Spiel der Angst (German Edition)
wieder sechs.«
Julia schaute in ihr Smartphone. »In der Liberty Street Nummer 6 ist aber nichts Besonderes.«
»Vor allem«, warf Emily ein, »muss es doch irgendwas mit Geld zu tun haben. Er ist doch vorhin immer wieder so auf dem Geld herumgeritten.«
»Das stimmt. Aber in der Liberty Street 6 ist nichts mit Geld!«
Auch Emily begann auf ihrem Smartphone herumzutippen.
»Vielleicht ist es auch gar nicht die Sechs?«, gab Julia noch mal zu bedenken.
»Moment!« Emily hob die Hand und sah Julia an. »Die Sechs halbiert ist?«
»Drei.«
»Und die dann gedoppelt?«
»Ich denke, sechs.«
»Oder …«
»Oder was?«
»Oder 33.«
Julia nickte. »Hat auch eine gewisse Logik.« Dann beugte sie sich nach vorn. »Und, ist in der Liberty Street 33 irgendetwas mit Geld?«
Emily strahlte. »Das will ich meinen: Die Notenbank von New York!«
61
Das Gebäude der New York Federal Reserve war einer der Ableger der US Notenbank in Washington. Das Gebäude war ein Jahrzehnt vor dem großen Crash im Jahre 1929 gebaut worden und sah aus wie eine Renaissancefestung mit vergitterten Fenstern, das mit vierzehn Stockwerken klein und gedrungen zwischen den riesigen Wolkenkratzern kauerte. Hier, unter den vierzehn Stockwerken – und nicht etwa in Fort Knox – lagen die größten Goldreserven der Welt. Jede Nation der Welt besaß hier ihre eigenen Panzerräume, die durch neunzig Tonnen schwere Türen geschützt waren, und hoch oben hatte schon manche Krisensitzung stattgefunden, um die Welt mal wieder vor dem finanziellen Zusammenbruch zu retten.
Ein Mann mittleren Alters mit Sonnenbrille drückte Emily einen Werbeflyer in die Hand. Sie wollte das Papier gerade wegschmeißen, da sah sie die Schrift, die überhaupt nicht zum Flyer passte.
IHR SEID DA, stand dort. GUT. JETZT GEHT IN DIE AUSSTELLUNGSBIBLIOTHEK. UND NEHMT EUCH DAS HEFT MIT DER ZAHL, DIE AM ANFANG DES OBERSTEN GOTTES IST. IHR HABT FÜNFZEHN MINUTEN.
»Verdammt«, fluchte Emily. »Wo ist …« Sie drehte sich um. Aber der Mann war verschwunden. »Also so was.« Emily stemmte die Hände in die Hüften. »Was soll das schon wieder heißen? Ist das von ihm ?«
»Mit Sicherheit ist das von ihm«, sagte Julia und schob sie vorwärts. »Lass uns erst einmal reingehen.«
Emily blickte sich unbehaglich um.
»Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass dieser Kerl überall ist?«
»Du wirst das Gefühl nicht los, weil dieser Kerl überall ist. Und jetzt geh endlich rein!«
Die Ausstellung History of Money war eine Dauerausstellung in der Federal Reserve Bank of New York.
Sie standen an einer der Vitrinen und klickten hektisch durch Julias Smartphone.
»Rollen wir das Ganze mal wieder von hinten auf«, schlug Julia vor. »Was kann eine Zahl sein, die am Anfang eines Namens steht?«
»Vielleicht hat dieser Gott ja eine Nummer?« Emily zuckte die Schultern. »Gott Nummer eins oder Gott Nummer zwei?«
Julia schüttelte den Kopf. »Glaube ich nicht. Vielleicht ein Buchstabe?«
»Ein Buchstabe mit einer Nummer?«
»Eine alphabetische Nummer vielleicht.«
»Ach so.« Emily wiegte den Kopf hin und her. »Bei einem A wäre das also die Eins, bei einem B die Zwei und so weiter?«
»Kann sein.«
GEHT IN DIE AUSSTELLUNGSBIBLIOTHEK. UND NEHMT EUCH DAS HEFT MIT DER ZAHL, DIE AM ANFANG DES OBERSTEN GOTTES IST. IHR HABT FÜNFZEHN MINUTEN.
»Wer ist mit oberstem Gott gemeint?«
»Was fragst du mich das«, sagte Julia, »vielleicht Jesus?«
»Jesus ist kein Gott, sondern der Sohn Gottes. Außerdem gibt es im Christentum nur einen einzigen Gott, da kann es keinen obersten Gott geben.«
»Und was ist mit Jesus und dem Heiligen Geist?«
»Keine Ahnung.« Emily zuckte die Schultern. »Ich bin keine Theologin. Aber Christentum passt nicht.«
Julia schaute einen Moment zur Decke und ließ ihren Blick dann über die Vitrinen schweifen. Dort waren Banknoten der Vereinigten Staaten abgebildet. Die Banknoten, die von der Federal Reserve Bank of New York stammten, in der sie gerade standen, waren mit einem »B« versehen.
»Wieso ein B?«, fragte Julia.
Emily zuckte wieder die Schultern. »Vielleicht als Anspielung auf … Babylon?«
Auf einmal war das Wort aus ihr herausgerutscht. Babylon! Daraufritt doch dieser Irre immer herum!
Emilys Blick flog von dem Geldschein zu dem Zettel, dann zu Julia und dann zu ihrem Smartphone.
»Wer ist der oberste Gott von Babylon?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Mann, schau doch in deinem Telefon nach!«
»Ist ja gut, ich mach ja
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