Spiel der Herzen (German Edition)
nichtig.«
Sie tanzten schweigend weiter; er völlig mechanisch und sie mit in die Ferne gerichtetem Blick. Sie führten die Schritte und Drehungen aus wie zwei aufziehbare Automaten.
Nach einer Weile sah sie ihm schließlich in die Augen. »Und wenn wir die Wette noch einmal wiederholen – ohne Vorspiegelung falscher Tatsachen?«
Ihr stählerner Blick verriet ihm, dass sie es ernst meinte. Und die sofortige Reaktion seines Pulses sagte ihm, dass er genauso angetan von der Idee war, wie er es beim letzten Mal gewesen war.
Verärgert über den Verrat, den sein Körper an ihm beging, öffnete er den Mund, um ihr zu sagen, sie solle zur Hölle fahren. Stattdessen fragte er: »Was meinen Sie damit?«
Er wusste ganz genau, was sie meinte. Warum ließ er dann den Eindruck entstehen, er sei möglicherweise daran interessiert?
Weil er sie trotz allem immer noch in seinem Bett haben wollte. Und er hatte es schließlich auch verdient, sie zu bekommen. Sie hatte ihn belogen und manipuliert. Etwas sollte er zumindest von dem ganzen Schlamassel haben.
»Ich meine exakt die gleiche Wette«, entgegnete sie. »Wenn ich beim Kartenspiel gewinne, helfen Sie Lake Ale. Wenn Sie gewinnen …« Sie sah sich verstohlen um.
»Dann teilen Sie eine Nacht das Bett mit mir. Sagen Sie es!«, raunte er ihr zu.
»Dann werde ich eine Nacht das Bett mit Ihnen teilen«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Die Einsätze bleiben natürlich gleich.«
Er wich etwas mit dem Kopf zurück, um sie anzusehen. Ihre Wangen waren gerötet, doch das Kinn hatte sie trotzig vorgeschoben. Die Erkenntnis, wie viel sie für eine Brauerei zu opfern bereit war, ließ seinen Zorn von Neuem aufwallen.
Es ist im Grunde nicht mehr, als Großmutter zu opfern bereit war, dachte er dann. Annabel hat auch eine Familie, die sie retten muss.
Als dieser Gedanke unvermittelt sein Mitgefühl weckte, verzog er mürrisch das Gesicht. Sie war gewiss nicht bereit, ihre Unschuld an einen Taugenichts wie ihn zu verlieren, ohne sicher zu sein, dass sie auch etwas dafür bekam. Sie musste sich etwas Neues ausgedacht haben …
»Ein ausgezeichneter Plan, meine Liebe. Sie werden so oder so bekommen, was Sie wollen. Wenn Sie gewinnen, bekommen Sie Hilfe von mir. Und wenn ich gewinne, erzählen Sie Ihrem Bruder, dass ich Ihnen Ihre Unschuld geraubt habe, und ehe ich michs versehe, bin ich mit Ihnen verheiratet und habe Sie und die Brauerei Ihres Bruders am Hals!«
Sie starrte ihn mit offenem Mund an. »Wie können Sie nur so etwas Furchtbares sagen! Ich würde nie –«
»Nein? Und warum sollte ich Ihnen glauben?«
Sie senkte den Blick, und ihre Wangen färbten sich noch röter. »Weil man nichts rauben kann, was bereits geraubt wurde.«
Sie hatte es so leise gesagt, dass er nicht sicher war, ob er richtig gehört hatte. »Was?«
»Zwingen Sie mich nicht, es zu wiederholen«, sagte sie leise. »Ich hatte einen Verlobten, schon vergessen? Wir waren jung und impulsiv und verliebt. Den Rest können Sie sich denken.« Sie sah ihm in die Augen. »Was glauben Sie, warum ich nie geheiratet habe? Weil kein Mann eine unkeusche Braut haben will.«
Er sah sie prüfend an, doch allein die Tatsache, dass sie es ihm gestanden hatte, verriet ihm, dass es wahr war. Außerdem war sie beim Liebesspiel in der Scheune viel zu ungeniert gewesen, zu bewandert in Dingen, die eine Jungfrau nicht wissen konnte.
»Aha«, sagte er, während er ihre Worte erst einmal verarbeiten musste. »Noch mehr aufgedeckte Lügen.«
Sie sah ihn mit blitzenden Augen an. »In diesem Punkt habe ich Sie nie belogen. Sie haben nie danach gefragt. Sie haben nur angenommen, ich sei … was Sie dachten.«
Er biss die Zähne zusammen. Sie hatte recht. Sie hatte nicht ein einziges Mal behauptet, Jungfrau zu sein. Und selbst wenn sie es getan hätte, hätte er es ihr nicht verübeln können. So etwas offenbarte eine Frau schließlich nicht jedem.
»Weiß Ihr Bruder es?«, fragte er.
»Ja.«
»Wie konnte er –«
»Ich habe alles gesagt, was ich zu dem Thema zu sagen habe.« Die Röte hatte sich inzwischen auf ihrem Hals und ihrem Dekolleté ausgebreitet – auf ihr ziemlich großes Dekolleté, über das er sich, wie ihm plötzlich bewusst wurde, nach Herzenslust hermachen konnte, wenn er ihren Vorschlag annahm. Und beim Kartenspiel gewann.
Verdammt, wie konnte er überhaupt daran denken? Die törichte Wetterei mit ihr hatte ihn schon einmal in Schwierigkeiten gebracht.
Dennoch …
Es war die Gelegenheit für ihn, eine
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