Spiel der Herzen (German Edition)
verfolgte ihn mit all ihren Sinnen. Ihr war in jedem Moment bewusst, wie er roch, wo er stand, mit wem er sprach, was er sagte.
Am schlimmsten waren die Nächte, in denen sie von Erinnerungen an ihr wundervolles nächtliches Treffen heimgesucht wurde. Wenn sie sich im Bett berührte, erinnerte sie sich an das Gefühl, wie seine Hände sie erregt hatten … wie er ihre Brüste liebkost und sie zwischen den Beinen gestreichelt hatte … wie er sie in den siebten Himmel …
»Schenken Sie mir doch bitte etwas von dem Mandelsirup ein, Miss Lake«, sagte Lady Minerva und reichte ihr ihr Glas. »Nach Ihrem glückseligen Gesichtsausdruck zu urteilen, muss er ungeheuer köstlich sein.«
Annabel zuckte zusammen und wurde rot. Als sie merkte, dass Jarret sie aufmerksam beobachtete, wäre sie am liebsten im Erdboden versunken. Konnte er Gedanken lesen? Konnte etwa seine ganze Familie Gedanken lesen?
Sie schenkte Lady Minerva schweigend ein, weil sie Angst hatte, etwas zu sagen, das ihre Gefühle verriet.
Nach einer Weile lehnte sich Jarret wieder in seinem Stuhl zurück. »Dann erklär mir doch bitte, Minerva, was so furchtbar wichtig ist, dass Großmutter dich eigens hergeschickt hat, um mich abzuholen?«
»Eigentlich«, warf Lord Gabriel ein, »hat sie mich geschickt. Minerva ist nur aus Neugier mitgekommen.«
»Doch nicht aus Neugier!«, protestierte Lady Minerva. »Aus purer Verzweiflung! Großmutter macht mich verrückt. Sie lädt einen ungebundenen Mann nach dem anderen zum Dinner ein, und wenn ich versuche, mich davor zu drücken, täuscht sie einen Anfall vor.«
»Bist du sicher, dass sie nur simuliert?«, fragte Jarret stirnrunzelnd.
»Sie erholt sich jedes Mal schnell genug, um zum Dinner erscheinen zu können. Wie würdest du das nennen?«
Jarret gluckste. »Es muss ihr tatsächlich besser gehen, wenn sie schon wieder ihre Spielchen spielt.« Er sah Annabel über den Tisch hinweg an. »Ein Grund mehr, nicht übereilt abzureisen.«
»Wir möchten Sie wirklich nicht von Ihrer Arbeit abhalten«, sagte Hugh. »Sie und ich, wir können unserem Vertrag morgen früh noch den letzten Schliff geben und dann können Sie sich mittags schon auf die Heimreise machen.«
Annabels Herz setzte einen Schlag aus.
In Jarrets Gesicht zeigte sich pure Verdrossenheit, als er sie ansah. »Es gibt noch einige Dinge, die ich mit Ihnen besprechen möchte. Wir brauchen mindestens noch einen Tag.«
»Ich würde gern noch bleiben«, sagte Lady Minerva, »aber Großmutter hat uns sehr präzise Anweisungen erteilt. Wir sollen dich rechtzeitig zu dem Treffen mit den Mälzern nach Hause bringen.«
»Zur Hölle noch mal! Das habe ich völlig vergessen.«
»Wenn wir morgen Mittag aufbrechen, werden wir es gerade noch schaffen, aber später darf es nicht werden«, entgegnete Lady Minerva.
Annabel zwang sich, praktisch zu denken. »Und je früher Sie nach London zurückkehren, desto eher können Sie unser Angebot den Kapitänen der East India unterbreiten«, bemerkte sie. »Das ist doch eine gute Sache.« Der Gedanke an seine Abreise brachte sie um.
In seine Augen trat ein grimmiger Ausdruck, als sie auf Annabels Blick trafen. »Eigentlich schon.«
Seine Antwort klang recht verhalten, was selbst Lord Gabriel auffiel. Er stieß seine Schwester, die neben ihm auf dem Sofa saß, mit dem Ellbogen an. »Der alte Knabe will anscheinend gar nicht mehr weg von Burton, was?«
Jarret ignorierte seinen Bruder und wendete sich dem schweigsamen Mr. Pinter zu. »Ich nehme an, Sie haben auch Nachrichten für mich?«
»Ja, Sir. Ich habe mich um die beiden Angelegenheiten gekümmert, denen ich nachgehen sollte. Da ich nicht sicher war, ob Lady Minerva und Lord Gabriel Sie zur Rückkehr würden bewegen können, dachte ich, ich fahre am besten mit, um mit Ihnen zu besprechen, wie wir weitermachen.«
»Er wollte kein Wort über diese geheimnisvollen ›Angelegenheiten‹ sagen«, beschwerte sich Lady Minerva. »Ich habe die ganze Fahrt über versucht, ihm etwas zu entlocken.«
»Sie hat ihn regelrecht drangsaliert«, sagte Lord Gabriel lachend und warf Annabel einen verschwörerischen Blick zu. »Unsere Schwester könnte der Wand die Farbe abschwatzen, wenn sie wollte. Sie beide gäben ein unschlagbares Gespann ab.«
Lady Minerva schenkte Annabel ein strahlendes Lächeln. »Ehrlich, ich weiß nicht, was er meint. Sie machen einen sehr zurückhaltenden Eindruck.«
»Weil sie in deiner Anwesenheit nicht zu Wort kommt«, warf Jarret ein. »Wenn du ihr
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