Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
Frau jemals gesehen. Auch die Angestellten der nächsten Tankstellen konnten sich nicht an die Frau erinnern. Selbst in den Lebensmittelgeschäften der Umgebung hatte man herumgefragt, ebenso ergebnislos. Gregor vermutete, dass die Frau nicht aus der Gegend stammte.
„Was hatte sie dann dort im Wald zu suchen?“, fragte Sam, aber Gregor sah sie nur an und schien keine Antwort darauf zu haben.
Sams Handy klingelte. Nika wollte sich erkundigen, was denn genau passiert sei. Schnell erklärte Sam, was vorgefallen war. Dann überlegte die Detektivin, dass es weder für das Mädchen noch für sie selbst eine gute Idee war, in dem Haus zu schlafen.
„Dann machen wir es umgekehrt“, schlug Nika vor. „Du kommst her und schläfst hier.“
Sam dachte kurz darüber nach. Warum eigentlich nicht?
„Wenn das für deine Eltern in Ordnung ist“, sagte sie dann.
„Was sollten die denn dagegen haben?“, fragte Nika lachend.
„Ich weiß aber noch nicht, wann ich da sein kann. Bis wann kann ich denn kommen?“
„Da heute Samstag ist, geht hier keiner vor Mitternacht ins Bett.“
Sam bedankte und verabschiedete sich.
Sorghardt betrat das Büro. „Man hat die Terrassentür aufgehebelt. Die Scheiben wurden erst nachträglich eingeschlagen, vermutlich nur, um Schaden anzurichten. Dabei war man sehr vorsichtig, was den Geräuschpegel beim Zerschlagen der Scheiben angeht. Damit es keine laut klirrenden Scherben gab, die auf den Boden gefallen wären, hat man große Kartonbögen mit einer heftig klebenden Substanz eingeschmiert und auf das Glas gedrückt. Daran blieben die Splitter beim Einschlagen hängen, und man konnte dann alles zusammen abnehmen und auf den Boden legen. Das ganze hat man zunächst mit dem inneren Glas der doppelwandigen Isolierscheibe gemacht, und danach mit dem äußeren wiederholt. Ziemlich trivial, aber effektiv.“
„Was meinst du, warum jemand das getan hat?“, fragte Gregor.
Sorghardt sah ihn an, strich sich kurz über den kurzgeschnittenen Schnauzbart, und sagte dann: „Wenn du mich fragst, dann hat jemand, der Deborah sehr nahe stand, herausbekommen, was mit ihr passiert ist. Wenn dieser Jemand auch in Erfahrung gebracht hat, dass mit der Frau SM-Sachen gemacht worden sind, dann wird er sich gefragt haben, ob Herr Patersen sie ganz alleine dazu überredet hat. Sollte der Täter auf eigene Faust Recherchen angestellt haben, dann musste er unweigerlich auf Frau Veselkova treffen, nicht wahr? Er möchte den Tod einer Frau rächen, und zu den Personen, an denen er sich rächen will, gehört eben auch Frau Veselkova.“ Er drehte sich zu Sam und fuhr fort: „Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, aber aus emotionaler Sicht ist das Verhalten des Täters sogar verständlich.“
Sam zog die linke Augenbraue hoch. „Interessant, wofür Sie alles Verständnis haben.“
„Ich habe sogar Verständnis dafür, dass Sie kein Verständnis für meine Gedankengänge haben.“ Er sah ihr noch einen Augenblick mit undeutbarem Blick in die Augen und drehte sich wieder zu Gregor. „Ich wäre dir dankbar, wenn du dafür sorgen würdest, dass Frau Veselkova heute Nacht sicher ist. Ehrlich gesagt habe ich ein wenig Angst um sie. Wer sagt uns, dass sie nicht auch sterben soll?“
„Ich kümmere mich darum“, versprach Gregor, erwähnte aber nicht, dass das Thema bereits erledigt war.
„Gut. Ein paar Leute sind bereits unterwegs, um in der Nachbarschaft herum zu fragen, ob jemand etwas gesehen oder gehört hat.“
„Vielleicht haben wir hier bei der Spurensicherung mehr Glück als in der Wohnung von Jan Patersen“, sagte Gregor ohne Überzeugung.
„Da habt ihr nichts gefunden?“, wollte Sam wissen.
„Nichts Brauchbares“, antwortete Sorghardt an Gregors Stelle. Zu seinem Kollegen gewandt sagte er: „Lass uns nachher noch mal telefonieren.“ Damit wandte er sich zur Treppe. Bevor er die erste Stufe hinabsteigen konnte, rief Sam: „Herr Sorghardt?“
Der Oberkommissar drehte sich um und sah Sam fragend an.
„Sie haben vorhin gesagt: ‚Sie haben die Tür aufgehebelt‘. Gibt es Anzeichen dafür, dass es mehrere waren?“
„Nein, das gibt es nicht. Solange wir noch nicht wissen, ob es eine, einer oder mehrere waren, springe ich ständig zwischen den Personalpronomen hin und her. Eine Marotte von mir.“
„Danke.“
Er nickte und begab sich endgültig nach unten. Kurz darauf hörte man die Haustür zufallen.
„Irgendwie habe ich den starken Eindruck, dass bei euch kaum etwas Ernsthaftes
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