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Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)

Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)

Titel: Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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sie lebendig begraben worden? Nein, sie konnte Stimmen hören. Ihr war so lange Zeit kalt, eiskalt, und es war ihr nahezu unmöglich zu atmen. Sie erstickte in dieser engen Kiste, auf der Seite zusammengerollt, und wollte unbedingt wissen, ob sie jemals wieder herauskäme.
    Dunkelheit. Eine Autofahrt mit Fremden durch eine fremde Stadt. Der Wagen war langsamer gefahren, ihre Tür wurde geöffnet, und sie wurde hinausgestoßen und fiel so fest auf den Boden, dass sie sicher war, jeder Knochen in ihrem Körper sei zerschmettert. Sie hatte Angst davor, den Kopf zu heben und sich umzusehen. Der Gestank nach Abfällen und Urin war durchdringend. Kleine rote Augen glühten in der Dunkelheit. Sie hatte nie die Einrichtung verlassen, in der Whitney seine Experimente durchführte, und dieser Ort hier war beinah noch erschreckender.
    Sie hörte schwere Schritte und atmete einen überwältigenden süßen Geruch ein, der ihr Grauen verstärkte. Sie kniff ihre Augen fest zu. Jemand stieß ihr die Spitze eines Stiefels in die Rippen. Harte Hände glitten über ihren Körper, und der Mann sagte etwas in einer Sprache, die sie nicht verstand. Ein Mann lachte. Sie roch den anderen – den Mann, den sie als ihren Vater kennenlernen würde. Den Mann, der sie gerettet hatte. An diesen wunderbaren Duft würde sie sich immer erinnern.
    Er traf lautlos ein, wie ein Racheengel, samt Schwert und feurigen Augen, so lebendig, so warm, und er gab ihr ein Gefühl von Geborgenheit und Wärme, aber auch das Gefühl, etwas wert zu sein. Und jetzt war er nicht mehr da. Vater. Ich bin in diesem Albtraum verloren, ich habe mich darin verirrt. Ich kann die Tür nicht schließen. Wo bist du?
    Die Gefahr bei dieser Mission waren immer diese albtraumhaften Erinnerungen gewesen, die oft lebhafter waren als die Realität. Daiki hatte sie davor gewarnt, dass ihre Erinnerungen an die Oberfläche kommen und versuchen würden, sie zu verschlingen, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie eine solche Kraft besitzen würden, und auch nicht damit, dass bloße Erinnerungen körperliche Auswirkungen auf sie haben könnten. Sie wollte ihre Arme eng um ihre Taille schlingen und vollkommen stillhalten, bis das Erdbeben vorüberging.
    Azami?
    Thorn wich zurück und sah sich panisch um. Ihr Name war sanft und undeutlich artikuliert in ihrem Inneren erklungen. Ihr Vater? War er von den Toten zurückgekehrt? Sie versuchte, den Klang mit der unverwechselbaren Stimme ihres Vaters in Übereinstimmung zu bringen. Der Akzent stimmte nicht. Ganz gleich, wie sehr sie sich bemühte, ihren Namen so klingen zu lassen, als hätte ihr Vater Kontakt zu ihr aufgenommen, um sie zu trösten – der Akzent stimmte einfach nicht.
    Der Soldat namens Tucker stand nicht weit von ihr entfernt und ließ sie nicht aus den Augen, und die Neugier in seinem Blick sagte ihr, dass ihre Miene nicht so heiter und gelassen war wie sonst. Rechts neben ihr lungerte der rothaarige Soldat herum, von dem sie sicher war, dass er zu ihrem Wächter ernannt worden war. Sie war auf dem besten Wege, vor den Augen dieser Menschen den Realitätsbezug zu verlieren. Sie würde sich blamieren, sich für alle Zeiten Schande machen. Ihr Vater hatte ihr beigebracht, solche Dinge zu bewältigen. Ihr Geist und ihr Körper konnten voneinander getrennt werden, wenn es nötig war. Sie würde ihren Vater entehren, wenn sie sich nicht schleunigst wieder zusammenriss.
    »Ms. Yoshiie?« Tucker kam einen Schritt näher.
    Der Geruch nach Blut war überwältigend. Es fiel ihr schwer zu atmen, aber sie brachte sich dazu, ruhig dazustehen. »Nennen Sie mich bitte Azami.« Gott sei Dank zitterte ihre Stimme nicht so wie ihr Inneres. Sie spürte, wie Schweiß durch den Spalt zwischen ihren Brüsten rann. »Meine Brüder und ich haben uns eine eher westliche Einstellung angeeignet. Es kränkt mich nicht, wenn Sie mich mit meinem Vornamen ansprechen.«
    »In dem Fall bin ich Tucker, Ma’am«, erwiderte der große Mann.
    Wie Sam war auch er dunkelhäutig und hatte braune Augen. Er sah aus wie ein Mann von der Sorte, die man bei einem Kampf gern als Rückendeckung gehabt hätte. Sein Lächeln erreichte seine Augen nicht ganz. Obwohl er weder wachsam noch argwöhnisch wirkte, wusste sie, dass er genauso sehr auf der Hut war wie der Soldat im Hintergrund. Und keine Spur weniger aufmerksam und reaktionsbereit als sie.
    Thorn brauchte ein paar Minuten für sich allein, um die Erinnerungen an das Entsetzen des Kindes in ihren Hinterkopf

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