Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)
uns einige Erklärungen abzugeben, bevor wir die Sache weiterverfolgen.«
Tucker bestätigte Ryland mit einem Nicken, dass er verstanden hatte. Er nahm den Jungen in seine Arme und wirkte größer denn je, da sich der Kleine an ihn klammerte.
Sam hatte gewusst, dass es dazu kommen würde, doch er hatte sich trotzdem etwas mehr Zeit erhofft, um seine Beziehung zu Azami zu festigen. Er wollte nicht, dass sie Anstoß an dem scharfen Verhör nahm, dem Ryland sie jetzt mit Sicherheit unterziehen würde. Ryland kannte sie kaum und konnte daher nicht wissen, dass sie keine Bedrohung für Daniel oder das Team darstellte. Er würde versuchen, es auf seine Weise herauszufinden.
Sam warf einen Blick auf Azami. Sie war unmöglich zu durchschauen. Ihre Gesichtszüge drückten dieselbe Gelassenheit aus wie sonst auch, und das konnte bedeuten, dass sie nach ihren Enthüllungen mit Rylands Verhör gerechnet hatte, aber es konnte ebenso gut heißen, dass sie jederzeit bereit war, sich den Weg freizukämpfen und das Anwesen zu verlassen.
»Ms. Yoshiie.« Ryland wies auf die Tür. »Nach Ihnen.«
Wieder flatterten ihre Wimpern federleicht und wunderschön, die sie fragil und feminin wirken ließen, obwohl Sam wusste, dass sie stahlhart war. Sam ging einen Schritt hinter ihr her, und Ryland schüttelte den Kopf.
»Du nicht, Sam. Du bleibst hier.«
Es war ein unmissverständlicher Befehl. Sam war in erster Linie Soldat, und er hatte noch nie in seinem Leben einen Befehl von Ryland missachtet. Jeder Muskel in seinem Körper spannte sich an. Ryland machte auf dem Absatz kehrt, um Azami aus dem Zimmer zu folgen, doch Sam nutzte seine Geschwindigkeit, um ihm den Weg abzuschneiden. Die Auswirkung der Teleportation auf seinen Körper raubte ihm den Atem, doch das spielte keine Rolle. Wenn Azami sozusagen vor ein Exekutionskommando trat, dann würde sie es nicht allein tun.
»Bei allem gebührenden Respekt, Sir, aber das kann ich nicht tun.«
Stille senkte sich über den Raum. Alle drehten sich um und starrten ihn an. Er sah Ryland fest in die Augen.
»Das war keine Bitte, Soldat«, sagte Ryland.
»Das ist mir bewusst, Sir, aber in diesem speziellen Fall habe ich das Gefühl, ich habe keine andere Wahl, als an dieser Besprechung teilzunehmen, und daher ersuche ich darum, dass dieser Befehl zurückgenommen wird.«
»Und wenn ich es nicht tue, liegt dann die Absicht zur Missachtung vor?«
Ehe Sam etwas darauf antworten konnte, trat Ryland so dicht vor ihn, dass sie fast Nase an Nase standen. Sam wich nicht zurück. Lange Zeit starrten sie einander schweigend an.
Sag mir, was sie dir bedeutet.
Sie ist meine Lily. Ich glaube an sie, Rye. Sam antwortete seinem Freund und Kommandanten auf die einzige Weise, die er kannte – voller Aufrichtigkeit. Sie ist eine von uns, ob sie es zugibt oder nicht. Ich bin in ihrem Kopf gewesen, und sie könnte eine Bedrohung für uns niemals vor mir verbergen. Sie ist nicht wegen Daniel hergekommen.
Ryland starrte ihn noch ein paar Minuten länger an, ehe er nickte und sich abrupt abwandte, um aus dem Raum zu stolzieren.
»Bist du übergeschnappt?«, zischte Ian. »Du kannst von Glück sagen, dass du verwundet bist. Hat jemals einer von uns einen Befehl missachtet?«
»Er versteht, dass ich keine andere Wahl habe«, sagte Sam und schnappte sich sein Hemd vom Nachttisch. Die Mühe mit den Schuhen sparte er sich und tappte barfuß hinter Ryland und Azami her.
Seine Teamgenossen scharten sich schützend um ihn, und er stellte fest, dass er dankbar für ihre Kameradschaftlichkeit war. Es mochte zwar sein, dass sie nicht verstanden, was hier vorging, doch sie zeigten ihm ihre Unterstützung und hofften, Ryland würde ihm nicht den Kopf abreißen oder ihn für den Rest seines Lebens unter Hausarrest stellte.
Sam wartete, bis Azami anmutig auf einen Stuhl sank, ehe er den Stuhl neben ihr wählte. Ihm entging nicht, dass die Männer rasche Blicke miteinander wechselten, aber das störte ihn nicht. Azami würde nicht allein sein, wenn Ryland sie verhörte. Sam war restlos davon überzeugt, dass sie nicht Whitneys Verbündete war und dass sie keine Bedrohung für Daniel darstellte. Ganz im Gegenteil wollte sie dem Kind helfen.
»Vielleicht könnte ich eine Tasse Tee haben«, schlug Azami vor. »Wenn das möglich wäre.«
Sie wirkte vollkommen ruhig – viel ruhiger, als ihr zumute war. Sam hätte sie gern eng an sich gezogen und sie vor dem beschützt, was ihr bevorstand, aber sie ließ deutlich erkennen,
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