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Spiel der Herzen (German Edition)

Spiel der Herzen (German Edition)

Titel: Spiel der Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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fragte ihn womöglich nach seinen Eltern und nach den Gründen, warum er allein unterwegs war.
    George setzte sich aufs Bett und dachte nach. Vielleicht konnte er einen der Diener dazu bringen, ihn in die Postkutsche zu setzen und so zu tun, als schicke er ihn zu seiner Familie in London. Nein, das würde keiner der Diener tun. Jeder von ihnen würde ihn verraten. Aber wen konnte er sonst fragen?
    Er sprang vom Bett auf. Tony Mawer! Er war siebzehn – ihm würde der Kutscher glauben. Und seit George in der Kutsche eines Marquess aus London zurückgekehrt war, waren Toby und seine Freunde netter zu ihm gewesen. Nicht gerade freundlich, aber nicht mehr so gemein wie früher.
    Außerdem hatte er etwas, das Toby wollte: die Uhr, die ihm sein Vater geschenkt hatte.
    George holte sie aus der Schublade. Sie war aus echtem Gold, und auf der Rückseite stand: Für George Lake zu seinem zwölften Geburtstag am 9. Januar 1825 . Es war seine erste Uhr. Er bekam einen Kloß im Hals. Wollte er sie wirklich hergeben?
    Er musste es tun. Er brauchte sein ganzes Geld für London und die Reise. Abgesehen davon hatte er sonst nichts, was Toby interessierte.
    Schweren Herzens steckte er die Uhr in die Tasche. Er würde Toby bitten, ihm zu helfen, und dann würden sie einen Treffpunkt für kurz vor Mitternacht ausmachen. Wenn alle schliefen, würde er sich aus dem Haus schleichen und mit der Kutsche nach London fahren. Und wenn schließlich alles getan war, würde die Welt wieder in Ordnung sein.

25
    Annabel blieb vor Geordies Tür stehen und lauschte. Es beunruhigte sie, dass er nicht zum Frühstück heruntergekommen war. Schon beim Abendessen hatte er sich sonderbar benommen und schweigend vor sich hingebrütet. Er hatte zwar gelegentlich seine Launen, doch diesmal war es anders gewesen – als hätte eine unglaubliche Wut in ihm gebrodelt, die er mit aller Macht unterdrückte.
    Aber Geordie unterdrückte nie irgendetwas. Normalerweise ließ er seinem Ärger freien Lauf, wenn er verstimmt war.
    Wahrscheinlich war es nur ein Zeichen dafür, dass er allmählich erwachsen wurde und lernte, seine Gefühle zu beherrschen, doch das bedeutete, dass es wirklich höchste Zeit wurde, ihm die Wahrheit zu sagen.
    Falls er Wind von den Gerüchten um sie und Lord Jarret bekam, würde er böse auf sie beide sein, und um das zu verhindern, musste sie ihm die Gründe nennen, warum Jarret es zuließ, dass sie diesen Klatsch ertragen musste. Und warum sie Jarret nicht heiraten wollte.
    Sie hatte die ganze Nacht gebraucht, um sich ein Herz zu fassen.
    Sie klopfte an die Tür. Geordie gab keine Antwort. Höchst besorgt drückte sie die Klinke hinunter, aber die Tür war abgeschlossen – obwohl sie ihm verboten hatten abzuschließen.
    »Geordie, mach sofort die Tür auf!«, rief sie.
    Keine Reaktion.
    Nachdem sie noch einmal gerufen hatte und nichts geschah, lief sie die Treppe hinunter, um Hugh zu holen, und betete, dass er noch nicht zur Brauerei gegangen war. Wenig später standen sie zu dritt vor Geordies Tür, und Hugh schloss sie mit zitternden Händen mit dem Ersatzschlüssel auf.
    Das Zimmer war leer. Leer! Wo zum Teufel steckte der Junge?
    Dann sah Annabel das offene Fenster und das Seil, das am Bettpfosten festgebunden war, und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Sie lief ans Fenster und befürchtete schon, Geordie blutend und mit gebrochenen Gliedern im Garten liegen zu sehen, aber auf dem Boden waren nur zwei Schuhabdrücke zu erkennen.
    Hugh kam an ihre Seite. »Verdammt, was führt der Bursche im Schilde?«
    »Er ist weggelaufen. Hugh, er ist weggelaufen!«
    »Unsinn, es muss eine andere Erklärung geben. Warum sollte er weglaufen?«
    »Du hast doch gesehen, wie merkwürdig er gestern war!«, fuhr sie ihn an, während Sissy nach der Dienerschaft rief. »Irgendetwas hat ihm zu schaffen gemacht!«
    »Er ist wahrscheinlich nur ausgebüxt, um ein Feuer im Wald zu machen oder im Fluss Aale zu fangen oder sonstige Dummheiten anzustellen.« Hugh bemühte sich, ruhig zu klingen, aber in seinem Gesicht malte sich Besorgnis ab. »Er wird jeden Moment hereinkommen und sich damit brüsten, etwas Verbotenes getan zu haben. Alle Jungs in diesem Alter machen solche Sachen.«
    »Bist du jemals mitten in der Nacht aus deinem Fenster geklettert?«, fragte Sissy. »Ich glaube nicht, Hugh Lake. Du musst den Wachtmeister rufen. Er muss sofort herkommen.«
    »Das mache ich erst, wenn wir sicher sind, dass er nicht nur die Straße hinunter zu seinen Großeltern

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