Spiel der Angst (German Edition)
Metropolitan Life Tower, erbaut 1909 mit einer Größe von 213 Metern. Dann, Nummer drei, ahhh, das Woolworth Building,1913 , 241 Meter.« Er zeigte auf die Abbildung des verschnörkelten Wolkenkratzers, der eher wie der Turm einer riesigen Kathedrale aussah. »Neugotisch, wie ihr seht.«
»Hübsch«, sagte Emily und schaute auf die Uhr.
»Dann hier, Nummer vier, das Chrysler Building, schönes Art Deco, gebaut1930 , 319 Meter hoch, mit der Spitze jedenfalls, ohne sind es 282 Meter.«
»Okay, weiter.«
»Nummer fünf, 40 Wall Street, ein Bürogebäude, 1930 errichtet, 283 Meter hoch. Und hier.«
»Das kenne ich auch«, fiel Julia ein.
»Wer kennt das nicht. Errichtet 1931 und mit einer Höhe von 381 Metern noch immer eines der höchsten Hochhäuser der Welt: Das Empire State Building!«
»Mit der Antenne sind es sogar 443 Meter«, fügte Emily hinzu. »Eines haben wir da noch.«
»Richtig.« Bayne blätterte die Seite um. Die zwei Zwillingstürme, die dort standen, kannte Emily. Jeder kannte sie, weil ihre Zerstörung so kinoreif ausgesehen hatte, dass jeder glaubte, er wäre in einem Actionfilm mit übertriebenen Schockeffekten gelandet. Nur leider war es real gewesen.
»Das World Trade Center, erbaut1973 , 417 Meter.«
»Moment«, rief Emily, »da stand doch irgendwas in der Bibel.« Sie suchte nach der Stelle. »Hier: Das Tier, das du gesehen hast, ist gewesen und ist jetzt nicht mehr« Sie schaute beide an. »Meint er das?«
Julia zuckte die Schultern. »Vielleicht. Aber das World Trade Center steht nicht mehr. Und außerdem …«
»Außerdem?«
»Er hat uns doch diesen seltsamen Auftrag gegeben.« Sie wiederholte das, was der Irre ihnen vorhin gesagt hatte.
»Auf ihrer Stirn steht der Name der Stadt, in der wir uns befinden. Und die Köpfe davon sind die sieben Berge. Geht zu dem, der der Zahl unserer Stadt entspricht. Und seid heute am frühen Abend dort. Dort wirst du weitere Instruktionen erhalten.«
»Auf ihrer Stirn«, sagte Julia, »steht der Name. Das ist Babylon. Oder heute New York. Dann haben wir die sieben Berge. Das sind die sieben Wolkenkratzer, die wir eben gesehen haben. Und dann sollen wir zu dem gehen, der der Zahl unserer Stadt entspricht.«
Emily blinzelte. »Die Zahl. Das war doch immer …«
»Die Sechs!« Julia beendete den Satz.
Bayne schaute aufmerksam zwischen den beiden hin und her.
»Welcher war noch der sechste Wolkenkratzer?« Julia schaute noch einmal in das Buch.
»Das Empire State Building«, sagte Emily.
Julia klappte das Buch zu.
»Da müssen wir hin!«
68
Das Empire State Building, dachte er.
Ob sie es wohl herausfinden würden? Aber sie schienen ja schon auf dem Weg zu sein.
Was man damals doch alles geschafft hatte.
Das Gebäude war in nur einem Jahr fertig gewesen.
Und selbst als 1945 versehentlich ein B25-Flugzeug in das Gebäude hineinflog, stürzte es nicht gleich in sich zusammen, sondern konnte nach einem Tag wieder geöffnet werden.
Er schaute ein wenig melancholisch in den blauen Himmel über New York.
Das Empire State Building, dachte er. Manchmal gab es Poesie in Namen. Hier hatte King Kong die weiße Frau verteidigt und die Flugzeuge abgewehrt. Hier hatten schwindelfreie Mohawk-Indianer gearbeitet, denen es nichts ausmachte, zweihundert Meter über dem Abgrund auf einem dünnen Balken zu balancieren.
Apropos Mohawk-Indianer, dachte er. Hoffen wir doch mal, dass unsere Emily auch ein wenig schwindelfrei ist.
69
Das Empire State Building erhob sich vor ihnen in den Himmel. Und wenn es irgendetwas gab, das für New York als Ganzes stand, dann war es dieses Gebäude. Eine Kabine für Fensterreiniger befand sich im oberen Viertel des Wolkenkratzers. Emily, die nicht schwindelfrei war, beneidete niemanden, der in so einem Job arbeiten musste.
»Weißt du, wie viel Stahl hier verbaut wurde?«, fragte Julia, die in ihrem Smartphone gerade etwas über das Empire State Building gelesen hatte.
»Wie viel?«, erwiderte Emily, obwohl es sie kaum interessierte. Aber vielleicht wurde das ja auch wieder ein Rätsel von Jonathan.
»6 0 000 Tonnen. Schon wieder die Sechs.«
»Julia, du fängst an zu spinnen.«
»Und weißt du, wie schnell das Grundgerüst stand?«
»Du wirst es mir sicher gleich sagen.«
»In dreiundzwanzig Wochen.« Sie zwinkerte mit einem Auge. »Du weißt doch, die Dreiundzwanzig. Die Zahl der Illuminaten.«
»Illuminaten, Babylonier«, meinte Emily. »Ich könnte mit allen gut leben, solange es nicht dieser Irre
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