Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
kümmern musste.
„Bei mir war, ehrlich gesagt, auch nicht viel mehr drin“, gab sie zu.
„Alles andere hätte ich dir auch nicht geglaubt“, erwiderte er lächelnd. Während er sich abwandte, sagte er: „Komm mit zum Kiosk, ich habe eine Verabredung.“
Sie schlenderten den Weg entlang, ließen das Restaurant links liegen, kamen an der ältesten Falknerei Hessens vorbei, und gingen auf das kleine Wasserhäuschen zu.
‚Wunderbar‘, dachte sie, ‚jetzt wird er mir seine Freundin sogar vorstellen.‘
Aus der Freundin wurde jedoch ein Freund.
‚Großer Kuhdung‘, dachte Sam, ‚er ist schwul!‘
Ein dunkelhaariger Mann mit einer Acht-Millimeter-Frisur umarmte den Blauäugigen herzlich, ein Kuss wurde allerdings nicht ausgetauscht. Nach kurzem Rückenklopfen stellte Blauauge vor: "Das ist Gerhard. Ich heiße übrigens Michael. Und du bist?" Fragendes Gesicht.
„Ich bin Sam.“ Sie reichte Gerhard die Hand. „Hallo. Ich kenne Michael seit der Ewigkeit einer Viertelstunde.“
„Freut mich“, antwortete Gerhard und maß Sam von oben bis unten. „Er hatte schon immer einen guten Geschmack.“
„Und den gleichen wie Gerhard“, warf Michael ein. Die Männer sahen sich vielsagend an, und Gerhard zwinkerte seinem Freund verschmitzt zu.
„Das ist wohl ein Insider“, vermutete Sam.
„Der älteste Insider, den wir haben“, gab Michael lachend zu. „Vielleicht erzähle ich dir irgendwann davon.“
„Jetzt habt ihr mich neugierig gemacht“, versetzte Sam. „Sagt schon, was hat es damit auf sich!“
„Na gut“, gab Michael klein bei. „Gerhard ist der Ex meiner Frau. Als wir uns zufällig kennen gelernt haben, wussten wir das nicht und sind erst nach einer Weile darauf gekommen. Du kannst dir vorstellen, wie peinlich berührt wir im ersten Moment waren, als wir es herausgefunden hatten.“
Die vermeintliche Liebschaft war der Ex von der Ehefrau! Wenn das nicht ein Hammer war. Innerlich perplex ließ Sam sich nichts anmerken. Sie lachte ebenfalls und antwortete: „Und was sagt deine Frau zu eurer Freundschaft?“
„Nichts“, antwortete Michael. „Sie hat keine Ahnung davon.“
Einen Moment zögerte Sam, um sich zu überlegen, was sie am geschicktesten darauf erwidern sollte. Sie musste die Gelegenheit beim Schopfe packen, um so viel wie möglich zu erfahren.
„Naja, wenn ihr euch nur hin und wieder seht, ist das sicher kein Problem.“
„Wir sehen uns sehr oft, und auch das ist kein Problem“, erklärte Michael mit einem Lächeln.
„Solange deine Frau hinter euren Treffen keine Nebenbuhlerin vermutet …“
"Aber nein. Ich habe ihr nie einen Grund gegeben, misstrauisch zu sein. Sie vertraut mir, und das sogar zu Recht."
„Ja, ja“, winkte Sam ab, „das behaupten alle Kerle.“
Michael ging nicht auf ihre Bemerkung ein. Stattdessen sagte er zu Gerhard: "Die Kleine fährt wie der Teufel. Du musst dir ihre Maschine ansehen!"
„Was fährst du?“, wollte Sam von Gerhard wissen.
„Eine Tausender Fazer“, erklärte der Gefragte. Sam wusste, dass damit eine große Yamaha gemeint war.
„Kommt“, forderte Gerhard auf, „ich gebe ein Eis aus.“
Sie schlenderten noch einige Minuten eisschleckend über den Feldberg, dann tourten sie zur Loreley und noch ein wenig durch den Rheingau. Ohne Misstrauen zu erwecken konnte Sam etliche Fotos schießen, um das Treffen ausführlich zu dokumentieren.
Am Ende konnte sie nicht verhindern, dass sie ihre Handynummer herausgab. Zum Glück hatte sie für solche Zwecke noch eine Prepaid-SIM-Karte, die sie kaum benutzte. Über eine ihrer anderen Nummern hätte Michael zu leicht einen ihrer zwei Berufe ermitteln können. Von beiden sollte er nichts wissen. Alle paar Tage legte Sam die SIM-Karte in eines ihrer Mobiltelefone, um die eingegangenen Kurznachrichten zu lesen, zu löschen und die Mailbox abzuhören.
Als Sam nach Hause kam, war es bereits acht Uhr am Abend. Sie war wohlig müde. Viele hundert Kilometer waren mit dem Motorrad anstrengend. Eine innere Zufriedenheit begleitete die Müdigkeit. Sie hatte ihren Auftrag erfüllt, das Ergebnis würde kaum zu Ärgernissen führen, es würde eine gute Bezahlung geben, und das dafür, dass sie den ganzen Tag ihren Spaß gehabt hatte. Für das übernächste Wochenende war sie wieder mit den beiden verabredet. Dann, so hatten sie gesagt, würden noch drei weitere Fahrer mitkommen. Ob sie den Termin tatsächlich wahrnehmen konnte, musste Sam natürlich erst mit ihrer Auftraggeberin abklären.
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