Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel der Herzen (German Edition)

Spiel der Herzen (German Edition)

Titel: Spiel der Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
Vom Netzwerk:
seine Arbeit vernachlässigt, können wir nicht darüber hinwegsehen.«
    Jarret sah ihn wie vom Donner gerührt an. War es das , was Annabel ihm die ganze Zeit verheimlicht hatte?
    Aber vielleicht sollte er dem Wort eines Konkurrenten nicht trauen, der möglicherweise den wahren Grund seines Kommens herausgefunden hatte.
    »Ich wusste nicht, dass sich das Problem meines Freundes derart verschlimmert hat«, erwiderte er. »Die Damen sagten, er sei krank, und ich nahm an, er habe deshalb in letzter Zeit seine Pflichten vernachlässigt.«
    »Nun, Ihnen sagen sie selbstverständlich nicht die Wahrheit. Es wäre viel zu peinlich. Sie haben versucht, es vor jedermann zu verbergen.« Allsopp schnaubte. »Als wäre das in so einer kleinen Stadt überhaupt möglich. Die Leute reden. Die Bediensteten reden. Sehen Sie ihn sich an. Macht der Mann etwa einen kranken Eindruck auf Sie?«
    Er nickte in Richtung Tanzfläche, wo Lake dafür, dass er angeblich wenige Stunden zuvor Laudanum verabreicht bekommen hatte, recht gekonnt einen schottischen Reel tanzte.
    Andererseits hatte er tatsächlich am helllichten Tage geschlafen. Wer tat so etwas außer einem Kranken?
    Ein Mann, der die ganze Nacht durchgezecht hatte.
    Zur Hölle noch mal! Plötzlich ergab alles Sinn: Georges Unbehagen, wenn die Rede auf die Krankheit seines Vaters kam. Annabels Beunruhigung, als er gesagt hatte, er wolle nach Burton reisen, um sich die Brauerei anzusehen. Mrs. Lakes Nervosität. Er hatte die ganze Zeit geahnt, dass sie etwas vor ihm verbargen, aber eine tödliche Krankheit war es offensichtlich nicht gewesen.
    Er hätte es wissen müssen. Burton war nicht London, und die Männer in der Provinz ließen einen der Ihren nicht fallen, nur weil er krank war. Sie übten Nachsicht, versuchten der Familie zu helfen und nahmen Anteil an seinem Zustand.
    Ein Trinker hingegen konnte nicht mit Verständnis rechnen – schon gar nicht in den konservativeren Kreisen der Geschäftsmänner. Er wurde als schwach und labil angesehen, was er natürlich auch war. Seine Familie wurde bemitleidet oder im schlimmsten Fall sogar geächtet.
    Zorn wallte in ihm auf. Mit einer tödlichen Krankheit hätte er fertigwerden können. Es wäre zwar ein Problem gewesen, aber man hätte es bewältigen können. Trunksucht war jedoch eine prekäre Sache. Wenn Lake wegen eines Charakterfehlers das Vertrauen seiner Brauerkollegen verloren hatte, wie sollte Jarret dann die Kapitäne der East India dazu bringen, ihm sein helles Bier abzunehmen?
    Wäre Lake todkrank gewesen, hätte er ihn dazu überreden können, Annabel die Verantwortung zu übertragen. Geordie hätte die Brauerei geerbt, und Annabel hätte bis zu seiner Volljährigkeit die Geschäfte geführt. Aber ein Trinker war unberechenbar und unzuverlässig. Und jeder, der sich mit so jemandem zusammenschloss, wurde ebenfalls als unzuverlässig betrachtet – oder als Narr.
    Es sah alles in allem nach einer verhängnisvollen Verbindung aus. Plumtree hatte bereits zu kämpfen – und sich mit einem Unternehmen zusammenzutun, das am Rande des Ruins stand, konnte der Untergang sein. Wie hatte er nur so dumm sein können? Er hatte sich von Annabels Gerede von einer schnellen Lösung für die bestehenden Absatzprobleme dazu verführen lassen, ein unkalkulierbares Risiko einzugehen.
    Nein, er hatte sich von der Vorstellung verführen lassen, sie ins Bett zu bekommen. Und nun würde der Betrieb leiden, weil er zu einer guten Wette einfach nicht Nein sagen konnte. Weil er sie gewollt hatte.
    Und sie immer noch wollte, verdammt noch mal! »Wie lange vernachlässigt Lake seinen Betrieb jetzt schon?«, fragte er.
    »Mindestens ein Jahr. Wie ich hörte, hat er mit der Trinkerei angefangen, als die neuen russischen Zolltarife sich negativ auf das Geschäft auszuwirken begannen. Er machte Verluste und konnte mit dem Druck nicht umgehen. Das nehme ich jedenfalls an. Seitdem halten Miss Lake und sein Geschäftsführer den Betrieb zusammen. Sicher, Miss Lake würde fast alles tun, um die Brauerei ihres Vaters zu retten, aber sie ist nur eine Frau und sie –«
    »– kann eine Brauerei, die ihr nicht gehört, eigentlich nicht erfolgreich leiten, nicht wahr?«, sagte eine gramerfüllte Frauenstimme hinter ihnen.
    Als sie sich umdrehten, erblickten sie Annabel. Ihr hübsches Gesicht war aschfahl und von großer Scham gezeichnet. Sie sah ihn schuldbewusst an.
    Und in diesem Moment wusste er, dass alles, was Allsopp gesagt hatte, der Wahrheit

Weitere Kostenlose Bücher