Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)
kräftig gebauter, muskulöser Mann mit kaffeebrauner Haut und einem lockeren, geschmeidigen Gang auf sie zukam. Seine dunklen Augen zeigten große Intelligenz, und sein lockiges schwarzes Haar stellte für eine Frau eine Einladung dar, ihre Finger durch diese Locken gleiten zu lassen.
Thorn ließ sich selten von etwas erschüttern, und schon gar nicht von dem Erscheinungsbild eines Mannes – schließlich hatte sie jahrelang mit sehr fitten Männern trainiert –, doch aus irgendeinem Grund erschütterte sie dieser Mann, was keinem anderen jemals gelang. Sein Gang strahlte die Zuversicht eines Schattengängers aus, hochqualifiziert und ein außergewöhnlich guter Krieger, der seinen eigenen Wert kannte. Sam »Knight« Johnson, der »Springer«.
Sie hatte seine Akte bis in die kleinsten Einzelheiten studiert. Er war bekannt für sein Geschick im Nahkampf, und er war ein Mitglied des Teams gewesen, das in den Kongo gegangen war, um Ken Norton zu retten. Nichts in den Unterlagen wies darauf hin, welche übersinnlichen Fähigkeiten er besaß oder was Whitney getan hatte, um ihn weiterzuentwickeln, doch sein Gang und diese fließenden Bewegungen ließen sie an eine große Raubkatze denken. Ihr fiel auf, dass er beim Gehen keinen Laut verursachte, und als er stehen blieb, stand er vollkommen still da.
Sam Johnson hatte mehrere Diplome in Molekularbiologie, Biochemie und Astrophysik, aber auch in Nuklearphysik. Er war als Waisenkind bei zahlreichen Pflegefamilien untergebracht worden, bevor General Theodore Ranier und seine Frau Delia die außerordentliche Intelligenz des Jungen erkannt hatten, der ihren Wagen gestohlen hatte. Der General hatte das Gericht überredet, ihm die Verantwortung für Sam zu überlassen, und dann hatten er und seine Frau den Jungen bei sich aufgenommen. Der General hatte dafür gesorgt, dass Sam eine gute Ausbildung erhielt. Erst nachdem er General Raniers Forderung nach einem abgeschlossenen Universitätsstudium erfüllt hatte, hatte Sam die Entscheidung getroffen, in die Fußstapfen des Generals zu treten und sich dem Militär anzuschließen.
Seine Karriere konnte man nur als außergewöhnlich bezeichnen. Er war hochdekoriert, hatte erfolgreich eine Vielzahl von verdeckten Operationen geleitet und sich bei den Rangers einen guten Ruf erworben, ehe er sich dem Schattengängerprogramm angeschlossen hatte. Dort war er neben einem zusätzlichen hochspezialisierten Training auch genetischen Weiterentwicklungen unterzogen worden und hatte erneut Glanzleistungen vollbracht und sich durch Ehrenhaftigkeit und Mut ausgezeichnet. Er hatte mehrere Missionen im Jemen angeführt, bei denen es darum ging, prominente Al-Qaida-Mitglieder als Angriffsziele auszumachen, sie zu suchen, zu finden und auszuschalten, wieder ohne Anerkennung und ohne großes Trara. Er war brillant, ein erstaunlich guter Soldat, und er hatte einen beträchtlichen Beitrag zur Sicherheit seines Landes geleistet, und doch war das der Mann, den Whitney bereitwillig opfern wollte.
»Willkommen in Superior«, sagte Sam mit einer kleinen Verbeugung. »Herzlichen Dank, dass Sie gekommen sind.«
Seine Verbeugung war zwar eher amerikanisch, wirkte jedoch nicht im Geringsten unbeholfen, entschied sie. Sie konnte erkennen, warum die Schattengänger ihn als ihren Abgesandten schickten. Er war fast schon vornehm, und seine Manieren waren makellos. Seine Augen strahlten Intelligenz aus, und sie rief sich ins Gedächtnis zurück, dass er ein Schattengänger und zu Dingen fähig war, die keiner jemals glauben würde.
Wenn die Teams eins und zwei diesem Mann die Aufgabe anvertrauten, Besucher auf Herz und Nieren zu prüfen, würde sie sehr vorsichtig sein müssen. Zumal seine Stimme sie nahezu hypnotisierte. Vielleicht hatte sie es hier schon mit einer gezielten Weiterentwicklung zu tun. Er war der Feind. Sie musste sie alle als ihre Feinde ansehen. Sie hielt ihre Augen weiterhin gesenkt und zeigte sich ihm in einer ihrer besten Tarnungen: Sie verbarg sich vor aller Augen, wo sie für jeden deutlich sichtbar war. Nur wenige Menschen sahen jemals an dem mächtigen Daiki Yoshiie vorbei, einem Miteigentümer der größten internationalen Telekommunikationsfirma auf Erden. Er war Milliardär und genoss großes Vertrauen in der Geschäftswelt. Wie bei den Samurai früherer Zeiten war Verlass auf sein Wort. Nur wenige Menschen wussten, dass seine Adoptivschwester Azami der Kopf hinter der Firma war und dass sie sämtliche Audiokommunikationssysteme
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