Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)
treiben. Das Gefühl sandte ihn an einen Ort, an dem er nie zuvor gewesen war, mit ihr verschmolzen und eher geistig als körperlich eng umschlungen. Das Wasser schwappte sachte an seine Haut, und er fühlte, dass sich alle Verspannungen lösten, bis er nicht einmal mehr Knochen im Leib zu haben schien. Keiner von beiden sagte etwas; sie brauchten nichts zu sagen, nicht, wenn sie in friedlicher Selbstvergessenheit so eng miteinander verbunden waren.
Ihr Geist bewegte sich in seinem, und als er die Augen aufschlug, stellte er fest, dass sie ihn mit einem schläfrigen Blick ansah, der sehr sexy war.
Er lächelte sie an. »Gehört noch mehr zu deinem Ritual? Ich glaube, das wird mein liebster Teil des Tages sein.« Es gehörte noch mehr dazu – er konnte es in ihren Augen sehen. Er glaubte es nicht, er wusste es. Sie hatte ihm den besten Abend seines Lebens beschert, und dabei hatte er sie bis jetzt noch nicht einmal körperlich geliebt.
Sie nickte auf ihre bedächtige Art und zog ihre Knie an, damit er aus der Wanne steigen konnte. Sie hatte zwei große Badetücher ordentlich gefaltet in dem Regal neben der Wanne bereitgelegt. Er stieg als Erster aus, schnappte sich ein Badetuch und drehte sich damit zu ihr um. Sein Blick war glühend heiß, als er mit dem Badetuch seine nasse Haut abrubbelte.
»Falls ich vergessen sollte, es dir später zu sagen – ich danke dir für diese Nacht. Du hast mir das Gefühl gegeben, als hätte ich wahrhaftig ein Zuhause.« Er schlang das Badetuch tief um seine Hüften.
Sie sah sich in dem geräumigen Badezimmer um und richtete ihren Blick dann wieder auf ihn. »Es kommt mir so vor, als sei das mein Zuhause«, gestand sie. »Sowie ich das Haus betreten habe, habe ich mich geborgen und in Sicherheit gefühlt. Ich hatte das Gefühl, ich gehöre hierher. Ich bin froh, dass du die Dinge genießt, dir mir wichtig sind. Ich möchte gern meine Rituale zu deinen und deine zu meinen machen.«
Wie könnte es ihm nicht wichtig sein, ihr Freude zu bereiten? Er lockte sie mit dem Zeigefinger, und sie erhob sich anmutig aus dem Wasser, ein wunderschöner mythischer Phönix, der sich aus der Asche der Vergangenheit erhob, um die Zukunft mit offenen Armen zu begrüßen. Sie ging furchtlos auf ihn zu, ohne sich ihres kleinen, misshandelten Körpers zu schämen, der tätowiert worden war, um die Narben zu verbergen. Wenn sie sich bewegte, bewegten sich die Tätowierungen mit ihr, als seien sie lebendig. Die hauchdünnen Fäden des Spinnennetzes schimmerten im weichen Kerzenlicht, das auf ihre Haut fiel und ihre schmale Taille und ihre kleinen Brüste betonte. Die kleine Spinne bewegte sich, als forderte sie ihn heraus, sie zu fangen.
Als sie vor ihm stand, schlang er ein dickes Badetuch um ihren Körper und trocknete sie behutsam ab. »Zeig mir den nächsten Schritt, Azami«, spornte er sie an und ließ seine Lippen über ihren schlanken Hals gleiten.
Sie nahm ihn an der Hand und zog ihn zum Schlafzimmer. Sein Herz schlug höher. Er liebte ihr Selbstbewusstsein, die sinnlichen Bewegungen ihres Körpers unter dem Frotteetuch, und er konnte es kaum erwarten, diese Nadeln aus ihrem Haar zu ziehen und es gelöst um ihr Gesicht fallen zu sehen. Sie sah unglaublich weiblich aus, und doch bewegte sie sich vollkommen geräuschlos und stellte ihre Füße automatisch nur ganz leicht auf den Boden. Er erkannte, dass es bei ihr ein Reflex war, den Untergrund zu prüfen und sich exakte Lagepläne einzuprägen. Er hätte sein Leben darauf gewettet, dass sie alles in seinem Haus detailliert beschreiben und genau sagen könnte, wo was stand. Wie viele Männer hatten eine solche Frau?
Sie drehte sich um und sah ihn mit einem kleinen Lächeln im Gesicht über ihre Schulter an. »Niemand außer dir will eine Frau wie mich, Sam. Die meisten Männer mögen es nicht, wenn eine Frau gefährlich ist.«
»Du würdest dich wundern«, entgegnete er, »aber wir sollten lieber nicht versuchen, das herauszufinden.«
Ihre Augen lachten ihn an, denn sie belustigte seine Eifersucht, von deren Existenz er nichts geahnt hatte, bevor er Azami begegnet war. Er fiel in ihr Gelächter ein.
Sein Schlafzimmer war geräumig. Er hatte gern Platz – viel Platz. Und er genoss es, inmitten der Natur zu sein. Er wusste, dass es nicht die beste Idee war, Bäume dicht an seinem Haus zu haben; sie konnten immer von einem Unwetter umgeknickt oder entwurzelt werden, oder, was noch schlimmer war, ein Feind könnte sie sowohl als Deckung als
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