Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
skeptisch.
„Nein.“ Gregor schüttelte den Kopf. „Ich versuche nur, dich dafür zu sensibilisieren, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt.“
Sam gähnte herzhaft und rieb sich die Augen. „Du hast ja Recht. Keine Angst, ich werde versuchen in alle Richtungen zu denken. Was hältst du davon, wenn wir uns jetzt schlafen legen?“
„Gab es sonst nichts mehr zu berichten?“, fragte Gregor, der aussah, als würde ihm Sams Vorschlag gut gefallen.
„Nein … das heißt, vielleicht doch. Als ich in der Schule war, hat mir jemand einen Reifen aufgeschlitzt.“
„Das ist nicht dein Ernst?“, antwortete Gregor erschrocken. „Wer wusste denn, dass du dich dort wegen der Toten umhören wolltest?“
„Niemand außer Jan“, antwortete Sam. Die Bedeutung dieser Worte wurde ihr schlagartig klar. Dann hob sie abwehrend die rechte Hand und sagte: „Moment! Es hätte auch sonst wer vor der Schule stehen und mich beobachtet haben können.“
„Natürlich, und dieser Jemand hat dir an der Nasenspitze angesehen, dass du Detektivin bist und wegen Deborah recherchierst.“
Verdammt, Gregor hatte Recht. „Vielleicht war es nur Zufall“, startete sie einen Versuch. „Es war in Frankfurt, da könnte irgendein Asozialer Spaß daran gehabt haben, einen Reifen aufzuschlitzen.“
„Glaubst du daran?“ Gregor sah ihr direkt in die Augen.
Sie verzog den Mundwinkel und sagte: „Nicht wirklich.“
Sie dachte einen Moment nach. „Jan hatte schon ziemlich viel getrunken. Ich glaube nicht, dass er in der Lage gewesen wäre, noch Auto zu fahren.“
„Wie wäre es mit einem Taxi? Und der Alkohol spricht eher für so eine unsinnige Tat, die man in nüchternem Zustand kaum begehen würde.“
Sam gähnte erneut und schüttelte den Kopf. „Lass uns bitte schlafen gehen und später weiter darüber diskutieren. Ich bin ziemlich fertig und kann nicht mehr klar denken.“
Er erklärte sich einverstanden. Nachdem sie ihm noch ein Kissen und eine Decke ins Wohnzimmer gebracht hatte, verschwand sie ins Schlafzimmer. Dort entkleidete sie sich, löschte das Licht, ließ sich nackt auf ihr Wasserbett fallen, und schlief nach zwei Minuten ein.
16 | Von Paradies und Chaos
Ihre Nase meldete einen Impuls ans Gehirn, der Kaffee verhieß. Das Gehirn setzte diesen Impuls in einen Traum um: Frisch gebrühter Kaffee, den sie ans Bett gebracht bekam, und den sie dort genießen konnte, ohne sich irgendwelchen Stress machen zu müssen. In halbwachem Zustand seufzte sie, weil ihr wacher Teil genau wusste, dass es Kaffee und Frühstück im Bett in der realen Welt für sie nicht gab. Innerlich schimpfte sie auf ihre Nase, die ihr einen solchen Streich gespielt hatte.
Doch was war das? Ihre Nase wollte nicht aufgeben. Immer vehementer meldete sich die Nachricht des herannahenden Kaffees. Halb auf dem Bauch, halb auf der Seite liegend, öffnete sie das linke Auge einen Spalt. Da qualmte etwas. Es war gar nicht weit weg, vielleicht eine Armlänge. Jetzt öffnete sie das Auge ganz, ließ das rechte folgen, und nahm ein Tablett wahr, das neben ihr stand und sowohl eine Tasse Kaffee als auch Milch und Zucker trug.
„Guten Morgen Paradies“, murmelte sie mit einer sehr rauen Stimme. Dann ließ sie den Blick weiter wandern, bis sie Gregor auf dem Bettrand sitzen sah, völlig bekleidet und keusch.
Ihr wurde bewusst, dass sie auf der Decke lag und völlig nackt war. Das störte sie allerdings nicht. Gregor hatte sie schon oft unbekleidet gesehen. Sie war unschlüssig, welche Rolle sie jetzt einnehmen sollte. In der augenblicklichen Lage hätte sie die strenge Herrin sein müssen, aber trotz ihres noch nicht endgültig wachen Zustandes fiel ihr ein, dass sie dem jungen Mann noch ein paar Fragen zum Fall Deborah stellen musste.
„Entschuldige, wenn ich dich so früh wecke, aber ich habe bereits mit Sorghardt telefoniert“, sagte Gregor mit sanfter, aber bestimmter Stimme.
Gut, sie würde also nicht die Herrin sein. Während sie sich ausgiebig streckte, entspannte sie sich wieder.
„Wie viel Zeit habe ich, bis die Spurensicherung kommt?“, murmelte sie.
„Etwa eine Stunde. Ich wusste nicht, wie lange du brauchst, um wach zu werden.“
Jetzt lächelte sie und sagte: „Das ist lieb von dir.“
Auf einen Ellenbogen gestützt nahm sie sich Zucker und rührte ihren Kaffee um. Die Tasse war etwas zu voll. Gregor hatte offenbar nicht mit dem Wellengang des Wasserbetts gerechnet, der durch Sams Bewegungen in Gang gesetzt worden war. Ein
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