Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)
mobilisierte in Nicolas jeglichen Beschützerinstinkt, den er besaß. »Ich weiß, es ist ein wenig anstrengend, uns alle auf einmal kennenzulernen, aber dafür hast du es dann schneller hinter dir.«
»Kaden Bishop, Ma’am.« Ein groß gewachsener Mann mit eindringlichen Augen und einem harten Zug um den Mund begrüßte sie als Erster. Dahlia wusste sofort, dass er ein Anker war. Er übte die gleiche beruhigende Wirkung auf sie aus wie Jesse Calhoun und Nicolas.
»Sam Johnson, Ma’am.« Der gut aussehende Mann mit kaffeebrauner Haut und einer untersetzten, aber sehr muskulösen Statur schien eine Menge Raum zu beanspruchen.
»Ich bin Ian McGillicuddy«, stellte sich der größte Mann der Gruppe vor. Seine kastanienfarbene Mähne war sicher der Traum jeder Frau, ebenso die lachenden, glänzend braunen Augen. Seine Haut war sehr hell, und er erinnerte Dahlia an einen Riesen aus dem Märchen.
Dahlia nickte den drei Männern zu und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die andere Hälfte des Raumes. Ihr Mund war staubtrocken. Nicolas schien ihre steigende Anspannung zu merken, denn seine Hand schloss sich fester um ihren Arm, als fürchtete er, sie könnte weglaufen. Das
Bedürfnis war da, wurde immer stärker und beraubte sie jeglichen Anscheins von Gelassenheit.
»Ich bin Raoul Fontenot, Ma’am, aber alle nennen mich Gator.« Der Besitzer dieser Blockhütte sprach mit einem ausgeprägten Cajun-Akzent und hatte diesen Lausbubenblick, der alle Herzen zum Schmelzen brachte. Dahlia hatte das Gefühl, dass das Haus mit jeder Vorstellung kleiner wurde. Die Männer waren allesamt Hünen, mit breiten Schultern und dicken Muskelpaketen, und Dahlia kam sich neben ihnen beinahe lächerlich vor.
Nicolas übte Druck auf sie aus, und sie merkte, dass sie ganz unbewusst einen Schritt Richtung Haustür gemacht hatte. Sie blieb stehen und zwang ein Lächeln auf ihre erstarrten Lippen.
»Tucker Addison«, stellte sich der letzte Mann vor. Es war unmöglich, seinen dunkelhäutigen Teint zu beschreiben. Ein satter, tiefdunkler Bronzeton lag über seinen Gesichtsmuskeln, die sich unaufhörlich spannten und entspannten. Er trug das Haar sehr kurz, den üblichen Bürstenschnitt, doch Dahlia entdeckte einige winzige Locken, die offenbar der Schere des Friseurs entwischt waren.
»Nicolas hat mir schon viel von euch allen erzählt.« Etwas anderes fiel ihr im Moment nicht ein.
Gator grinste sie an. »Glaub bloß nich’ alles, was dieser Heide erzählt.« Er verschluckte die meisten Endungen, doch sein Sprechrhythmus kam ihr irgendwie bekannt vor. Seine Worte klangen wie warme Melasse, die sich langsam über einen Zuhörer ergießt. Das war etwas, woran man sich inmitten einer solchen Gruppe festhalten konnte.
Dahlia machte es sich in dem Sessel bequem, der der Tür am nächsten stand, dankbar, dass diese offen war und sie die Geräusche des Sumpfes hören konnte. Das half ihr,
ihr Gleichgewicht wiederzufinden. »Das war sehr nett von dir, dass wir hier übernachten konnten.«
Er zuckte mit den Achseln. »Ach, das bleibt doch alles in der Familie, ma chère. « Er schaute Nicolas an. »Jeff Hollister wäre normalerweise auch hier, aber er ist immer noch nicht wieder ganz auf’m Damm. Lily peitscht den armen Kerl jeden Tag durch sein Therapieprogramm. Er sagt, sie ist wie ein Folterknecht, doch sie hat ihn so weit gebracht, dass er inzwischen am Stock geht und sich nicht mehr auf seinen Rollator stützen muss. Er macht definitiv Fortschritte.«
»Lily lässt ihn nichts anderes tun«, setzte Sam zufrieden hinzu.
Dahlia spürte die Zuneigung, die diese Männer für ihren verletzten Kameraden empfanden. Bei manchen mischte sich auch Wut darunter. Und die daraus entstehende Energie strömte quer durch den Raum auf sie zu und vermischte sich mit ihren eigenen, widerstreitenden Gefühlen. »Wer ist Jeff Hollister, und was ist mit ihm passiert?«
»Er ist ein Schattengänger, genau wie wir alle, chérie «, erklärte Gator. »Er hatte eine Gehirnblutung, aber er wird wieder gesund werden.«
Dahlia spürte ganz deutlich den Zorn, der in den Männern hochkochte, wenn die Rede auf Jeff kam. Und diesem starken Gefühl folgte sogleich der Gedanke, dass er von einem der ihren verraten worden war. Die Wut steigerte sich dramatisch und traf Dahlia mit voller Wucht. Sofort kämpfte sie gegen den Temperaturanstieg an und das Brennen in ihrem Magen. Hilflos schaute sie Nicolas an.
Noch ehe er sie anfassen konnte, um die Energieüberflutung zu
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