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Spiel der Herzen

Spiel der Herzen

Titel: Spiel der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mit Männern zu schlafen, war ihr nach wie vor ein Bedürfnis, das von Zeit zu Zeit gestillt werden mußte. Dabei schätzte sie die Abwechslung. Einen festen Freund hatte sie nicht; das hätte ihr schon wieder zu sehr in die Nähe einer Ehe geführt. Alles in allem war es für eine Frau wie Evelyn Herzer eine ganz natürliche Sache, daß sie, als ein Mann wie Werner Ebert ihr Büro betrat, innerlich nicht der Frage auswich, wie er wohl im Bett sein mochte.
    Er gefiel ihr auf Anhieb. Das hieß aber noch lange nicht, daß sie sich etwas anderes als einen rein dienstlichen Umgang mit ihm gestattet hätte.
    Umgekehrt – auf Werners Ebene – verhielt sich das nicht so. Für ihn hätte deshalb auch eine Beamtenlaufbahn immer wieder in karriereschädigende Sackgassen führen müssen. Als er Evelyn Herzer zu Gesicht bekam, erwachte in ihm zwar noch nicht der ganze Ladykillerinstinkt, aber vielleicht ein Viertel desselben. Daß drei Viertel vorläufig noch am Schlafen blieben, hatte seine Ursache darin, daß Evelyn doch ein paar Jahre älter war als er.
    Auch in Evelyns Zimmer wurde Werner als erstes ein Platz angeboten. Er dankte, setzte sich und begann: »Mein Name ist Ebert. Ich komme eigentlich mit einer Beschwerde zu Ihnen, aber es fällt mir nun nicht leicht, sie vorzubringen.«
    »Warum?«
    »Weil das zwangsläufig Ärger bei Ihnen hervorrufen muß – und das möchte ich nicht. Ärger macht nämlich, sagt Helena Rubinstein, häßlich.«
    Ein echter Werner-Ebert-Beginn. Frau Dr. Herzer war zwar überrascht, doch sie zeigte sich in der Lage, diesen Ball ohne weiteres aufzunehmen.
    »Dauernder Ärger, sagt sie.«
    »Trotzdem zögere ich.«
    »Dann kann der Anlaß zu Ihrer Beschwerde nicht sehr nachhaltig gewesen sein.«
    »Doch, das war er!«
    »Ich höre.«
    Frau Dr. Herzer traf Anstalten, sich ein bißchen bequemer auf ihren Stuhl zu setzen. Dazu mußte sie denselben etwas zurückschieben, um mehr Freiheit für ihre Beine zu gewinnen, damit sie sie übereinanderzuschlagen vermochte, was sie nun tat. Dadurch konnte auch der Schreibtisch, der sich zwischen der Posträtin und Werner befand, letzterem nicht mehr die ganze Sicht auf Evelyns Beine rauben. Nur noch deren Füße waren verdeckt; die Waden, die Knie – und noch ein Stückchen darüber – waren dem Blick Werners preisgegeben. Als Resultat erwachte ein zweites Viertel seines Ladykillerinstinktes. Evelyns Beine waren nämlich dazu angetan, einen solchen Effekt zu erzielen, natürlich ohne daß Evelyn Herzer ihn hätte auslösen wollen. Was sie tat, tat sie unbewußt, ohne sich Rechenschaft darüber abzulegen.
    »Sie sind die Vorgesetzte des Herrn Fahrenheit«, sagte Werner und fuhr, als die Posträtin nickte, fort: »Ich war bei ihm. Er hat mir eine Absicht unterstellt, die ich niemals hatte …«
    »Welche denn?«
    »Daß ich ihn bestechen wollte.«
    »Etwas Ähnliches wollten Sie ja auch.«
    Das verschlug Werner die Sprache. Erst nach kurzer Überlegung sagte er: »Er hat Sie angerufen?«
    »Ja.«
    »Aber ich hätte doch auch zu Herrn Wieland gehen können?«
    »Richtig«, sagte Frau Dr. Herzer. »Deshalb nehme ich an, daß er auch den angerufen hat.«
    So ist das also, dachte Werner und spürte, daß schon jetzt Anlaß für ihn bestand, einigem Boden nachzutrauern, den er hier bereits verloren hatte.
    »Was hat er Ihnen denn gesagt?« fragte er.
    »Er hat mir von Ihrem Wunsch erzählt, den er Ihnen erfüllen sollte, und von Ihrer Gegenleistung, die Sie dafür anboten.«
    »Der Mann hat keine Ahnung vom Tatbestand einer Bestechung.«
    »Er hat mir auch gesagt, daß Sie Jura studiert haben.«
    »Habe ich, ja.«
    »Ich auch. Zehn Semester. Und Sie?«
    Werner räusperte sich.
    »Ich?«
    »Ja.«
    »Zwei.«
    Frau Dr. Herzer ersparte es Werner, eine dazu passende Bemerkung zu machen. Dafür dankte er ihr im stillen.
    »Herr Fahrenheit ist einer unserer besten Beamten«, sagte sie.
    »So?«
    »Über ihn gab es noch nie eine Beschwerde.«
    »Das wundert mich aber.«
    »Trotzdem kann es natürlich sein, daß die Ihre zu Recht erfolgt. Entscheidend ist, ob das, was mir Herr Fahrenheit am Telefon sagte, der Wahrheit entspricht. Ich frage Sie deshalb ausdrücklich: Haben Sie ihm gegenüber die Veröffentlichung eines positiven Artikels über die Post in Aussicht gestellt? Und zweitens: Haben Sie ihn zur Herausgabe einer postlagernden Adresse bewegen wollen?«
    »Bewegen wollen!« wiederholte Werner in protestierendem Ton. »Ich habe ihm lediglich angedeutet, daß mir mit

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