Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)
sich in Louisiana wiedergefunden hatte, mit einer Frau, die ihn mit einem einzigen Blick aus der Fassung bringen konnte.
Dahlia schlüpfte auf den Rücksitz. Der Druck, der sich in ihrer Brust ausbreitete, war erstaunlich. Ungezügelte Wut. Mindestens so stark wie die Leidenschaft, die sie mit Nicolas teilte. Sie holte tief Luft. Sie ernährten sich voneinander. Eine andere Erklärung gab es nicht. Wenn sie Nicolas berührte, schirmte er die auf sie einströmende Energie ab. Wenn es zwischen ihnen funkte, bauten sie
die Leidenschaft dieser Anziehungskraft gemeinsam auf, erhöhten gegenseitig die Intensität dieser prickelnden Energie.
Sie räusperte sich, als Nicolas seinen viel größeren Körper neben sie auf den Rücksitz schob. Erst als er dem Fahrer ihr Fahrziel genannt hatte, schob sie ihre Hand in die seine. Wartete, ob er seine Hand wegziehen würde. Sie spürte immer noch die Wut, die in ihm kochte, doch seine Finger verschränkten sich mit den ihren.
»Wir verstärken jeweils die Gefühle des anderen.« Sie sagte es ganz leise. Unmissverständlich, ohne Beschönigung, dabei schaute sie aus dem Fenster.
Nicolas schloss für einen Moment die Augen. Sie hatte vollkommen Recht, und das wusste er schon die ganze Zeit. Das Wissen, dass er sich dessen in gewisser Weise bewusst gewesen war und dennoch zugelassen hatte, dass sie seine Gefühle anheizte, ärgerte ihn beinahe ebenso sehr wie sein Bedürfnis, bei ihr zu sein. Was wusste er überhaupt von ihr? Er betrachtete ihr abgewandtes Gesicht. Sie war alles, was er je ersehnt hatte, doch er hatte es nicht gewusst. Was zum Teufel sollte er dagegen unternehmen? Er strich mit dem Daumen zärtlich über ihre Finger, um sie zu beruhigen.
Atme mit mir. Er musste sie dazu bringen, ihn von dem Abgrund wegzuziehen, den er noch nicht ganz einordnen konnte. Diese krasse, rohe, hässliche Wut, die eben noch in ihm gebrodelt hatte, verwandelte sich urplötzlich in das ebenso heftige Bedürfnis, mit ihr zu verschmelzen. Sie so nahe an sich heranzuziehen, wie er ihr war. Er wünschte, dass sie ihn ebenso rückhaltlos begehrte wie er sie. Dabei fiel es ihm nicht leicht, sich einzugestehen, dass er nicht mehr Herr seiner Gedanken oder seines Verstandes war,
ja nicht einmal mehr seiner Welt, wie er immer geglaubt hatte.
Dahlia spürte die Veränderung der Energie, als sie beide meditativ zu atmen begannen. Es war ein rhythmisches, kontrolliertes, tiefes Atemholen. Ihre dunkle Wut verdampfte, löste sich in der Atemluft, die durch ihre Lungen strömte. Und aus den seinen. Ein kurzes Aufflammen von Erregung spülte eine neue Energiewelle heran, durch die sie sich ebenfalls zu atmen versuchte.
Was ist das?
Du spürst es? Dahlia sah ihn nicken. Wir schwingen uns immer mehr aufeinander ein. Ich spüre den kleinsten Stimmungswandel bei dir, und jetzt spürst du diesen auch bei mir. Bisher hast du diese Art von Energie nicht so aufgenommen, richtig?
Nicolas ließ sich Zeit, um darüber nachzudenken. Manchmal konnte er Gedanken auffangen. Und ganz gewiss Gefühle spüren. Wenn er jemals Energie gefühlt hatte, dann war das vor einem körperlichen Angriff auf ihn gewesen. Vielleicht die dunkle Wut einer sehr aggressiven Person. Wurde er mental stärker? Er war sich nicht sicher, ob er diese Fähigkeiten besitzen wollte, diesen Fluch, mit dem Dahlia gesegnet war.
Es ist nur so, dass wir diese Energie jetzt gemeinsam kontrollieren, Nicolas . Ihre Aufregung war spürbar. Vielleicht war unser erster Versuch nicht sehr erfolgreich, aber jetzt funktioniert es tatsächlich. Ich habe diese Energie nie wirklich kontrolliert. Ich konnte mit ihr umgehen. Sie im Zaum halten, bis ich einen Ort fand, wo ich sie loswerden konnte. Aber wir beide haben gemeinsam geatmet, und ich habe den kleinen, stillen See in deinem Bewusstsein gefunden, und die Energie ist einfach davongetrieben. Dahlia konnte ihm gar nicht erklären, was für einen Durchbruch das für sie bedeutete. Jahrelang hatte sie meditiert
und Mantras aufgesagt, aber ohne Erfolg. Zwar hatte die Meditation ihr geholfen, diese Energieschübe leichter zu verkraften, doch es war ihr nie gelungen, diese aufzulösen. Mit Nicolas hatte sie es endlich geschafft. Es kam ihr vor wie ein Wunder.
Ich habe bemerkt, dass deine telepathischen Fähigkeiten stärker geworden sind. Ich muss die Verbindung nicht mehr allein aufrechterhalten. Du begegnest mir inzwischen in der Mitte der Brücke.
Dahlia blinzelte. Ich? Das ergibt doch keinen Sinn. Ich
Weitere Kostenlose Bücher