Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
ist das bessere Wort. Ich vermutete, dass er zusammenbrechen würde, sobald er von ihrem Tod hört.“
„Allerdings. Zumindest hat es den Anschein.“ Sam meinte, einen unterschwelligen Zweifel in seiner Stimme gehört zu haben.
„Den Anschein? Herr Patersen hat diese Frau über alles geliebt“, erklärte sie.
„Und Frau da Silva wollte ihn verlassen“, bemerkte Sorghardt.
„Sie wollte es nicht nur, sie hat es bereits getan“, stellte Sam richtig.
„Ja, das hat Herr Patersen auch angegeben.“
Auf diese Bemerkung erwiderte Sam nichts. Stattdessen fragte sie: „Kann ich jetzt bitte zu Herrn Patersen?“
„Darf ich Sie noch eine Minute aufhalten?“, fragte der Oberkommissar. „Ich würde Ihnen gerne noch ein paar Fragen stellen.“
„Und das am besten, bevor ich mit Herrn Patersen spreche“, vermutete Sam.
Der Mann lächelte nur vielsagend. Schlagartig wurde Sam klar, dass Jan zu den Verdächtigen gehören musste. Die meisten Mörder waren im Bekanntenkreis der Opfer zu finden, und Deborah hatte nicht sehr viele Bekannte in Deutschland. Jan war ihre Hauptbezugsperson gewesen. Wahrscheinlich würde es nicht viele Personen geben, die in Frage kamen. Was es noch viel schlimmer machte war, dass er sogar ein Motiv hatte: ein verschmähter Liebhaber. Neben Habgier das klassischste aller Motive überhaupt. Sie würde ihm nicht helfen, wenn sie jetzt darauf bestand, sofort zu ihm zu dürfen.
„Gerne“, erklärte sie sich daher einverstanden. „Aber ich bitte Sie, es möglichst kurz zu machen. Es wird Herrn Patersen nicht sehr gut gehen, und ich würde gerne bei ihm sein.“
Sie gingen in die Küche, während Sam Stimmen aus dem Wohnzimmer hörte. Vermutlich unterhielt sich dort ein Kollege von Sorghardt mit Jan.
Der Kripobeamte stellte ihr zahlreiche Fragen über ihr Verhältnis zu Jan und Deborah, darüber, was sie von der Beziehung zwischen den beiden, und vor allem über das plötzliche Verschwinden der Frau wusste. Sam antwortete wahrheitsgemäß und erzählte davon, wie Jan ihr den kleinen Zettel des Abschieds gezeigt hatte.
„Hat Ihnen Frau da Silva jemals einen Brief geschrieben oder in irgendeiner Form eine schriftliche Notiz hinterlassen?“, wollte Sorghardt wissen.
„Nein, dafür hatte es nie einen Grund gegeben“, antwortete Sam.
„Sie wissen also nicht, wie ihre Handschrift aussieht?“ Nun dämmerte es Sam, worauf der Beamte hinaus wollte.
„Nein, das weiß ich nicht“, gab sie ohne zu zögern zurück, „aber ich weiß sehr gut, wie die Schrift von Herrn Patersen aussieht. Der Abschiedsbrief war definitiv nicht von ihm selbst geschrieben.“
„Aber er könnte theoretisch von irgendwem anders geschrieben worden sein?“, fragte ihr Gegenüber.
„Theoretisch schon“, stellte sie nüchtern fest.
Die Türglocke läutete.
„Das wird der Arzt sein“, vermutete Sorghardt. „Ich habe ihn gerufen, weil ich den Eindruck hatte, dass Herr Patersen eventuell eine Beruhigungsspritze gebrauchen könnte." Bei diesen Worten stand er auf und verließ das Zimmer. Sam sah ihm nach. Seine blonden, leicht gewellten Haare waren eher kurz, und das leicht gebräunte Gesicht hätte ebenso von einem Schauspieler sein können. Obwohl er offenbar einen vagen Verdacht gegen Jan hegte, war der Mann ihr nicht unsympathisch. Dass er von allen Möglichkeiten ausging, konnte Sam ihm nicht verdenken. Ähnlich versuchte Sam zu arbeiten, wenn sie ermittelte. Ihr gelang es dabei nicht immer, völlig emotionslos vorzugehen. Manchmal ließ sie sich von einem Verdacht oder von ihrem Bauchgefühl mitreißen, was ihre Art der Befragung dann beeinflusste.
Sam hörte, wie der Arzt eingelassen und ins Wohnzimmer gebracht wurde. Dann vernahm sie Jans Stimme: „Nein, ich will keine Spritze haben. Ich will Sam sehen, sonst nichts.“
Kurz darauf erschien Sorghardt in der Küchentür und winkte sie zu sich. „Kommen Sie. Ich denke, die wichtigsten Fragen habe ich gestellt. Wir können uns später noch einmal unterhalten.“
Als sie das Wohnzimmer betrat, sagte Jan gerade zu dem Arzt: „Lassen Sie mir etwas zum Einschlafen da, damit ich heute Nacht ein bisschen Ruhe kriege.“
Er machte auf Sam einen wesentlich gefassteren Eindruck, als sie erwartet hatte. Die roten Augen zeugten aber davon, dass er geweint hatte. Auf der Couch sitzend drehte er sich zu ihr um.
„Endlich, Sam!“, begrüßte er sie. „Du hast es schon gehört, nehme ich an. Was ist das für ein Mensch, an den Deborah da geraten ist? Sag
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