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Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)

Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)

Titel: Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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immerhin noch eine Chance. Und auf jeden Fall brauchte die Welt einen Mann wie Sam Johnson, der voller Mitgefühl und Kraft und Pflichtbewusstsein war.
    Verlass mich nicht. Bitte, lass zu, dass sie dich ärztlich versorgen. Sie konnte den flehentlichen Tonfall, der sich in ihre Stimme eingeschlichen hatte, nicht ganz unterdrücken. Sam rüttelte sie auf. Er berührte sie in ihrem Inneren. Er ging ihr nahe, was nur die wenigsten Dinge – oder Menschen – taten. Sie fühlte sich so ungeschützt, entblößt und verletzlich wie schon seit Jahren nicht mehr. Sie wachte weit mehr über ihre Gefühle als über ihren Körper. Sie vertraute nur wenigen Menschen. Sie hatte Jahre gebraucht, um ihrem Vater und ihren Brüdern vollständig zu vertrauen, und doch hatte sie sich Sam vorbehaltlos geöffnet.
    Verlass mich nicht. Für eine Frau wie Thorn war das der Inbegriff von Schwäche. Sie senkte den Kopf und achtete sorgsam darauf, sich nicht das Geringste ansehen zu lassen.
    Wärme glitt in ihr Inneres, füllte die kalten Räume aus und stieß die schwere Tür zu ihren Kindheitserinnerungen zu. Er rettete sie sogar noch, während ihm das Bewusstsein entglitt, und bewahrte ihr damit die Zurechnungsfähigkeit. Sie atmete weiterhin ein und aus und brachte das grässliche innere Zittern dazu, sich zu legen. Whitney war fort. Das galt auch für seine Stimme und für seine Augen, die sie angestarrt hatten. Sie war am Leben, und sie war mit sich im Reinen.
    Sam. Sie flüsterte seinen Namen in ihrem Kopf. Sie war ihm dankbar, und sie hatte Angst um ihn.
    »Lass ihn los«, rief Lily, und in ihrer Stimme schwang Furcht mit. Sie klang beinah verzweifelt.
    Sie wussten es. Jetzt wussten sie alle Bescheid über sie. Thorns Blick richtete sich abrupt auf Tuckers Gesicht. Sie zwang sich zu einem weiteren beruhigenden Atemzug. Sie wussten, dass sie telepathisch begabt war, aber das hieß nicht, dass sie über ihre Kindheit Bescheid wussten.
    Konnte sie Sam loslassen? Sie begab sich in seinen Kopf. Er kämpfte eindeutig gegen die Narkose an, um ihretwillen. Weil sie derart aufgelöst war und er sich Sorgen um sie machte. Sie beschwichtigte ihn, beteuerte ihm, dass sie zurechtkam, und brachte ihn subtil dahin, die Narkose zu akzeptieren. Sie konnte exakt den Moment bestimmen, in dem er nachgab, abdriftete und ihr entglitt, sodass sie die qualvolle Trennung spürte und von Neuem ganz und gar allein war.
    »Danke«, rief Lily mit gedämpfter Stimme.
    »Hauptsache, Sie retten ihn«, sagte Thorn laut genug, dass die Ärztin sie hören konnte. Sie zwang sich, weiterhin durchzuatmen. Heitere Gelassenheit an den Tag zu legen, sich total ruhig und gefasst zu geben. Denn sie behielten sie alle im Auge, jetzt sogar noch aufmerksamer.
    Diesmal ergriff sie die Initiative, das Operationszelt zu verlassen. Sie bekam dort drinnen keine Luft mehr. Tucker und der rothaarige Mann folgten ihr hinaus. Sie schaffte es mit weichen Knien bis zu den Bäumen. Dort blieb sie stehen, lehnte sich an einen robusten Stamm und holte tief Luft.
    »Sind Sie bewaffnet?«, fragte Tucker.
    Ihre Augenbrauen schossen in die Höhe. »Selbstverständlich bin ich bewaffnet. Ich bin Daiki Yoshiies Leibwächterin. Er hat mehr Morddrohungen bekommen als Ihr Präsident. Ich habe alle erforderlichen Genehmigungen, um Waffen zu tragen, sogar in Ihrem Land.« Sie sprach mit großer Würde und mit bewusst gesenkter Stimme, als sei seine Frage absolut lächerlich. Sie war nicht ganz sicher, was sie tun würde, falls er ihr befahl, ihre Waffen abzulegen. Und es kam gar nicht in Frage, dass sie sich einer Durchsuchung unterziehen würde.
    »Sie haben den Hubschrauber runtergeholt«, sagte Tucker. Es war keine Frage, sondern eine sachliche Feststellung. Sie nahm an, er wusste es, weil Sam nicht mit Pfeil und Bogen bewaffnet war und er eine Meldung von dem Aufräumkommando erhalten hatte, das die Leichen entsorgte.
    Sie blieb ruhig und ließ keinerlei Gefühl erkennen. »Es war notwendig für unser Überleben.«
    Tucker zog eine Flasche Wasser aus seinem Marschgepäck. »Sie müssen durstig sein.«
    Sie musterte die angebotene Flasche sorgfältig. Sie behandelten sie weiterhin wie einen Gast, doch ihr Wächter, der rothaarige Soldat, war eindeutig in Alarmbereitschaft. Sein Blick hatte sich, ganz gleich, was um sie herum vorging, keinen Moment von ihr abgewandt.
    »Danke.« Sie nahm die Flasche und wies damit auf den Soldaten. »Ist ihm die Aufgabe zugeteilt worden, sicherzugehen, dass ich nicht

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