Spiel der Angst (German Edition)
zuckte zusammen.
»Und?«, fragte die Stimme lauernd.
»Geld!«
Schweigen.
Eine Sekunde. Zwei. Drei.
»Richtig«, sagte die Stimme dann.
Emily fiel ein Stein vom Herzen.
Wieder eine Pause.
»Jetzt wird es etwas schwerer.«
Emily stellte das Handy auf Laut. Julia beugte sich vor.
»Wir … bleiben beim Geld«, sagte die Stimme bewusst gedehnt und langsam. Doch dann sprach der Irre stakkatohaft los: »Ein Bettler geht in die Kirche und betet: ›Lieber Gott, bitte verdopple das wenige Geld, das ich bei mir habe. Als Dank werde ich auch sechzehn Euro spenden.‹ Das Wunder geschieht, und der Bettler spendet, wie versprochen, die sechzehn Euro. Weil es tatsächlich funktioniert hat, beschließt der Bettler, es noch einmal zu wiederholen – wieder funktioniert es, und er spendet weitere sechzehn Euro. Ganz erfreut wiederholt er seine Bitte zum dritten Mal und hat wieder Erfolg. Nachdem er das dritte Mal sechzehn Euro gespendet hat, verlässt er die Kirche ohne Geld.«
Emily hatte in Hektik die Zahlen auf den Zettel gekritzelt.
Die Stimme machte eine Pause. Dann sprach sie weiter: »So kann es mit dem Geld kommen. Und wir fragen uns: Wie viel Geld hatte der Bettler bei sich, als er die Kirche betrat?«
Wieder Stille.
»Ihr habt … fünf Minuten.«
Die Verbindung endete.
»Fünf Minuten!« Emily schwirrte der Kopf. »Er kriegt das Doppelte, spendet sechzehn Euro, am Ende hat er nichts mehr.«
»Em!«, sagte Julia. »Wir müssen logisch vorgehen. Anders geht es nicht.«
»Aha, und wie?« Emily schaute abwechselnd auf den Zettel, das Handy und nach draußen durch das Fenster, als könnte irgendwelche Hilfe von außen kommen. Doch die war nicht in Sicht.
»Warum zäumen wir das Pferd nicht von hinten auf?«
Emily wusste, dass Julia in solchen Dingen manchmal besser war als sie. »Und wie?«
»Er bekommt immer das Doppelte von dem, was er hat«, sagte Julia, »und davon spendet er sechzehn Euro. Wenn er beim letzten Mal ohne Geld die Kirche verlässt, kann er nicht mehr als sechzehn Euro gehabt haben.«
»Warum?«
»Weil er immer sechzehn Euro spendet. Er muss noch acht gehabt haben, wenn am Ende null übrig bleibt. Die Acht verdoppelt ergibt sechzehn. Sechzehn muss er abgeben, ergibt null.«
Emily musste zugeben, dass das logisch klang.
»Okay, das war dann die dritte Runde. Wie war es in der zweiten?«
»Er hatte am Ende acht, die er komplett abgegeben hat. Vorher hat er aber noch sechzehn gehabt. Um also die Menge vor der Spende zu wissen, müssen wir sechzehn dazu addieren.«
»Also sechzehn und acht?«
»Genau! Ergibt vierundzwanzig.«
»Und dann wurde das, was er hatte, zu Beginn der Runde verdoppelt. Er hatte also vor der Spende, aber nach der Verdoppelung vierundzwanzig.« Julia schaute Emily an. »Dann muss er vor der Verdoppelung zwölf gehabt haben.«
»Wieso?«
»Mann, Em, zwölf mal zwei sind vierundzwanzig!«
»Ach ja, klar!«
»Wirklich?«
»Ja, langsam habe ich den Bogen raus.«
Julia blickte auf die Uhr. »Wird auch Zeit, wir haben nur noch zwei Minuten!«
»Damit haben wir Runde zwei«, sagte Emily. »Und was war nach der ersten Runde?«
»Zum Ende hat er wieder sechzehn gespendet.«
»Also hatte er vor der Spende und nach der Verdoppelung sechzehn mehr?«
»Genau: zwölf plus sechzehn ergeben?«
»Achtundzwanzig!«
»Genau.«
»Und vor der Verdoppelung?«
»Die Hälfte davon! Also vierzehn!«
»Er ist mit vierzehn Dollar in die Kirche gegangen?«
Julia schrieb noch einmal alles auf das Papier.
»Noch eine Minute!«
»Vierzehn in der ersten Runde, verdoppelte auf achtundzwanzig. Davon sechzehn weg, ergibt am Ende der ersten Runde zwölf. Zweite Runde: zwölf verdoppelt ergibt vierundzwanzig, davon sechzehn weg, ergibt acht. Dritte Runde: acht verdoppelt ergibt sechzehn, davon sechzehn weg, ergibt null!«
»Super.« Emily machte fast einen Luftsprung. »Das ist die Lösung!«
In der Sekunde klingelte das Telefon.
Es war die gewohnte Stimme. Gewohnt, doch immer noch schrecklich.
»Und?«
»Vierzehn«, antwortete Emily, ohne dem noch etwas anderes hinzuzufügen.
»Gut gemacht.«
Emily merkte, wie sie erleichtert aufatmete.
»Jetzt hört zu: Mit was habt ihr es eben zu tun gehabt?«
»Mit Geld!«, platzte es aus Emily heraus.
»Richtig. Geht zur Liberty Street und dort zur Zahl der Babylonier, die geteilt und gedoppelt wird. Dort werdet ihr weitere Instruktionen erhalten.«
»Geteilt und gedoppelt?«, fragte Emily.
»Geteilt und gedoppelt«, sagte die
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