken.
Jetzt, wo die Gefahr urplötzlich vorüber war, begann Sam leicht zu zittern. „Ich hatte gehofft, dass du meine Worte richtig deuten würdest“, sagte sie.
„Als du sagtest, dass er dich erschießen würde, sobald er hinter sich etwas hört, war mir klar, dass er mit dem Rücken zur Tür stehen musste. Das gab mir die Möglichkeit, die Treppe runter zu schleichen. Außerdem sagte es aus, dass er eine Schusswaffe auf dich gerichtet hatte. Damit war der Schuss auf ihn gerechtfertig.“ Der Polizist kam auf Sam zu und blieb vor ihr stehen. „Geht es dir gut, Sam?“
Sie versuchte ein Lächeln und antwortete: „Den Umständen entsprechend. Komm, hilf mir die Frau loszumachen!“
Er nickte. „Kommt runter, es ist alles unter Kontrolle!“, rief er, bevor er mit Sam an den Tisch trat, auf dem die Frau lag. Die Südamerikanerin sah die beiden ängstlich an. Da Gregor ein Kripobeamter war, trug er keine Uniform. Woher sollte sie wissen, dass die Fremden nichts Böses im Schilde führten?
Gemeinsam entfernten sie die letzten Halterungen, bis die Frau endlich frei war. In der Zwischenzeit waren ein Dutzend Polizisten in den Keller gekommen, unter anderem eine Beamtin, die sich sofort zu Sam und Gregor gesellte.
Jetzt erkannte die ausländische Frau offenbar, dass hier Leute am Werk waren, die ihr zu Hilfe kamen. Die Polizistin zog ihre Jacke aus und hüllte den Körper der Frau darin ein. Dann besorgte sie sich eine weitere Jacke von einem Kollegen, und wickelte sie notdürftig wie einen Rock um die Hüfte der Brasilianerin. Langsam führte sie das Opfer aus dem Raum.
„Weißt du, was das hier alles sollte?“
„Ja, ich habe noch einiges von Herbert Storckmann erfahren, bevor er … nun, bevor er sich nicht mehr so gut fühlte. Man hat hier unschuldige Frauen, ohne ihr Einverständnis wohlgemerkt, gut zahlenden Sadisten zur Verfügung gestellt. Offenbar gab es den Männern einen ganz besonderen Kick, wenn sie wussten, dass die Frauen wirkliche Opfer und keine Freiwilligen waren. Es waren alles non-con Sessions.“
Gregor nickte. „Non consensual, nicht einvernehmlich. Es wurde alles gemacht, ohne Grenzen und ohne Rücksicht auf die Subs.“ Am Ende des Satzes ging das Nicken in ein Kopfschütteln über.
„Ja, und dein Vorgesetzter hatte sich hier offenbar auch vergnügt. Es war wohl niemals geplant, dass jemand sterben sollte. Wenn man in diesem Zusammenhang von Unfall reden kann, dann waren es wohl Unfälle, zumindest rein rechtlich. Aber sie wollten es trotzdem vertuschen, damit nicht herauskam, was sie hier trieben. Deshalb war Sorghardt so erpicht auf eine Zusammenarbeit mit mir. Nur so konnte er sicherstellen, dass er stets erfuhr, was ich herausgefunden hatte.“
Gregor sah ihr mit einem resignierten Blick in die Augen, erwiderte aber nichts.
„Übrigens werden heute offenbar noch Gäste erwartet, die sich vermutlich schon darauf freuen, dass sie hier ihre Neigungen ausleben dürfen. Ich denke, wenn ihr bis dahin die Polizeifahrzeuge verschwinden lasst, kriegt ihr die auch
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