Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
steckte. Noch während wir uns mit der Frau unterhielten, schickten wir unseren Mann los, der bei ihrem Freund auftauchte. Als guter Schauspieler fragte er nach seiner Geliebten und verlangte eine Aussprache. Bis sie nach Hause kam, hatte ihr Freund sowohl die Internetanzeige als auch die Aktaufnahmen gesehen. Er ließ ihr keine Chance für Erklärungen und warf sie hinaus. Die einzige wirklich riskante Aktion war, als wir sie zu uns ins Auto zerren mussten, denn sie hatte natürlich keinen Drang, freiwillig mit uns zu kommen.“
„Und keine der Frauen hat dann versucht, bei ihrer Ausreise die Polizei zu verständigen?“
„Und wenn sie es getan hätten? Wir hätten vorgegeben, dass sie freiwillig mitgespielt haben. Ihrem angeblichen neuen Freund hätten sie erklärt, dass sie devot waren. Wir haben sogar einen entsprechenden Emailverkehr fingiert. Natürlich mit einem Emailkonto, das ihren Namen trug, auf das die Frau selbst aber niemals Zugriff gehabt hatte. Wir haben die Emailadresse selbst bei einem kostenlosen Anbieter angelegt.
Zudem hätte die Frau gar nicht gewusst, wo sich dieser Ort hier befindet. Niemand hätte ihr geglaubt. Eine kaum deutsch sprechende Ausländerin, die bei Nacht und Nebel ihren Partner verlassen hat, um zu einem anderen zu gehen, und nun ihrerseits von dem Neuen abserviert wurde und ihm deshalb Schaden zufügen will.“
„Herr Storckmann, hören Sie mich?!“ Von oben kam die rufende Stimme von Gregor.
„Ich erschieße die Frau, wenn jemand herunter kommt!“
„Sam, bist du okay?“, kam erneut Gregors Stimme.
„Ja“, antwortete sie, wobei sie in Storckmanns Augen zu lesen versuchte, ob er gleich schießen würde, wenn sie weiter sprach. „Es ist, wie er sagt: Er wird mich erschießen, sobald er etwas hinter sich hört.“
„Mach dir keine Sorgen, wir bleiben hier oben.“ Wie immer war Gregors Stimme ruhig und fest. „Herr Storckmann, wir sind bereit zu verhandeln.“
„Du hast also endlich erkannt, wer hier das Sagen hat“, sagte Herbert. „Du kannst noch so gut sein, aber für einen Angriff auf mich stehst du zu weit weg, glaube mir. Ich werde dir keine Chance lassen.“
Sams neuer Plan sah es vor, Zeit zu gewinnen. Ob sie mit Storckmann ähnlich verfahren konnte, wie mit den Männern oben, bezweifelte sie. Aber vielleicht konnte sie ihn auf ähnliche Weise hinhalten. „Ich werde auch nicht gegen dich kämpfen müssen, denn ich werde einen Deal mit dir machen“, sagte sie.
Der Mann zog die Augenbrauen hoch. „Was kannst du mir schon anbieten?“
„Sehr viel, würde ich sagen. Schau, wenn du eine von uns beiden umbringst, dann wirst du dich wegen Mordes verantworten müssen. Im Moment bist du nur für Dinge dran, die gegen einen Mord Lappalien sind. Wenn du dich jetzt stellst, dann könnte ich meine Aussage etwas frisieren. Nimm einmal an ich würde aussagen, dass Sorghardt der Kopf gewesen ist und mir dies auch so erzählt hat. Das ist plausibel, denn immerhin hat er ja sogar einen Deal mit mir vorgeschlagen um zu erfahren, wie weit ich mit meinen Ermittlungen bin. Von diesem Deal weiß auch der Polizist, der da oben ist. Weiterhin könnte Sorghardt ja berichtet haben, dass er dich und deine Frau unter Druck gesetzt hat, damit ihr mitmacht. Ihr seid beide selbst nur Opfer. Dazu kenne ich den ermittelnden Polizisten und kann etwas Einfluss nehmen. Ehrlich gesagt glaube ich, dass du nicht mehr als eine Bewährungsstrafe kriegen wirst. Was hältst du davon?“
„Und warum solltest du das tun?“, kam die berechtigte Frage.
„Weil ich zu euch gehöre, wie du von Sorghardt wissen solltest.“ Innerlich war Sam von ihren eigenen Worten angewidert, denn das, was sie mit ihren Subs praktizierte, geschah stets mit Einverständnis des Mannes. Niemals würde sie einem unschuldigen Menschen, der dies nicht wollte, eine derartige Pein zufügen. Nach außen hin aber war sie kalt wie ein Felsen und zeigte nicht die mindeste Gefühlsregung. „Übrigens haben wir uns gerade erst im Grande Opera getroffen. Du hast mich nicht erkannt, weil ich eine Perücke aufhatte. Erinnerst du dich an die Frau, die du gefragt hast, ob wir gemeinsam meine kleine Sklavin bespielen wollen?“
Das erstaunte Gesicht wäre ein Foto wert gewesen. „Du warst das!?“
Jetzt lachte Sam locker und ging einen Schritt auf ihn zu. „Ja, das war ich. Also, was ist?“
Nun bloß keinen Fehler machen. Die Detektivin registrierte jede kleine Veränderung in seiner Körperhaltung und seiner Miene.
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