Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
Sollte die es nicht gutheißen, würde Sam sich einfach nie wieder bei den Männern melden.
9 | Nika
„Unglaublich!“, kam Mareike Höppels fassungslose Stimme aus dem Telefon. „Er trifft sich mit Gerhard!“
„Wie gesagt, ich habe eine Menge Bilder gemacht. Sie können sich also selbst überzeugen.“
Ein Piepton machte Sam darauf aufmerksam, dass ein Anruf auf ihrer zweiten Nummer einging. Natürlich konnte sie ihn nicht annehmen, solange sie mit einer Kundin sprach.
„Ich bin sprachlos“, sagte Frau Höppel. „Ich habe ihm wirklich Unrecht getan.“
„Nicht ganz“, widersprach Sam. „Wirklich ehrlich gewesen war er ja nicht zu Ihnen.“
„Oh, das habe ich mir vermutlich selbst zuzuschreiben. Sie glauben nicht …“ Die Frau hielt inne. Mit verändertem Tonfall fuhr sie fort: „Ich habe Michael gegenüber nicht viel Gutes an Gerhard gelassen, und wenn ich das so sage, dann ist es maßlos untertrieben.“ Es klang ein bisschen wie ein Schuldeingeständnis.
„Ich verstehe.“ Sam versuchte, so mitfühlend wie möglich zu klingen. „Wie auch immer, es ist nun Ihre Sache, was Sie mit der Information machen. Ich denke, meine Arbeit ist getan.“
„Das ist sie“, pflichtete die Kundin bei. „Haben Sie vielen Dank. Von nun an werde ich wieder besser schlafen.“
„Es freut mich, wenn mein Ergebnis einen so positiven Effekt hat. Übrigens …“ Dieses Mal war Sam es, die zögerte. Die Frage, die sie stellen wollte, war doch sehr ungewöhnlich. Nach dem Bruchteil einer Sekunde war ihre Selbstsicherheit wieder da, und sie formulierte ihr Anliegen: „Die zwei haben mich eingeladen, wieder mit ihnen und ihren Freunden Motorrad zu fahren. Ich würde das gerne tun, aber wenn Ihnen das nicht recht ist, lasse ich es bleiben.“
„Wenn Sie dabei diskret bleiben, müssen Sie sich wegen mir keine Gedanken machen. Einen sichereren Umgang als Sie wird es kaum geben. Ich bin Ihnen so unendlich dankbar, das können Sie sich gar nicht vorstellen.“
„Ich habe zu danken – für den überaus angenehmen Auftrag.“
Die Stimme am anderen Ende lachte. „Morgen werde ich Ihnen das Geld überweisen.“
„Und ich schicke Ihnen ein paar Bilder an die ausgemachte Emailadresse.“
„Danke. Ich wünsche Ihnen alles Gute, Frau Veselkova.“
„Das wünsche ich Ihnen auch.“
Nachdem sie das Gespräch beendet hatten, holte Sam das Tagebuch ihrer Mutter und setzte sich damit auf die Couch. Voller Wohlbehagen spürte sie, wie die Sonne ihre Haut wärmte. Ein angenehmer Blütenduft wurde durchs offene Fenster getragen. Der Morgen versprach einen wundervollen Tag in einem erfüllten und erfolgreichen Leben.
Noch bevor sie das Büchlein aufschlagen konnte, meldete sich erneut ihr Handy.
„Hallo, hier ist Samantha, die einzig-und unartige. Und wenn du dich traust, werde ich dich dazu bringen, ebenso unartig zu sein.“ Vielleicht klappte es ja doch noch mit einem Date.
„Guten Tag, Frau Samantha. Mein Name ist Monika Heinzen.“
Sam traute ihren Ohren nicht, als sie die weibliche Stimme hörte. Sie musste beim Annehmen des Gesprächs die Nummern ihrer beider Gewerbe miteinander verwechselt haben. Als wäre sie von einer plötzlichen Grippe heimgesucht worden, durchfuhr es sie zunächst heiß, dann kalt. Das war ihr noch nie passiert. Wie peinlich!
„Einen Moment bitte“, brachte sie hastig hervor. Dann nahm sie das Gerät vom Ohr und warf einen Blick aufs Display. Nein, sie hatte sich nicht geirrt. Die Fremde hatte eindeutig die Nummer der Einzigunartigen angerufen. Wie konnte die Frau es wagen, ihr einen solchen Schrecken einzujagen? Die leichte Wut, die Sam darüber empfand, wurde von der Erleichterung kompensiert, keinen Fehler gemacht zu haben. Nicht auszudenken, wenn sie sich am Telefon der Detektei mit dem Spruch der Prostituierten gemeldet hätte!
Ein tiefer Atemzug brachte die Ruhe in ihre Stimme zurück und sie erklärte: „Ich muss Sie enttäuschen, Frau Heinzen, aber ich mache weder Sessions mit Frauen, noch verkaufe ich Gutscheine, die Sie Ihrem Mann oder Freund schenken könnten.“
Sie hörte ein herzhaftes Lachen, welches ihr klar machte, dass die Dame keineswegs vorhatte, ihre Kundin zu werden.
„Das möchte ich auch nicht“, kam eine amüsierte Stimme, die sich jung anhörte. „Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie belästige, aber ich wollte Sie fragen, ob ich mich einfach mal mit Ihnen unterhalten kann.“
„Das tun Sie ja bereits.“
„Ich meine etwas
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