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Spiel der Herzen

Spiel der Herzen

Titel: Spiel der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kann. Ein telefonierender Beamter, dessen Gespräch sich dehnt und dehnt und nie mehr enden will, während man bei ihm sitzt und wartet, bis er auflegt, gehört zu jenen Qualen der Zivilisation, die dem Untergang derselben im großen Atomkrieg, wenn er kommt, mildere Züge verleihen werden.
    Fahrenheits Telefonat drehte sich um eine Änderung der Essenszeiten in der Kantine des Verwaltungstraktes. In Zukunft sollte schon um zehn Minuten eher begonnen und dafür um zehn Minuten früher aufgehört werden. Amtmann Fahrenheit war mit diesem schwierigen Problem befaßt, weil seine Sekretärin dem Betriebsrat angehörte. Während er telefonierte, fiel sein abwesender Blick von Zeit zu Zeit auf seinen Besucher, dem er schließlich, als er selbst sah, daß sein Gespräch immer noch mehr an Länge gewann, per Zeichensprache mit der freien Hand Raucherlaubnis erteilte. Dadurch hellten sich Werners Züge, die sich trotz aller Beherrschung schon ein bißchen verfinstert hatten, wieder auf. Dankbar nickte er dem Amtmann zu, griff froh in die Tasche – und konnte nur mit Mühe einen Fluch unterdrücken. Er hatte ins Leere gegriffen. Die Zigarettenpackung lag im Auto.
    So kam es, daß Fahrenheit, als er nach einer wahren Ewigkeit endlich doch auflegte, als erstes an Werner die Frage richtete: »Sind Sie Nichtraucher?«
    Nachdem er von Werners Mißgeschick erfahren hatte, sagte er: »Tut mir leid, ich kann Ihnen auch keine Zigarette anbieten, ich rauche nur Pfeife.«
    Immerhin war aber daraus schon zu ersehen, daß sich Amtmann Fahrenheit in puncto Freundlichkeit mit Inspektor Felchen durchaus messen konnte. Wie um zu zeigen, daß er die Wahrheit gesprochen hatte, stopfte er sich gemächlich seine Pfeife, zündete sie sich an, hüllte sich in ein paar enorme Rauchwolken und sagte dann in nettem Ton zu Werner: »So, nun sind wir soweit – was kann ich für Sie tun?«
    »Ich bin Redakteur einer Zeitschrift«, antwortete Werner.
    »Interessant«, nickte Fahrenheit. »Wie ist Ihr Name, bitte?«
    »Dr. Ebert.«
    »Ebert? Wie der erste deutsche Reichspräsident?« Fahrenheit lachte kurz. »Der so oft im Kreuzworträtsel vorkommt?«
    »Ja.«
    »Sehr schön, Herr Doktor, es freut mich, Sie kennenzulernen. Meinen Namen haben Sie ja schon draußen an der Tür gelesen.«
    »Ja, Herr Fahrenheit. Freut mich ebenfalls.«
    »Darf ich meine Frage wiederholen, Herr Doktor? Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich trage mich mit dem Gedanken, mal einen Artikel über die Post zu veröffentlichen. Über den inneren Betrieb und so …«
    »Ja?« strahlte Amtmann Fahrenheit.
    »Und zwar einen positiven.«
    Fahrenheits Strahlen gewann noch an Intensität.
    »Ausgezeichnet!«
    »Daran dürfte doch Ihre Behörde doch interessiert sein?«
    »Aber sicher!«
    »Das Image der Post hat gerade nach der letzten Gebührenerhöhung eine Aufbesserung nötig.«
    »Das läßt sich nicht bestreiten, Herr Doktor, obwohl die Gebührenanhebung nicht zu umgehen war«, sagte Fahrenheit. »Wie hoch ist Ihre Auflage?«
    Diese Frage machte anscheinend ein kurzes Räuspern nötig, das Werner seiner Antwort vorausschicken mußte, ehe er erwiderte: »Nicht besonders hoch, Herr Amtmann, aber« – ein zweites Räuspern – »nicht wenige unserer Leser sind sogenannte Multiplikatoren. Sie wissen, was Multiplikatoren sind?«
    »Ja, Vervielfältiger.«
    »Richtig«, sagte Werner. »Leute also, die das, was sie hören oder lesen, weitergeben und dadurch vervielfältigen, multiplizieren. Der Lehrer ist der Prototyp eines Multiplikators.«
    »Noch mehr der Redakteur«, schmeichelte Amtmann Fahrenheit seinem Besucher.
    Die Pfeife war ihm ausgegangen. Sie wieder in Brand zu setzen, erforderte den Einsatz zweier Streichhölzer. Anschließend ließ Fahrenheit seinem mehr als freundlichen Ton eine gewisse Versachlichung angedeihen, als er fortfuhr: »Ihre Multiplikatoren in Ehren, Herr Doktor – aber was würde uns denn Ihr Artikel kosten?«
    »Nichts.«
    Fahrenheit riß die Augen auf.
    »Nichts?«
    »Keinen Pfennig!« bekräftigte Werner. »Und Sie wissen, was vergleichbare Inserate, die der Reklame dienen, heute kosten?«
    »Tausende!«
    »Sehen Sie.«
    Fahrenheit blickte Werner an.
    »Ich kann's nicht glauben«, sagte er.
    Seine Skepsis regte sich also immer noch, und das nicht zu Unrecht, wie sich zeigen sollte.
    »Das einzige, was ich von Ihnen erwarten würde«, sagte Werner, nachdem er sich erneut geräuspert hatte, »wäre eine kleine Gefälligkeit.«
    »Welche denn?«
    Nun war es also

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