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Spiel der Herzen

Spiel der Herzen

Titel: Spiel der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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von Brief zu Brief. Er verstünde es, erklärte er, zwischen den Zeilen zu lesen. Er habe eine Nase für Erotik, er rieche sie.
    »Weißt du, was ich rieche?« fragte Frank, als wieder ein Brief von Thekla eingetroffen war, mit der Nase an demselben.
    »Was?«
    »Das Parfüm von der.«
    »Gib her«, sagte Werner, den Brief Frank aus der Hand nehmend und selbst auch eine Riechprobe davon nehmend, worauf sein treffsicheres Urteil lautete: »Soir de Paris.«
    Nach einer Wiederholung seines Tests setzte er hinzu: »Absolut sicher! Und das sagt alles! Mit Soir de Paris verbindet sich für mich die Erinnerung an« – Werner küßte sich die Fingerspitzen – »solche Erlebnisse.«
    Er blickte vor sich hin, und plötzlich wurde in ihm wieder ein Entschluß wach, der längst schon in Vergessenheit geraten zu sein schien.
    »Ich muß nach Düsseldorf, Frank. Zur Post.«
    »Was ich davon halte«, entgegnete Frank, »habe ich dir schon gesagt.«
    »Nicht viel, ich weiß.«
    »Wie ich dich kenne, läßt du dich aber trotzdem nicht davon abhalten.«
    »Wir haben keine andere Wahl, Frank.«
    Schon am nächsten Tag setzte sich Werner Ebert ins Auto, fuhr nach Düsseldorf, konnte verhältnismäßig rasch das für sein Anliegen zuständige Postamt ausfindig machen, wählte aufs Geratewohl einen der zahlreichen Schalter, die sich im Endlosen zu verlieren schienen, und sagte zu dem Beamten, an den er geraten war: »Ich will es kurz machen, ich brauche eine Anschrift, die Sie mir geben können. Oder einer Ihrer Kollegen hier.«
    Ein kleines Schildchen, das auf dem Schalterbrett stand, trug den Namen des Beamten: Insp. H. Felchen.
    Inspektor Felchen war, seinem Rang entsprechend, noch nicht alt. Die Natur hatte ihn mit einem freundlichen, heiteren Wesen ausgestattet.
    »Welche Anschrift?« fragte er lächelnd.
    »Eine postlagernde«, blieb Werner dabei, es kurz zu machen.
    Inspektor Felchen schien leicht überrascht. Trotzdem blieb er freundlich wie zuvor.
    »Tatsächlich?« wollte er sich vergewissern.
    »Ja.«
    »Dann will ich es auch kurz machen, mein Herr. Schlagen Sie sich das aus dem Kopf.«
    »Ich habe keine andere Antwort von Ihnen erwartet«, sagte Werner. »Deshalb habe ich auch nicht lange um den heißen Brei herumgeredet, um keine Zeit zu verlieren.«
    »Wir sind uns also einig?« antwortete Inspektor Felchen.
    »Einig sind wir uns insofern, als Sie mir zu erkennen gaben, daß es Ihnen an der notwendigen Kompetenz fehlt, meinen Antrag positiv entscheiden zu können. Sie wissen jetzt, um was es mir geht? An welchen Ihrer Vorgesetzten muß ich mich wenden?«
    »Das ist schwer zu sagen.«
    »Warum?«
    »Weil Sie bei jedem dasselbe erleben werden wie bei mir«, meinte lächelnd Inspektor Felchen, der, wie erwähnt, ein freundlicher, heiterer sympathischer junger Mann war. Ein richtiger Bilderbuch-Rheinländer.
    »Das glaube ich nicht«, gab Werner seinem unverwüstlichen Optimismus Ausdruck. Nicht umsonst war er selbst ja auch ein geborener Rheinländer.
    Inspektor Felchen schien nachzudenken, dann meinte er: »Ich könnte Sie zu Amtmann Fahrenheit schicken.«
    Der Witz, zu dem sich dadurch Werner herausgefordert fühlte, war schwach. Nicht einmal Inspektor Felchen konnte noch darüber lachen.
    »Wie sagten Sie? Amtmann Celsius?«
    »Fahrenheit.«
    »Wo finde ich ihn?«
    »Im Verwaltungstrakt, Aufgang C oder F, zweite Etage, Zimmer zweihundertsechs.«
    Werner wiederholte: »Verwaltungstrakt, Aufgang C oder F, Zimmer sechshundertzwei.«
    »Zweihundertsechs.«
    »Was?«
    »Zimmer zweihundertsechs, aber nicht sechshundertzwei.«
    Und nun nahm Felchens entgegenkommendes Wesen ein Ausmaß an, das Werner die Verlegenheitsröte ins Gesicht trieb. »Soll ich es Ihnen aufschreiben?«
    Es gibt eben Freundlichkeiten, die Gift sind.
    »Nein«, antwortete Werner beherrscht, drehte mit einem knappen »Danke« ab und machte sich auf den Weg zu Amtmann Fahrenheit, für den gerade ein Telefongespräch begonnen hatte, als Werner zu ihm ins Zimmer trat. Fahrenheit hielt sich mit der einen Hand den Hörer ans Ohr, mit der anderen winkte er Werner, auf dem Besucherstuhl Platz zu nehmen.
    Eine Viertelstunde verging, eine halbe – und Fahrenheit telefonierte immer noch. Werner war dazu verurteilt, von Zeit zu Zeit auf seine Uhr zu blicken. Dies tat er unauffällig, um nicht den Eindruck zu erwecken, daß er ungeduldig sei.
    Nur wer die Situation, in der Werner sich befand, am eigenen Leib auch schon erfahren hat, weiß, wie unerträglich sie werden

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