Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
er Sam nun doch. Ihr Sportlerherz war froh, dass sie nie damit angefangen hatte.
„Hat Deborah vielleicht irgendwo eine Anzeige aufgegeben, um einen anderen Mann zu finden?“
Erstaunt sah der Mann sie an. „Wie kommen Sie denn darauf? Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.“
„Hatte Deborah mal geäußert, dass sie Angst vor Jan hatte?“
Herbert zögerte. Dann seufzte er und sagte: „Maria hat mir einmal erzählt, dass es wohl zu einem Streit zwischen Jan und Deborah gekommen sein musste, bei dem Jan seine Stimme stark erhoben hatte. In dem Moment hatte Deborah wohl tatsächlich Angst vor Jan.“
„Hatte Deborah das Maria genauso erzählt?“
„Ja, sie hatte das Wort Angst gebraucht.“
„Wissen Sie, zu wem Deborah noch engeren Kontakt gehabt hatte?“, wechselte Sam das Thema.
„Was verstehen Sie unter engeren Kontakt?“
„Hat sie jemanden zuhause besucht, oder mit irgendwem etwas unternommen, ohne dass Jan dabei gewesen ist?“
„Nicht, dass ich wüsste. In der Schule hatte sie sich mit jedem gut verstanden, aber darüber hinaus hatte sie, glaube ich, zu niemandem Kontakt. Ich kann mich auch irren, aber Maria hätte es bestimmt mitbekommen.“
Maria und Herbert schienen nichts zu wissen, was Sam weiterhalf. Da sie keine sinnvollen Fragen mehr hatte, bedankte und verabschiedete sie sich.
Maria hatte während der ganzen Zeit keinen Ton gesagt.
22 | Kopflos
Auf dem Heimweg rief sie bei Jan an, um ihn nach seinem Befinden zu fragen. Sam vermutete, dass er wieder in das dunkle Loch gefallen war, das ihn die ganze Nacht gefangen halten würde. Jan meldete sich allerdings nicht. Ob er wieder getrunken hatte? Sam überlegte, ob sie zu ihm fahren sollte. Sie war todmüde und fühlte sich ausgelaugt. Eigentlich wollte sie nur noch ins Bett. Aber konnte sie Jan jetzt alleine lassen? Wenn er nicht ans Telefon ging, dann verhieß das nichts Gutes. Dass er ein Treffen mit Freunden oder Ähnliches unternommen hatte, hielt Sam in seiner momentanen Verfassung für unwahrscheinlich. Schlief er vielleicht schon? Ebenso unwahrscheinlich. Er zermarterte sich ständig das Gehirn, und würde daher keinen frühen Schlaf finden. Oder vielleicht doch? War die letzte Nacht eventuell so wenig erholsam gewesen, dass er nun völlig erschöpft eingeschlafen war? So musste es sein. Ihr würde es nicht viel anders gehen. Also fuhr sie weiter heimwärts, kontinuierlich daran zweifelnd, ob es die richtige Entscheidung war.
Sie war bereits bei Hofheim von der A66 abgefahren, um die Landstraße Richtung Eppstein zu nehmen, als sie sich umentschied. Bei verschiedenen anderen Gelegenheiten hatte Sam gelernt, dass Jan in Zeiten, in denen es ihm seelisch schlecht ging, kaum mehr als drei Stunden pro Nacht schlief, völlig unabhängig von seinem Alkoholpegel. Er schlief ganz bestimmt noch nicht. Vermutlich saß er in seinem Wohnzimmer, die Flasche einer beliebigen Spirituose vor sich, und drehte vor Kummer und Einsamkeit durch. Es wäre unverantwortlich, einen Freund jetzt alleine zu lassen. Sie fuhr nicht zurück auf die Autobahn, sondern nahm den Weg über die Landstraße. Höchst war von hier aus relativ gut zu erreichen.
Unterwegs versuchte sie, ihn noch einmal anzurufen, wieder vergebens. Es würde wieder eine lange Nacht werden, wenn sie Jan beruhigen musste. Aber gut, irgendwann würde sie schon wieder zum Schlafen kommen.
Als Sam die Antoniterstraße erreichte, sah sie sofort, dass sein Wagen noch genauso da stand, wie sie ihn hingestellt hatte. Offenbar war sie nicht umsonst hergekommen. Mit sich und ihrer Entscheidung zufrieden, fühlte sie sich gar nicht mehr so müde.
Der erste Parkplatz, der sich ihr bot, war direkt an der Straßenecke zur Emmerich-Josef-Straße neben der ‚Wunderbar‘. Aus der Cafébar, die gleichzeitig Restaurant war, kam Essensgeruch. Sams Appetit regte er allerdings nicht an, denn nach Essen war ihr im Moment nicht zumute.
Die kühle Nachtluft verscheuchte den Rest ihrer Müdigkeit.
Vor Jans Haus sah sie hinauf zu seinem Fenster. Es brannte Licht. Allerdings rührte sich auf ihr Klingeln hin nichts. Wahrscheinlich wollte er seine Ruhe haben, und rechnete einfach nicht mit Sam. Hätte er gewusst, dass sie es war, hätte er in jedem Fall geöffnet. Sie verstand, dass er jetzt nicht jeden beliebigen Besuch empfangen wollte. Nichts konnte mehr nerven, als immer wieder die selben Phrasen zu hören: Wie konnte das bloß passieren? Warum hat sie dich nur verlassen? Es wird alles wieder
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