Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
an Maria haben, dann werde ich übersetzen.“
„Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen. Hauptsächlich interessiert mich, was es mit Deborahs Äußerungen auf sich hat, dass sie und ihr Freund sich oft gestritten haben. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass Deborah mit Maria sehr gut befreundet war, und sie ihr daher ein paar Dinge erzählt hat, die sonst keiner weiß.“
„Wenn ich dazu etwas sagen dürfte?“ Fragender Blick.
„Ich bitte darum“, forderte Sam ihn auf.
„Maria spricht nicht gerne darüber, weil sie Angst hat, dass sie sich falsch ausdrückt oder dass jemand wegen ihr Ärger bekommt. Meine Frau sieht in jedem Menschen nur das Beste und will auch für jeden nur Gutes. Aber natürlich erzählt sie mir von den Dingen, die sie beschäftigen. Sie hatte recht engen Kontakt zu Deborah und sorgte sich um sie. Deborah war eine äußerlich sehr starke Frau, doch innerlich ging es ihr wohl nicht sehr gut. Sie saß hier, in einem ihr fremden Land, und war gezwungen bei einem Mann zu bleiben, der offenbar völlig anders war, als sie gedacht hatte. Jan hatte sie in Brasilien kennen gelernt, als er auf Urlaub dort war. Damals war er sehr charmant und äußerst feinfühlig gewesen, weshalb sie sich in ihn verliebt hatte. Aber hier in Deutschland benahm er sich scheinbar völlig anders. Es musste alles genauso gemacht werden, wie er es bestimmte. Die Toleranz, die sie in sein Verhalten im Urlaub hineininterpretiert hatte, war kaum vorhanden. Ständig passte irgendwas nicht, egal was sie machte oder wie sie es machte. Mit ihren Fortschritten beim Erlernen der deutschen Sprache war er unzufrieden und trieb sie immer wieder zu mehr Fleiß an. Dabei müssen Sie wissen, dass Deutsch für Brasilianer keine einfache Sprache ist. Maria wiederholt den Einführungskurs, und ich habe kein Problem damit. Mein Portugiesisch ist sehr gut und wir können uns wunderbar unterhalten. Bei Deborah und Jan war das nicht anders. Ich habe ihn selbst kennen gelernt, und er spricht die fremde Sprache fast besser als ich. Sie sehen also, dass es kaum nötig gewesen war, wegen der Sprache so viel Druck aufzubauen.“
„Ich verstehe. Was gab es noch, außer der Sprache? Welche Dinge hatte Jan an ihr kritisiert?“
„Es waren viele Kleinigkeiten.“ Wieder sprach Herbert, ohne die Frage an Maria weiterzugeben. „Zum Beispiel wie sie die Geschirrspülmaschine einräumte, wie oder wie oft sie staubsaugte; die täglichen Dinge des Lebens eben.“
„Wie kam Ihnen Deborah vor, wenn sie gemeinsam mit ihrem Freund hier war?“
„Es lag eine ständige Spannung in der Luft.“ Herbert griff nach einem Päckchen Marlboro, das auf dem Glastisch lag. „Sie erlauben?“
Sam lächelte. „Sie brauchen mich nicht um Erlaubnis zu fragen, ob Sie in Ihrer eigenen Wohnung rauchen dürfen.“
„Aber in jedem Fall brauche ich das. Es gibt Menschen, die sehr empfindlich sind, was Rauch betrifft. Sie sind unser Gast und sollen sich wohl fühlen. Möchten Sie auch eine?“
Unweigerlich verglich Sam den Mann mit einem Verkäufer, der ihr etwas andrehen wollte. Für ihren Geschmack war er zu freundlich. „Nein, danke. Bitte, rauchen Sie nur“, antwortete sie.
Er steckte sich eine Zigarette an und blies den Rauch zur Seite.
„An dem Abend, als Deborah das letzte Mal in der Sprachschule war, ist sie da noch mit Maria hergekommen, bevor sie nach Hause fuhr? Oder hat Maria noch etwas mit ihr unternommen?“
„Nein. In der Schule hatte sie Maria nur erzählt, dass sie endlich mit Jan reden wollte, weil es so nicht weitergehen konnte. Maria hatte ihr Unterstützung angeboten und hätte dem Gespräch beigewohnt, wenn Deborah es gewünscht hätte, aber sie wollte das unter vier Augen klären.“
„Wusste Maria davon, dass Deborah auf der Suche nach einem anderen Mann war?“
„Natürlich wusste sie davon. Mir gegenüber hat Deborah das natürlich nie so direkt erwähnt, aber zu Maria hatte sie mehr als einmal gesagt, dass sie bei Jan verschwinden würde, wenn sie einen anderen kennen lernt.“
„Hat sie denn einmal von einem anderen Mann erzählt? Gab es da jemanden?“
„Nein. Wie hätte sie denn auch jemanden kennen lernen sollen? Sie konnte sich ja kaum ein Essen im Restaurant bestellen.“
„Wann haben Sie Deborah das letzte Mal gesehen?“, wollte Sam wissen.
„Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, dann war es das Wochenende vor ihrem Verschwinden.“
Obwohl der Mann den Qualm ständig in eine andere Richtung blies, erreichte
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