Spiel der Angst (German Edition)
Stimme ohne Regung. »Und im Übrigen stelle ich hier die Fragen.«
Dann einige Sekunden Stille.
»Gleichzeitig«, sagte die Stimme, »habe ich noch zwei Nachrichten für euch: eine gute und eine schlechte. Wollt ihr sie hören?«
»Ja«, sagte Emily, ohne Betonung in der Stimme.
»Wenn alles gut geht, hast du Ryan zu deinem Geburtstag wieder. Das war, wie du dir vielleicht denken kannst, die gute Nachricht.«
Emily wollte die schlechte Nachricht nicht hören. Doch da sprach der unheimliche Anrufer schon weiter.
»Wenn du nicht rechtzeitig zu ihm kommst, dann wird es Ryan an deinem Geburtstag nicht mehr geben.«
Die Verbindung endete.
59
Sie wird den Ort finden müssen, wo ihr irischer Prinz ist. Oder sie wird ihn nie wiedersehen. Oder nur noch in Einzelteilen.
Den Sprenggürtel wird er nicht so schnell abnehmen können, wenn er durch die Straßen von New York hetzt.
Und ab jetzt werde ich immer wissen, wo sie ist. Auch ohne ihr Handy.
Es ist immer gut, wenn man Leute kennt, die anderen Menschen für genügend Geld Ortungschips unter die Haut spritzen können.
Und es ist gut, wenn gewisse Leute stundenlang in einem Krankenhaus schlafen und es nicht merken, wenn jemand so etwas macht.
Und das Signal, das Emily funkt, wird dafür sorgen, dass an Ryans Gürtel ein anderes Signal ausgelöst wird, wenn sie nicht zu einer bestimmten Zeit bei ihm sein wird.
Ein Signal, das den Sprenggürtel aktiviert.
Sobald die englische Prinzessin versagt, wird der irische Prinz …
… sterben.
Und ich selbst muss gar nichts dafür tun.
Es geht alles automatisch.
Romeo sagte zu Julia, wäre sie der Sternenhimmel, dann würde sich jeder Mensch in die Nacht verlieben.
Er lächelte über seine eigenen Gedanken.
Wenn Ryan sich in der Explosion über ganz New York verteilte …
… dann würde sich Emily vielleicht in New York verlieben.
Er ging rüber in Ryans Zimmer.
»Ab jetzt hängt alles von Emily ab«, sagte er.
60
Was hatte er nur vor mit Ryan?
Er würde sterben, wenn er sich ihr näherte?
Es konnte mit diesem Sprengstoffgürtel zu tun haben. Konnte er ihn nicht abstreifen? Oder wusste er vielleicht gar nicht, dass er so einen Gürtel trug?
Jonathan.
Der Irre. Der Spieler. Der Psychopath.
Warum dieser Hass?
Gönnte er ihr Ryan nicht? Das Glück, das sie hatten, die Freude, das Zusammensein?
Sie dachte daran, was er ihr alles in der Villa ihrer Eltern erzählt hatte, und irgendwo, tief in ihrem Herzen hatte sie noch immer Mitleid mit diesem Jungen, der für drei Monate das Paradies gefunden hatte, aus dem er wieder vertrieben worden war. Damals tat er ihr leid, weil sie dachte, dass er tot wäre. Heute hasste sie ihn, aber sie verstand dennoch nicht, warum ein Mensch derart fanatisch seine kranke Mission verfolgte, und all seine anderen Fähigkeiten brachliegen ließ oder sie nur dieser Mission unterordnete. Was hätte Jonathan mit seinen Begabungen und Fähigkeiten aus sich machen können, wenn er einfach seinen Frieden mit Emily machen würde? Aber vielleicht war es genau dieser Hass auf sie, was ihn antrieb. Und wenn er diesen nicht mehr ausleben könnte, würde vielleicht sein gesamtes Leben sinnlos werden?
Ihr Geburtstag stand vor der Tür.
Übermorgen.
Vielleicht wäre es dann zu Ende.
Auf welche Weise auch immer.
Bis dahin musste sie durchhalten.
Und sie würde es ihm heimzahlen. Sie wusste nur noch nicht, wie.
»Emily!« Julias Stimme durchbrach ihre Gedanken. »Denkst du nach?«
»Nachdenken?«, fragte sie, so als würde sie nicht mehr wissen, was das ist.
»Oder sollen wir deinen Dad anrufen? Der kann uns doch vielleicht auch helfen?«
»Dad?«, fragte Emily. »Der schaltet bestimmt die Polizei ein, und dann macht der Irre …« Sie blickte Julia an. »Weißt du nicht, dass Ryan in Gefahr ist?«
»Ja doch«, sagte Julia resigniert, »weiß ich.« Sie schnitt eine Grimasse. »Das Rätsel mit der Liberty Street«, sprach sie dann weiter. »Was meint er damit schon wieder?«
»Was hatte er da noch gesagt?«
»Mensch, Emily, dass du immer weiterträumst.« Julia schüttelte den Kopf. Sie hielt Emily den Zettel mit dem Rätsel hin.
GEHT ZUR LIBERTY STREET UND DORT ZUR ZAHL DER BABYLONIER, DIE GETEILT UND GEDOPPELT WIRD. DORT WERDET IHR WEITERE INSTRUKTIONEN ERHALTEN.
Emily zog die Stirn kraus. »Stimmt, die Zahl der Babylonier. Mal geteilt und dann gedoppelt.«
»Kann das nicht wieder die Sechs sein?«, fragte Julia.
»Möglich. Die Sechs geteilt ist drei. Dann wieder gedoppelt ist
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