Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)
wir bei der Vorstellung ein paar zu viele waren, ich bin Kaden.« Er verzog die Lippen zu einem, wie er hoffte, freundlichen Lächeln.
Dahlia rieb das Kinn an den Kniescheiben und atmete tief ein und aus, um die Spannung in sich daran zu hindern, auszubrechen. Sich selbst für den Mangel an Beherrschung zu tadeln hatte auch nicht dazu beigetragen, sich dieser Energie zu entledigen. »Du bist ein Anker, wie Nicolas das nennt, richtig?«, stellte sie fest und presste die Lippen aufeinander.
Sie war immer noch mit ihren Edelsteinkugeln beschäftigt, die sie blitzschnell durch die Finger wirbeln ließ. Kaden sah ihr dabei fasziniert zu. »Ja, ich kann von anderen
Schattengängern starke Emotionen abziehen, so dass sie auf einer Mission besser arbeiten können, aber diese Gefühle verstärken meine eigenen nicht so, wie das bei dir und der Energie der Fall ist. Wenn Männer gemeinsam in den Kampf ziehen, entwickeln sie eine gewisse Kameradschaft und reißen oft ziemlich derbe Witze, um Spannung abzubauen.« Er betrachte sie eingehend, fühlte ihre Emotionen und wusste, sie war kurz davor zu fliehen. »Lily wollte eigentlich mitkommen, aber wir konnten sie davon überzeugen, dass es dir lieber wäre, wenn sie sich um deinen Freund kümmerte. Ryland ist bei ihr, und an dem kommt niemand vorbei, wenn er Wache steht.«
Dahlia schaffte es, ihm zu antworten, obwohl ihr das Herz bis zum Hals klopfte und widersprüchliche Gefühle in ihr einen Hexentanz aufführten. »Das ist gut.« Das Zusammensein mit den Männern machte ihr nur allzu deutlich, dass sie niemals das Leben würde führen können, von dem sie träumte. Es würde kein Haus in Lilys Nachbarschaft geben. Keine Grillabende im Garten mit ihren Freunden. Ihre Gefühle traten zu dicht an die Oberfläche. Sie war ganz anders als Nicolas – ganz gleich, wie sehr sie sich auch darum bemühte, sie besaß einfach nicht seine Disziplin und seine Selbstbeherrschung.
Warum fühlte sie sich so bedroht, warum hatte sie solche Angst? Sie wusste es nicht. Vielleicht wollte sie im Grunde gar nicht, dass Lily ein lebendiges, atmendes Wesen war. Enttäuscht zu werden, das könnte sie nicht ertragen. Feststellen zu müssen, dass Lily anders war als das Idealbild, das sie sich von ihr gemacht hatte. Vielleicht steckte aber noch mehr dahinter. Dahlia rieb ihr Kinn fester an ihren Knien. Vielleicht konnte sie auch die Vorstellung nicht ertragen,
dass Lily in die Welt hinausgegangen war und ein zufriedenes und glückliches Leben führte, während sie ihr Leben in Einsamkeit fristen musste. Insgeheim hoffte Dahlia, dass sie nicht so kleinkariert war, vermutete aber, dass sie es leider doch war. »Weiß man schon, ob Jesse seine Verletzungen überleben wird?«, fragte sie Kaden, entschlossen, ganz normal zu wirken.
Kaden schüttelte den Kopf. »Er liegt auf der Intensivstation. Sie haben seine Beine operiert und ihm etliche Blutkonserven gegeben. Die Ärzte konnten kaum glauben, dass er es lebend ins Krankenhaus geschafft hat, aber er schlägt sich wacker. Ich glaube, er hat eine reelle Chance.«
»Und Ryland wurde angewiesen, keinem der NCIS-Agenten zu vertrauen, richtig?«
»Ja, man hat ihn gewarnt. Aber wie um alles in der Welt hat es der Naval Criminal Investigative Service geschafft, dich zu rekrutieren? Du warst ja noch nicht mal einundzwanzig, als du anfingst, für sie zu arbeiten, und du hast keinen Universitätsabschluss, der, soviel ich weiß, Voraussetzung ist, um die Anforderungen zu erfüllen.«
»Das ist wahr, aber ich befand mich seit meiner Kindheit im Training und wurde von Privatlehrern ausgebildet, so dass ich auch ohne College-Besuch alle Prüfungen bestanden habe – oder anders gesagt: Ich konnte ihnen einen Service bieten, wie es sonst niemand vermochte.« Ihre Finger tanzten über und um die Amethystkugeln herum, hielten sie ständig in Bewegung, und Dahlia merkte es nicht einmal, als sie sich über ihren Fingerspitzen in die Luft erhoben und dort weiterkreisten.
Kaden versuchte, die Levitation dieser Kristalle nicht zu auffällig zu beobachten. Dahlia befand sich in einem großen, emotionalen Aufruhr, und er wurde den Eindruck
nicht los, dass sie jeden Augenblick die Flucht ergreifen könnte. »Was genau ist dein Job beim NCIS?«
Ihr dunkler Blick wanderte über sein Gesicht. »Ihr alle habt einen hohen Unbedenklichkeitsstatus. Hat Lily das denn nicht herausgefunden, als sie über mich nachgeforscht hat?«
»Nicht wirklich. Wir wussten, dass Calhoun als
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