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Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)

Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)

Titel: Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sönke Brandschwert
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du zwanzig Euro verdienen?“
    „Was muss ich n dafür machn?“ Zurückhaltende Stimme.
    „Hast du ein Handy mit eingebauter Kamera?“
    „Klar. Soll ich n Bild von Ihn machn?“
    „Nein. Siehst du da hinten das Cabriolet?“
    „Der Peugeot?“
    „Genau der. Wenn du eine halbe Stunde unauffällig darauf aufpasst und fotografierst, wenn jemand sich daran zu schaffen macht, kriegst du zwanzig Euro.“
    „Die Hälfte im Voraus. Das müssn Se verstehn, ich weiß ja nich, ob Se mich übern Tisch ziehn wolln.“
    Das war ein Argument. Sie gab ihm einen Zehn-Euro-Schein und verschwand dann in der Schule. Vor dem Klassenraum waren die Schüler schon versammelt, das Zimmer war aber noch verschlossen und die Lehrerin nicht da. Einer der Schüler erklärte ihr umständlich, dass die Lehrerin angerufen und mitgeteilt hätte, dass sie etwas später käme. Um zu erklären, warum die Frau zu spät war, fehlten dem Mann die deutschen Worte.
    „Wer aus Ihrer Klasse spricht am besten Deutsch?“ Sam hoffte, dass der Mann diese einfachen Worte verstand.
    „Früher Maria. Heute, weiß nicht. Ich vielleicht.“
    „Maria spricht gut Deutsch? Aber sie wiederholt die Klasse.“
    „Maria sagt, sie viel Zeit. Sehr wichtig Grundlagen sehr gut sein. Deshalb wiederholen Klasse mit Grundlagen.“
    Sam fand diese Einstellung interessant, vertagte aber die Überlegung, ob ihr diese Information irgendwas sagte. Stattdessen versuchte sie zu erfahren, ob jemand an dem Abend, an dem Deborah das letzte Mal in der Schule gewesen war, gesehen hatte, ob die Frau alleine oder mit jemanden zusammen weggefahren sei. Es konnte sich niemand daran erinnern, und etwas Neues war auch keinem eingefallen.
    Als Sam zu ihrem Wagen ging, waren kaum zwanzig Minuten vergangen. Der Junge kam auf sie zu und erklärte: „Da war n großer Mann an ihrm Auto. Keine Ahnung, wasa gemacht hat. Aba ich hab n Bild von ihm.“
    Jetzt fing es an, spannend zu werden. Neugierig beugte sich Sam über das kleine Handy und betrachtete das Display. Sie war einigermaßen überrascht, als sie den Mann erkannte: „Pfarrer Ferdinand Klaussen“, sagte sie mehr zu sich als zu dem Jungen. Den schien auch nicht zu interessieren, wer das war, er fragte nur: „Krieg ich jetz die annern zehn Euro?“
    Sam gab ihm fünfzehn. Sie hätte den Mann das letzte Mal nicht gehen lassen sollen, oder wenigstens später seinen Namen überprüfen können. Diese mächtige Gestalt hatte zwar freundlich lächeln können, aber wer wusste schon, was sich in so einem Kopf dabei abspielte?
    Mit schnellen Schritten ging sie auf ihren Wagen zu. Langsam umkreiste sie ihn, suchte nach platten Reifen oder sonstigen Defekten. Auf den ersten Blick war nichts zu entdecken. Die Scheiben waren alle noch vorhanden, augenfällige Kratzer gab es keine, und auch die Überprüfung von Türen, Motorhaube und Kofferraum ergab, dass alles noch immer fest verschlossen war. Sam entriegelte die Türen. Erst, als sie einsteigen wollte, bemerkte sie das kleine Zettelchen, welches hinter den Scheibenwischer geklemmt war. Neugierig holte sie es heraus und versuchte, die krakelige Schrift zu entziffern. Es gelang ihr, wobei sich das eine oder andere Wort nur durch den Sinn ergab:
     
    Warte noch immer auf Ihren Anruf. Dachte, Sie wären wenigstens zuverlässig, nachdem sie mich fast umgebracht haben. Ich werde dafür beten, dass Gott nachsichtig mit Ihnen ist – Pfarrer Ferdinand
     
    Sam schüttelte den Kopf. Sie sah Gespenster. Aber besser, ein Gespenst zuviel sehen, als eine reale Bedrohung zu übersehen.
    Sie fuhr nach Hause, wo Nika bereits wartete. Am Vorabend hatte Sam ihr einen Hausschlüssel gegeben, sodass sie nach der Uni kommen konnte, egal ob Sam da war oder nicht.
    Die Detektivin staunte nicht schlecht, als sie die Tür zum Studio offen stehen sah. Sie betrat den großen Raum, in dem Nika nur die düstere, indirekte Beleuchtung angemacht hatte. Sie hatte bereits die ausgesuchte Kleidung an, nur die Ketten fehlten noch. Das Mädchen stand an dem schmalen Regal, in dem Sam ein paar besondere Dinge liegen hatte, die sie eher selten benutzte. In der linken Hand des Mädchens glänzte ein japanisches Fleischmesser, dessen Klinge schärfer war als die aller Messer, die Sam in der Küche aufbewahrte. Die Finger von Nikas rechter Hand strichen über den polierten Stahl.
    „Wie viel Kraft braucht man, um damit jemandem den Hals durchzuschneiden?“, fragte Nika sachlich. Obwohl sie nicht zur Tür gesehen hatte, musste sie

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