Spiel der Herzen (German Edition)
was ihr offensichtlich auch klar war, denn sie redeten nur zu Beginn des Spiels bei der Ansage.
Doch sein Gewissen konnte er nicht zum Schweigen bringen.
Sie tut nur, was sie tun muss, um zu überleben, flüsterte es ihm ein. Und sie hat es nicht verdient, von einem weiteren Mann ausgenutzt und verlassen zu werden.
Er verdrängte die störenden Gedanken, um sich auf seine Karten zu konzentrieren. Nachdem er die Wette dummerweise angenommen hatte, war er als Gentleman verpflichtet, sein Wort zu halten, aber er würde die Brauerei Plumtree nicht aufs Spiel setzen, nur weil Annabel ihm eine anrührende Geschichte über ihren glücklosen Bruder und ihre gottverlassene Brauerei erzählt hatte.
Zum Glück hatte er ein hervorragendes Blatt bekommen, das sich durch die Karten, die er zog, noch verbesserte. Er betrachtete seine Karten mit grimmiger Genugtuung. Diesmal würde er, Gott sei Dank, nicht verlieren.
Das Spiel war in dem Moment entschieden, als er, nachdem sie ihre Ansagen getätigt hatten, einen Neunziger machte, der verdammt schwer zu schlagen war. Sie gab sich jedoch große Mühe und spielte sehr gut, richtiggehend genial. Aber beim Pikett konnte ihn einfach keiner besiegen.
Und so war es keine Überraschung für ihn, dass er einen Stich nach dem anderen machte, was ihm einen Capot und weitere vierzig Punkte einbrachte. Keine Überraschung, dass sie mit jedem weiteren Stich von ihm immer blasser wurde. In ihren Augen glomm Verzweiflung auf, die sie mit einem Lächeln zu überspielen versuchte, als er auch den letzten Stich machte und sich so den Sieg sicherte.
»Sie haben gewonnen«, stellte sie mit gespielter Unbekümmertheit fest.
»Ich habe Sie gewarnt«, entgegnete er.
»Ja, das haben Sie.« Sie wich seinem Blick aus und sammelte mit zitternden Händen die Karten zusammen. Sie machte einen völlig hilflosen Eindruck.
Daher war es auch keine Überraschung für ihn, sich sagen zu hören: »Ich werde nicht von Ihnen verlangen, dass Sie Ihre Wettschuld einlösen. Was mich angeht, ist die Angelegenheit damit erledigt.«
Ihn überkam eine sonderbare Ruhe. Er tat das Richtige; das wusste sie genauso gut wie er. »Ich wollte mich nur dieser verfluchten Verpflichtung entledigen, ein Geschäft mit Ihrem Bruder abschließen zu müssen, und das habe ich erreicht. Also müssen Sie nicht das Bett mit mir teilen. Gehen Sie nach Hause.«
17
Annabel traute ihren Ohren nicht. Eine Stunde zuvor hätte sie dieses Angebot noch mit Freude angenommen und sich glücklich geschätzt, dass ihr eine Nacht mit einem Mann erspart blieb, der so zornig auf sie war.
Doch seitdem hatte sich etwas verändert. Er hatte sich verändert. Und nach allem, was er gesagt hatte; nachdem er zugänglicher geworden war …
»Das müssen Sie nicht tun«, sagte sie. »Ich begleiche meine Schuld.« Als er bei dem Wort »Schuld« zusammenfuhr, fügte sie hastig hinzu: »Sie mögen mich vielleicht nicht für ehrbar halten, aber –«
»Es ist keine Frage der Ehre, Annabel.« Sein ganzer Körper war angespannt, seine Gesichtszüge wirkten wie in Stein gemeißelt. »Ich erlasse Ihnen Ihre Schuld. Als Sieger kann ich das tun.«
»Ich will aber nicht, dass Sie es tun!«, protestierte sie. »Ich habe diese Wette vorgeschlagen, und ich will nicht, dass Sie mir meine Schuld erlassen, nur weil Sie Mitleid mit mir haben.«
»Und ich will nicht, dass Sie nur wegen einer törichten Wette das Bett mit mir teilen!« Er stand auf, beugte sich über den Schreibtisch und nahm sie mit grimmigem Blick ins Visier. »Wenn ich jemals das Bett mit Ihnen teile, dann, weil Sie es wollen – und nicht aufgrund eines erfolglosen Versuchs, Ihre Familie, Ihren Bruder und Ihre verdammte Brauerei zu retten!«
In diesem Augenblick begriff sie, dass sie seinen Stolz verletzt hatte. Sie hätte es bereits erkennen müssen, als er ihr vorgeworfen hatte, dass ihre Küsse und Liebkosungen nur dazu gedient hätten, ihn zu ködern. Er wollte sie zwar nicht heiraten, aber ihm missfiel die Vorstellung eindeutig, von ihr nur als Mittel zum Zweck betrachtet zu werden.
Unerklärlicherweise wärmte ihr dieser Gedanke das Herz. Wenn er es so wichtig nahm … »Und wenn ich es nicht wegen der Wette mache?«
Er erstarrte, und einen Moment lang war sie nicht sicher, ob er verstanden hatte. Dann sah sie einen Muskel in seiner Wange zucken. Oh ja, er hatte verstanden.
»Aus welchem Grund sollten Sie es sonst tun?«, fragte er mit trügerisch sanfter Stimme.
Ihr stieg die Hitze ins
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