Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)
was er nicht hatte sehen können.
»Wir wollen Ihre Freundlichkeit nicht ausnutzen, und da wir Ihnen nicht zur Last fallen wollen, werden wir uns im nächstgelegenen Hotel einquartieren«, sagte Daiki mit einem kleinen Lächeln.
»Bedauerlicherweise wohnen wir hoch oben im Gebirge, Mr. Yoshiie«, sagte Sam. »Der Versuch, Sie hin und her zu fahren, würde den größten Teil der Arbeitszeit verschlingen. Es wäre wirklich praktischer für Sie – und für uns –, wenn Sie bei uns blieben. Wir haben Unterkünfte abseits vom Haupthaus. Dort wären Sie völlig ungestört.« Er wollte sie hier haben, wo er sie ständig sehen konnte, und er wollte, dass Lily ihm augenblicklich die Resultate bezüglich der eingescannten Gesichter zukommen ließ.
Wieder sah er sie kein Signal austauschen, und die Energien um sie herum ließen keinen außergewöhnlichen Spannungsanstieg erkennen, als verständigten sie sich telepathisch miteinander, doch sein Gehirn weigerte sich, Ruhe zu geben. Jedes Nervenende war in höchster Alarmbereitschaft. Er behielt sie alle ganz genau im Auge und beobachtete ihr Zusammenspiel, und nichts, aber auch wirklich nichts, war unangebracht. Trotzdem wuchs mit jeder Minute seine Gewissheit, dass hier etwas nicht stimmte.
So seltsam es auch erscheinen mochte – er glaubte allmählich, dass nicht Daiki das Sagen hatte, sondern die Frau. Es gab absolut keinen Grund, weshalb er dieses Gefühl haben sollte. Der Ruf der Firma Samurai Telecommunications war makellos, und immer war es Daiki, der das Heft in der Hand hielt, wobei er von Eiji und Azami flankiert wurde, aber Sam stellte fest, dass er es nicht glaubte. Sie waren fast zu gewandt.
Natürlich war damit zu rechnen gewesen, versuchte er sich selbst stumm zu überzeugen; schließlich hatten sie Hochsicherheitsfirmen auf der ganzen Welt besucht. Dennoch war er ganz sicher, dass die Frau der Boss war, nicht der imposante Mann, der das Reden übernahm. Was schockierend war. Ständig hörte man in den Nachrichten von Samurai Telecommunications. Es war ein internationaler Konzern mit Büros in London, Tokio, Washington und San Francisco. Sie investierten in Afrika und machten auch Schlagzeilen damit, dass sie in der Türkei investierten. Eiji war gewöhnlich der Wortführer, aber Daiki war das unbestrittene Oberhaupt und wurde als der Kopf hinter der Firma gepriesen. Azami war immer bei ihnen, hielt sich aber eindeutig im Hintergrund.
Sogar in Gegenwart von Dr. Lily Whitney-Miller, die ein anerkanntes Genie war, war Sam es gewohnt, die klügste Person im Raum zu sein, was oft übersehen wurde, weil er Soldat war und die Leute das Gehirn eines Soldaten automatisch unterschätzten. Er hatte das Gefühl, Azami Yoshiie könnte, wo auch immer sie war, die klügste Person im Raum sein – und alle in ihrer Umgebung übersahen sie, weil sie eine Frau war. Sie hielt sich vorsätzlich im Hintergrund, wie auch er es oft tat. Er hatte festgestellt, dass er auf diese Art an mehr Informationen kam, und er hätte seinen letzten Cent darauf gewettet, dass sie genau dieselbe Taktik einsetzte.
Er war nicht sicher, warum er so gereizt war oder sich wie beim Eröffnungszug eines tödlichen Schachspiels fühlte, aber sein Warnsystem kreischte ihn an – in Höchstlautstärke.
Lily sagt, alle drei sind, wer sie zu sein vorgeben. Nicolas Trevane, genannt Nico, gab die Nachricht weiter. Er war der unbestritten beste Schütze des Teams, ein Scharfschütze, der dafür bekannt war, undenkbare Treffer zu erzielen, und der Mann, den Sam im Moment mehr als jeden anderen zu seiner Rückendeckung haben wollte.
Jetzt lag die Entscheidung bei Sam. Sollte er sie raufbringen? Oder sollten sie sich den hochauflösenden Satelliten bis auf Weiteres aus dem Kopf schlagen? Sam atmete langsam aus. Es bestand kein Zweifel daran, dass die Frau den kleinen Spannungsstoß gespürt hatte, als Nico Lilys Bestätigung der Identität der drei weitergeleitet hatte. Ihr Blick hatte sich abrupt auf ihn gerichtet und dann die Dächer noch einmal gründlich abgesucht.
Die Schattengängerteams eins und zwei hatten sich in Montana heimisch niedergelassen, hoch oben in den Bergen, auf Ländereien, die an den Lolo National Forest grenzten. Sie waren vollständig autark und konnten sich über Jahre von dem ernähren, was hier wuchs und was sie anbauten, falls es notwendig sein sollte. Gemeinsam hatten die zwei Teams ein beeindruckendes Waffenarsenal zusammengetragen sowie Fahrzeuge für den Winter, kleine
Weitere Kostenlose Bücher