Spiel der Herzen (German Edition)
»Aber Allsopp in Burton macht durchaus Profit. Warum nicht auch wir?«
»Und wenn ich es dir verbieten würde?«
Nun huschte dieser störrische Ausdruck über sein Gesicht, den sie so gut kannte. »Und wenn ich dir die Brauerei zurückgeben würde?« Er erhob sich und ging zur Tür.
»Warte!« Gut gemacht, Jarret, wirklich gut gemacht, dachte sie. Er würde eines Tages einen hervorragenden Großindustriellen abgeben. Sie musste verrückt gewesen sein, als sie gedacht hatte, er solle besser Rechtsanwalt werden.
Aber nun kam der schwierige Teil: Sie musste nachgeben, und es durfte nicht so aussehen, als fiele es ihr leicht. »Was soll ich während deiner Abwesenheit tun?«
Er blieb an der Tür stehen und warf ihr einen misstrauischen Blick zu. »Harper und Croft kommen die paar Tage allein zurecht. Ich werde dafür Sorge tragen, dass sie wissen, was zu tun ist. Ich sollte nicht lange weg sein.«
Sie runzelte die Stirn. »Zu dieser Sache bekommst du meinen Segen nicht.«
»Dann ist es ja gut, dass ich deinen Segen nicht brauche.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich bin nicht hergekommen, um mir deine Erlaubnis zu holen. Ich wollte dich nur auf dem Laufenden halten. Und nachdem ich das getan habe, werde ich nach Burton aufbrechen. Ist das klar?«
Dieser unverschämte Bengel! Sie brachte ein steifes Nicken zustande.
»Gut.« Er überraschte sie damit, dass er zu ihr trat und ihr einen Kuss auf die Stirn gab. »Hör bitte auf Dr. Wright, ja? Und pass um Gottes willen auf dich auf.«
Damit verschwand er.
Sie wartete, bis sie unten die Tür ins Schloss fallen hörte, dann rief sie nach ihrem pfiffigsten Diener.
»Folgen Sie meinem Enkel«, befahl sie ihm. »Aber bitte diskret. Er wird zu einem Gasthaus fahren, wo eine gewisse Miss Lake auf ihn wartet, mit der er verreisen wird. Sobald sie abgefahren sind, fragen Sie den Gastwirt über die Dame aus und bringen so viel wie möglich über sie in Erfahrung, dann erstatten Sie mir sofort Bericht.«
Mit einem Nicken eilte der Diener davon, um ihren Anordnungen Folge zu leisten.
Sie ließ sich lächelnd in ihre Kissen sinken. Es sah ganz danach aus, als sollte es ein guter Tag werden.
7
Annabel sah Sissy dabei zu, wie sie nervös im Aufenthaltsraum des Gasthauses auf und ab ging. Nach einer Weile blieb sie vor ihr stehen.
»Wie sehe ich aus?« Sissy trug ihr bestes Tageskleid aus violettem Samt und hatte sich mit den Amethysten geschmückt, die sie nur bei besonderen Gelegenheiten anlegte. Ihre Wangen waren gerötet, und ihre blauen Augen strahlten.
»Du siehst wie immer bezaubernd aus«, entgegnete Annabel.
»Und du siehst aus wie eine Waschfrau.« Sissy verzog das Gesicht. »Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, warum du diesen braunen Sack trägst. Wir reisen immerhin mit dem Sohn eines Marquess!«
»Wir werden unterwegs mehrmals Halt machen und aussteigen, und es sieht nach Regen aus. Ich trage doch nicht mein bestes Sonntagskleid, nur weil unser Begleiter zufällig ein Lord ist.« Und schon gar nicht, nur weil er sie im Korridor geküsst hatte. Und sie dazu gebracht hatte, Dinge zu fühlen, Dinge zu wollen …
Sie musste aufhören, daran zu denken! Er würde auf der Reise wahrscheinlich genauer nachforschen, warum Lake Ale in Schwierigkeiten war, und sie musste auf der Hut sein. Da war es sicherlich nicht hilfreich, wenn sie jedes Mal, wenn er ihr ein Lächeln zuwarf, zu einer verträumten Romantikerin wurde.
Sissy warf seufzend einen Blick auf die Uhr. »Ich hoffe, ihm ist nichts zugestoßen. Sollte er inzwischen nicht längst hier sein?« Lord Jarret hatte ihnen die Nachricht zukommen lassen, dass er um halb elf da sein würde, und nun war es schon fast elf.
»Wahrscheinlich lässt er sich einfach nur Zeit«, bemerkte Annabel trocken, »wie Lords es im Allgemeinen zu tun pflegen.«
»Er kommt!«, rief Geordie vom Fenster aus, wo er während der vergangenen halben Stunde Ausschau gehalten hatte.
Dass ihr Herz plötzlich höher schlug, gefiel Annabel gar nicht. »Woher weißt du, dass er es ist?«
»Da ist ein Wappen an der Tür und so weiter.« Geordie streckte die Brust heraus. »Wartet nur, bis mich Toby Mawer, dieser Rüpel, in der Kutsche eines Marquess vorfahren sieht. Er wird bestimmt ganz grün vor Neid!«
Annabel hatte kaum Zeit, ihre Nerven zu beruhigen, bevor Jarret mit großen Schritten den Aufenthaltsraum betrat, voller Selbstvertrauen und Arroganz und von seinem maßgeschneiderten dunkelblauen Gehrock bis zu seinen
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