Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
waren. Sie freute sich über den Anruf. Seine herzliche, warme Stimme brachte sogar über den kleinen Lautsprecher des Telefons viel Ausstrahlung rüber.
Sam hörte sich die zweite Nachricht an, konnte jedoch mit dem Namen des Anrufers und der Nachricht nichts anfangen. Sie löschte die Meldung und hörte die letzte ab.
„Hallo Rennfahrerin. Schade, dass es heute nicht geklappt hat. Wie schaut’s denn am Wochenende aus? Melde dich doch einfach mal.“
Sam beschloss, dass sie sich dieses Vergnügen gönnen sollte. Die beiden Männer waren sehr nett gewesen, Motorradfahren konnten sie auch ordentlich, und bald würde die Saison zu Ende sein. Kurz entschlossen wählte sie Michaels Nummer. Er meldete sich beim fünften Klingeln.
„Hallo, hier ist Samantha“, begrüßte sie ihn.
„Sam?“, fragte er erstaunt.
„Genau die.“
„Welch angenehme Überraschung“, sagte er. Im Hintergrund hörte sie laute Geräusche, konnte diese aber nicht genau zuordnen.
„Bist du auf einer Baustelle?“, fragte sie.
„Nein, ich bin in der Werkstatt. Ich arbeite als Kfz-Mechaniker.“
‚Cool, der fehlt mir noch in meiner Freundesliste‘, dachte Sam. Als Antwort sagte sie: „Du hast wegen dem kommenden Wochenende gefragt. Wann willst du denn fahren?“
„Am Sonntag, wenn das Wetter gut ist.“
Obwohl sie für den Sonntag noch nichts Konkretes vorhatte, sagte sie: „Oh, das ist schlecht. Samstag würde es mir besser passen.“
Im Hintergrund des anderen Endes rief, nein, brüllte jemand: „Höppel! Ich brauch' dich!“
Michael sagte schnell: „Du, ich muss Schluss machen. Ich überlege es mir wegen Samstag. Ich ruf dich an.“
„Okay“, konnte Sam gerade noch sagen, bevor Michael ein „Ciao“ hervorbrachte und die Verbindung unterbrach.
Irgendwie tat es ihr leid, dass sie nicht direkt für den Sonntag zugesagt hatte. Das passierte ihr fast immer, wenn sie mit Männern Kontakt hatte. Ständig musste sie dafür Sorge tragen, dass es nach ihrem Willen ging, ganz gleich ob es nun nötig war oder nicht. Bei den meisten Männern machte sie sich sogar einen Spaß daraus. Besonders seitdem sie festgestellt hatte, wie viel manche Männer zu tun bereit waren, um ihr zu gefallen. Und je mehr sie das taten, umso weniger nahm Sam sie ernst. Mit Jan hatte sie das Spiel nicht gespielt, denn Jan hatte ihr niemals das Gefühl gegeben, dass er hinter ihr her sei. Warum sie nun bei Michael damit anfing, war ihr nicht ganz klar. Der Mann war verheiratet und hatte an ihr lediglich als Motorradtourengefährte Interesse. Ihr Verhalten kam ihr kindisch vor. Sie sollte solche Dinge nicht immer aus dem Bauch heraus tun. Aber gut, nun war es geschehen, und sie würde auch nicht mehr anrufen, um doch noch den Sonntag zu bestätigen. Mit einem Seufzer schaltete sie das Telefon ab und rief von dem anderen Gerät aus bei Jan an. Sie versicherte sich, dass er zu Hause war, und versprach, zu ihm zu kommen. Eine Viertelstunde später war sie unterwegs.
18 | Zweifel
„Hast du gestern noch viel getrunken?“, fragte Sam.
„Ich glaube schon“, antwortete Jan, noch immer mit dieser lethargischen Stimme.
„Hoffentlich war es genug, um dich zum Schlafen zu bringen.“ Sie sah in seine geröteten Augen und versuchte einen Unterschied zum Vortag zu erkennen. Es gelang ihr nicht.
„Nein, ich konnte nicht schlafen. Ich bin noch mal rausgegangen. Irgendwie konnte ich die Wohnung nicht mehr sehen. Überall gibt es irgendwas, das mich an Deborah erinnert.“
Sie hob ihre Hand, um die seine zu nehmen, zögerte dann aber und zog die Hand wieder zurück.
„Was hast du draußen gemacht?“, fragte sie.
„Ich bin ziellos umhergeirrt“, erklärte Jan.
„Ich hoffe nur zu Fuß.“
Er schwieg und starrte ins Leere. Nach einer Weile hakte Sam nach: „War es nur zu Fuß?“
Zunächst hatte Sam den Eindruck, als würde er sie gar nicht hören, doch dann antwortete er: „Ich habe mich mal ins Auto gesetzt.“
Sam wurde hellhörig. „Bist du auch gefahren?“
„Ehrlich gesagt, ich bin mir nicht sicher. Ich war zu betrunken.“ Nach kurzem Überlegen fügte er hinzu: „Ich bilde mir ein, dass ich sogar gefahren bin, ich weiß aber nicht mehr wohin.“
„Zur Sprachschule vielleicht?“, schlug Sam vor.
Wieder dauerte es eine kleine Ewigkeit, bis Jan antwortete: „Was sollte ich denn da? Nein, ich glaube, ich bin nur einmal um den Block gefahren. In jedem Fall habe ich heute Morgen nach dem Auto gesehen, und es stand merkwürdig da.
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