Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
Rahmen drücken und somit schwergängiger machen würde.
Ein Ruck, ein Klicken, ein angespannter Moment, dann gab die Tür nach. Sie hatte es geschafft!
Ohne zu lauschen, ob vielleicht jemand wegen des Geräusches seine Wohnung verließ, um nach dem Rechten zu sehen, stahl Sam sich in die Wohnung und schloss schnell die Tür hinter sich. Erst jetzt horchte sie. Im Treppenhaus war es still. Eine gute Minute wartete sie, ohne etwas hören zu können.
Dann wurde ihr der Fehler bewusst. Sie hatte den Helm draußen liegen lassen. Ein Blick durch den kleinen Spion zeigte ihr, dass im Treppenhaus noch immer kein Licht war. Vorsichtig öffnete sie die Tür, griff nach ihrem Helm, und schloss die Tür leise wieder.
Gut. Nein, schlecht! Sie hatte vergessen, eine Taschenlampe mitzunehmen! Einmal abgesehen davon, dass sie nicht wusste, wonach sie suchen sollte, würde sie ohne Licht definitiv nichts finden.
Ärger stieg in ihr auf. Wie konnte man so unfähig sein?
Aber sich Vorwürfe zu machen brachte auch nichts. Sie musste nachdenken, was am besten zu tun war. Sprach überhaupt etwas dagegen, das ganz normale Licht anzuschalten? Das würde sicher weniger auffallen als der Lichtkegel ihrer Stablampe.
Und wenn die Nachbarn wussten, dass Bruno nicht zuhause war? Jemand konnte das Licht bemerken. Und dann? Würden sie nicht erst klingeln, um zu fragen, ob er wieder da sei?
Verdammt, sie hatte keine Zeit lange nachzudenken. Alleine ihr Kommen barg das Risiko, dass Bruno es an Nika auslassen würde. Wenn Sam untätig herumsaß, würde es damit enden, dass der Mann sowohl Nika als auch sie umbrachte.
Sie tastete nach dem Lichtschalter, und nach einem tiefen Atemzug betätigte sie ihn. Sam stand in einem kleinen Flur. Linker Hand blickte sie in eine unaufgeräumte Küche, rechts von ihr vermutete sie das Badezimmer, denn die verschlossene Tür hatte im unteren Bereich billige Lüftungsschlitze aus weißem Plastik. Der letzte Raum, den man vom Flur aus betreten konnte, war direkt vor ihr. Mit drei Schritten war sie dort und schaltete ohne zu zögern auch dort das Licht ein. Es war ein spärlich eingerichtetes Wohnzimmer. Die blaue Eckcouch wirkte extrem einnehmend gegen den kleinen Tisch. Die billige, schwarze Anrichte und der nur zweitürige, ebenfalls schwarze Kleiderschrank hatten so viele Gebrauchsspuren, dass Sam sie sich besser auf dem Sperrmüll vorstellen konnte.
Auf der linken Seite gab es am Ende des Zimmers einen türlosen Durchgang. Neugierig sah Sam nach, was sich dahinter befand. Sie vermutete, dass es sich um eine kleine Schlafnische handelte, wurde aber eines Besseren belehrt. Der Größe nach war es zwar vermutlich genau zu diesem Zweck gedacht, wurde aber offenbar als Arbeitszimmer benutzt. In dem beengten Raum gab es einen schmalen Schrank sowie zwei nebeneinander stehende Schreibtische. Die Furnierungen dieser drei Teile, die farblich nicht zusammenpassten, waren an vielen Stellen beschädigt. Wahrscheinlich hatte Bruno Kaufling nach seiner Haftentlassung die Wohnungseinrichtung aus gebrauchten Möbeln zusammengestellt.
Auf einem der Schreibtische stand ein Desktop-PC mit Monitor und Tastatur, auf dem anderen befand sich lediglich ein Drucker. Daneben lagen unordentlich viele Papiere und geöffnete Briefumschläge. Hier fing Sam mit ihrer Suche an. Dabei verschwendete sie keinen Gedanken an Fingerabdrücke, denn was sollte Bruno Kaufling schon tun? Sie anzeigen?
Das meiste waren Rechnungen für Strom, Telefon, Autoversicherung und ähnlichem. Dazwischen lagen Werbeprospekte, kostenlose Tageszeitungen, sowie zwei von Hand adressierte Briefe. Die konnten eventuell hilfreiche Informationen enthalten. Sam beförderte aus dem ersten Umschlag ein kariertes Blatt Papier, welches mit einer weit ausladenden Handschrift beschrieben war. Schnell erkannte Sam, dass der Brief von einem ehemaligen Mithäftling verfasst worden war, der die Zustände im Gefängnis beklagte. Nichts an dem Inhalt wies irgendwie auf Brunos derzeitigen Aufenthaltsort hin.
Die Detektivin hielt sich nicht damit auf, den Brief wieder in den Umschlag zu stecken, sondern nahm sich den zweiten vor. Sie staunte nicht schlecht, als sie feststellte, dass der Brief von Barbara war. In dem Brief erklärte sie, dass sie nichts mit ihm zu tun haben wollte, und er sie in Ruhe lassen sollte. Interessanterweise war der Brief ziemlich freundlich geschrieben, nicht wie der Brief, den Sam ihm geschrieben hätte. Auch diesen Brief steckte sie nicht wieder in
Weitere Kostenlose Bücher