Spiel der Herzen
also.«
»Stört dich das?«
»Ja«, sagte Frank.
»Dann schreib es ihr.«
»Was soll ich ihr schreiben? Daß sie ein Flittchen ist?«
Werner blickte Frank an wie einen Doofen, wobei er sagte: »Nein, das natürlich nicht, sondern daß du gegen Ehebruch bist. Ohne Wenn und Aber. So lautet doch ihre erste Frage?«
Frank nickte.
»Und die zweite«, fuhr Werner fort, »warum du das bist?«
»Ja.«
»Gibt es etwas Einfacheres für dich, als darauf zu antworten? Bei deiner Ehe? Du brauchst doch nur auf dich als Ehemann zu blicken. Etwas anderes wäre es, wenn du ein großer Seitenspringer vor dem Herrn wärst.«
»Weiß man's?«
»Was?«
»Ob ich ein solcher bin oder nicht?«
Darauf konnte Werner nur geringschätzig grinsen.
»Du nicht! Du bist doch längst für die Menschheit verloren, wenn ich mal so sagen darf. Für dich könnte deine Frau auch dann noch die Hand ins Feuer legen, wenn Marilyn Monroe von den Toten auferstehen und versuchen würde, dich rumzukriegen.«
»Die Monroe soll in Wirklichkeit gar nicht so toll gewesen sein«, wich Frank aus.
»Kennedy, konnte man kürzlich lesen, war anderer Ansicht.«
»Glaubst du denn das?«
Werner zuckte die Achseln.
»Ich sage, man konnte es lesen.«
»Die schreiben doch jeden Dreck in Amerika.«
»Aber sie tun es gekonnt, das muß ich ihnen als Journalist lassen.«
»Ein schönes Können.«
»Entscheidend ist, was die Leute lesen wollen. Diese Maxime gilt für alle Gebiete. Was erwarten die Leute? Das wird ihnen gegeben, das wird für sie produziert. Sieh dir doch die Städte an, die ihr Architekten uns nach dem Krieg hingestellt habt. Ist das etwa durch die Bank viel anderes als himmelschreiender Murks?«
»Es gibt auch Ausnahmefälle.«
»Welche denn?«
»Das olympische Zeltdach in München z. B.«, sagte Frank.
»Hör mir mit dem auf!« rief Werner. »Ein reines Schaustück! Fürs Auge toll, ja! Aber nur fürs Auge!«
»Wieso?«
»Bist du schon mal drunter gesessen? Bei schlechtem Wetter?«
»Nur bei gutem«, mußte Frank eingestehen.
»Das ist dein Fehler, denn sonst wüßtest du, was ich meine«, sagte Werner.
Die beiden waren von Theklas Brief abgekommen, zu dessen Beantwortung Frank die nötige Begeisterung fehlte. Einen Tag später konnte er sich aber doch dazu durchringen. Er machte sich die Mittagszeit im Büro zunutze, nachdem er zu Hause angerufen hatte, daß er durcharbeiten müßte und dafür am Nachmittag eher heimkommen würde. Eine andere Gelegenheit als die im Büro bot sich ihm für sein Tun nicht, das er vor Helga zu verbergen hatte. Dies galt für alle seine Briefe an Thekla Bendow. Er klopfte sie mit eigener Hand auf der Schreibmaschine, erklärte, dabei nicht gestört werden zu wollen. Kein Wunder, daß Fräulein Melchior, seine Sekretärin, darüber erstaunt war und in ihr der Entschluß reifte, der Sache bei günstiger Gelegenheit einmal etwas nachzugehen. Wieder einmal schrieb er also:
Liebe Thekla,
Ihr letzter Brie f machte mir Kopfzerbrechen. Das können Sie schon daraus ersehen, daß ich mit meinem Freund Werner Ebert über ihn sprach. Das brachte aber nicht viel, eigentlich gar nichts. Werner ist ein zynischer Mensch, der, wenn er verheiratet wäre, dem Seitensprung für sich selbst in seiner Ehe immer ein großes Vergnügen abgewinnen würde. Nach ihm kann man nicht gehen. Andererseits ist es schwer, ein Beispiel zu finden, das dem seinen widerspricht. In meinem Bekanntenkreis gibt es verheiratete Männer – und Frauen –, die fremdgehen, und solche, die treu sind. Unter denen, die fremdgehen, gibt es hervorragende Charaktere; und unter denen, die absolut treu sind, gibt es Schweine, deren Leben nur aus Schandtaten besteht. Verstehen Sie, was ich sagen will, Thekla? Je länger man sich mit der Thematik befaßt, desto komplizierter wird sie. Die Fragen mehren sich. Ein Mann, der in einer intakten, absolut glücklichen Ehe lebt und fremdgeht – was ist mit dem? Nun, entscheidend ist da wohl auch, ob er regelmäßig fremdgeht oder nur einmal. Tut er's regelmäßig, kann die Ehe nicht intakt und glücklich sein. Insofern steckt schon ein Widerspruch in Ihrer Frage. Tut er's aber nur einmal, soll dann seine Ehe daran kaputtgehen? Das wäre doch Wahnsinn, meine ich.
Was ist besser: eine völlig ausgeleierte Ehe, die sich Jahr für Jahr nur noch dahinschleppt, in der aber die Partner – aus welchen Gründen immer (z. B. Gründen der Religiosität, der Impotenz) – einander treu sind; oder eben eine intakte,
Weitere Kostenlose Bücher