Spiel der Herzen (German Edition)
waren. »Du frierst«, stellte er fest, nahm die Decke, die zusammengefaltet am Fußende des Bettes lag, und breitete sie über ihnen aus. »Besser?«
»Ja, danke«, sagte sie befangen.
Sie so verschämt zu sehen, bezauberte ihn nur noch mehr. »Bin ich dir zu schwer?«, fragte er, weil er immer noch halb auf ihr lag. Ihre Beine waren miteinander verschlungen, und Annabels Arm war unter seiner Schulter eingeklemmt.
»Nein, so geht es.« Sie zog den Arm unter ihm hervor und drehte sich auf die Seite, um ihn anzusehen. Ihre Augen waren verdächtig verschleiert.
Er wischte ihr eine Träne von der Wange. »Habe ich dir wehgetan?«
Sie schüttelte den Kopf. »Es war einfach wundervoll. Ich hätte nie gedacht … Ich habe nie im Traum … B-beim ersten Mal war es nicht …«
Als sie verlegen verstummte, sagte er beschwichtigend: »Nach dem, was ich gehört habe, ist es nie besonders angenehm, wenn es beide zum ersten Mal tun.«
»Es ist nicht nur das. Du und ich … also, ich weiß, dass es für dich wahrscheinlich nichts Besonderes war, aber –«
»Sch«, machte er und küsste sie. »Es war wunderbar. Du bist wunderbar.«
Ein zufriedenes Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. »Aber am allerwunderbarsten bist du! Ich wusste eigentlich gar nicht, was ich tat.«
»Oh, du wusstest es«, sagte er.
Ihren Gesichtsausdruck im Moment des Höhepunkts würde er so schnell nicht vergessen. Es war unglaublich erregend gewesen, sie zu beglücken. Er hätte jauchzen können vor Freude.
Aber er hätte auch gern Antworten auf die Fragen gehabt, die an ihm nagten, seit sie ihm davon berichtet hatte, dass ihr Bruder Rupert nachgerannt war, um ihn zu zwingen, sie zu heiraten.
Er stützte den Kopf auf die Hand. »Erzähl mir von Rupert.«
Sie senkte zwar den Blick, aber den gequälten Ausdruck in ihren Augen sah er noch. »Was möchtest du wissen?«
Weil er es für angeraten hielt, klein anzufangen, fragte er: »Wie habt ihr euch kennengelernt?«
Sie atmete erleichtert auf. »Er und sein älterer Bruder waren die Söhne von Papas verwitwetem Geschäftsführer. Als Rupert vierzehn war und ich elf, starb sein Vater an Herzversagen, und er und sein Bruder wurden zu Waisen. Deshalb hat Papa ihnen Arbeit in der Brauerei gegeben. Sie kamen oft zum Abendessen zu uns nach Hause.«
»Also hast du ihn oft gesehen?«, fragte Jarret.
Sie nickte. »Ich glaube, ich war etwa vierzehn, als ich anfing, mehr für ihn zu empfinden. Bei ihm hat es länger gedauert. Als ich fünfzehn war, begann er, der Gehilfin eines Hutmachers den Hof zu machen. Ich war so furchtbar eifersüchtig, dass ich ihm eines Tages, als er mit ihr verabredet war, einen Korb Fische über den Kopf gekippt habe. Er ist mir nachgelaufen und hat mir Prügel angedroht.« Sie lächelte. »Stattdessen hat er mich geküsst. Und damit war die Tändelei mit der Gehilfin des Hutmachers beendet.«
Die entzückende Dorfromanze berührte ihn mehr, als ihm lieb war. Er sah Annabel im Alter von fünfzehn vor sich, rotwangig und naiv und verliebt in einen gutaussehenden Jungen. Und einen schrecklichen Moment lang hasste er den Mann über alle Maßen, dem ihr Herz – wenn auch nur für kurze Zeit – gehört hatte.
»Als ich sechzehn war«, fuhr sie fort, »hat Rupert bei Papa um meine Hand angehalten. Papa hat unserer Verlobung zugestimmt, aber er fand, für die Ehe sei ich noch zu jung. Dann starb Ruperts Bruder, und den Rest weißt du.«
»Aber nicht alles. Ich weiß, dass du dich an dem Abend, bevor er in den Krieg zog, heimlich mit ihm getroffen hast.« Jarret legte eine Hand unter ihr Kinn. »Aber ich verstehe nicht, warum ihr nicht geheiratet habt, nachdem er dich entjungfert hat. Ihr wart bereits verlobt. Da hättet ihr doch auch heiraten können.«
»Es war zeitlich nicht möglich«, erklärte sie stockend. »Er musste am nächsten Tag weg.«
»Dein Bruder hielt es aber anscheinend für möglich, sonst wäre er dem Mann nicht gefolgt. Rupert hätte noch in der Nacht eine Sondergenehmigung besorgen können, und ihr hättet morgens vor seiner Abreise noch schnell heiraten können.«
Sie drehte sich um und kehrte ihm den Rücken zu. »Dazu wäre die elterliche Zustimmung erforderlich gewesen.«
»Die hätte dein Vater sicherlich gern gegeben, wenn er gewusst hätte, dass Rupert dir deine Unschuld geraubt hatte. Ich verstehe nicht –«
»Er wollte mich nicht, okay?«
Jarret starrte sie verdutzt an. »Was soll das heißen?«
Ein schwerer Seufzer ließ ihren zierlichen
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