Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
ausführlicher.“
Sam überlegte kurz, was der wirkliche Grund des Anrufs sein mochte. „Ich suche weder eine Kollegin noch eine Versicherung“, sagte sie bestimmt. „Und ich werde auch nichts kaufen.“
Noch immer klang die Stimme erheitert: „Keine Angst, ich will Ihnen nichts andrehen.“
„Okay, was wollen Sie?“ Jetzt war Sam wirklich gespannt.
„Danke, dass Sie mir zuhören“, leitete Frau Heinzen ihre Ausführungen ein. „Derzeit studiere ich Sozialpädagogik. Später möchte ich als Sozialarbeiterin arbeiten. Das Thema für meine Diplomarbeit ist ‚Auswirkungen der persönlichen Lebensumstände auf die Arbeit und die Klientel von Prostituierten‘.“
Als ob damit alles erklärt war, schwieg die junge Frau.
Obwohl Sam langsam klar wurde, worauf das Anliegen der Studentin hinaus laufen würde, sagte sie: „Das ist alles sehr ehrenwert, aber Sie haben mir noch nicht gesagt, was ich damit zu tun habe.“
„Nun, ich dachte, Sie würden von der käuflichen Liebe leben.“ Völlig unbefangen kamen der Studentin diese Worte über die Lippen, als ob sie sich über den Beruf einer Bankkauffrau unterhalten würde.
„Dann haben Sie falsch gedacht“, widersprach Sam.
Betroffenes Schweigen. Sam ließ sie zappeln.
„Oh“, kam dann die unbeholfene Antwort. „Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Ich …“
„Entschuldigen?“, unterbrach Sam. „Wofür?“
„Dafür, dass ich dachte, Sie seien eine … eine Prostituierte.“ Sämtliche Sicherheit war aus der Stimme gewichen.
„Kein Grund sich zu entschuldigen. Ich bin eine Prostituierte. Was wollen Sie von mir?“
„Aber Sie haben doch gerade gesagt, dass Sie …" Offenbar fehlten der Fremden die Worte.
„Ich habe gesagt, dass ich nicht von der käuflichen Liebe lebe. Das wiederhole ich auch gerne, denn ich verkaufe keine Liebe, sondern erotische Fantasien, die ich Realität werden lasse. Liebe können Sie sich nirgendwo auf der Welt kaufen, höchstens etwas, das Sie eine Zeit lang dafür halten.“
Hörbar tiefes Einatmen am anderen Ende. Dann: „Sehen Sie, genau darum geht es. Ich habe keine Ahnung von Ihrem Job. Wie jeder andere auch habe ich eine gewisse Vorstellung davon, die mit der Wirklichkeit nicht viel gemein haben wird. Deshalb suche ich jemand, von dem ich die Wahrheit lernen kann.“
„Wo haben Sie meine Nummer her?“, wollte Sam wissen. Die Detektivin in ihr meldete sich. Es konnte ebenso gut ein Vorwand sein, um an sie heran zu kommen, aus welchem Grund auch immer.
„Aus einem Forum für Escort Service“, war die glaubwürdige Erklärung.
Sam war hin und her gerissen. Einerseits war ihr die Frau nicht unsympathisch, andererseits wollte sie sich nicht irgendeine Göre ans Bein binden, die sie dann nicht mehr los wurde. Deshalb sagte sie ausweichend: „So gerne ich Ihnen helfen würde, ich glaube nicht, dass Sie sich in einem kurzen Gespräch ein richtiges Bild machen können, und lange Unterhaltungen führe ich am Telefon nicht gerne.“
Die enttäuschte Antwort, die Sam erwartet hatte, blieb aus. Stattdessen vernahm sie eine eher erfreute Stimme: „Oh, das ist toll! Ein Treffen mit Ihnen wäre mir sowieso viel lieber.“
Die Detektivin verdrehte die Augen, konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Sie sind ganz schön forsch.“
„Hätte ich denn sonst eine Chance?“
„Nein“, gab Sam zu.
„Also?“, drängelte die Anruferin.
Mit einem übertrieben lauten Seufzen gab Sam sich geschlagen: „Na gut. Aber bereiten Sie sich darauf vor, dass ich nicht jede Frage beantworten werde.“
„Kein Problem. Wann und wo?“
„Wenn Sie wollen, kommen Sie heute vorbei. Übrigens heiße ich Sam.“
„Sehr gerne, aber erst ab drei. Bleiben wir bei dem Du?“
„Sicher. Du heißt Monika?“
„Nenn' mich bitte Nika. Das sagen alle Freunde zu mir.“
„Freunde?“, sagte Sam spöttisch. "Das dauert wohl noch eine Weile. Bevor ich dir meine Adresse mitteile, gib mir bitte eine Festnetznummer, unter der ich dich zurückrufen kann. Nur zu meiner Sicherheit. In meinem Gewerbe muss man vorsichtig sein." Dabei dachte Sam ebenso an die Detektei wie an ihre Dominadienste.
Nika gab ihr bereitwillig sowohl Telefonnummer als auch Adresse. Sam notierte sich beides, rief die Studentin zurück, und gab ihrerseits ihre Adresse durch.
Nachdem sie das Gespräch endgültig beendet hatten, nahm Sam wieder das Büchlein in die Hand um weiterzulesen. Dann überlegte sie es sich aber anders, und fuhr stattdessen zum
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